Previous Page  88 / 310 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 88 / 310 Next Page
Page Background

Qualitative Analyse

88

Ein zentraler Punkt bei der Entscheidung Tamaras, sich ganz den Kindern widmen zu wollen,

basiert auf ihren Erfahrungen, die sie gemacht hat, als sie relativ rasch nach der Geburt ihres ersten

Kindes wieder zu arbeiten angefangen hat. Tamara dazu:

„Das Problem war einfach, dass ich so hin

und hergerissen war. Ich wollte auch meinen Job gut machen. Darum habe ich auch immer mehr

Stunden gehabt. Natürlich, wenn man sich engagiert, dann bekommt man auch immer mehr Aufgaben

angetragen und das will man auch gut machen. Dann kommt man nicht mehr so schnell raus, weil das

und jenes noch zu machen ist. Das hat mir Spaß gemacht, keine Frage. Es waren total interessante

Sachen. Auf der anderen Seite, will ich doch zu Hause bei meinem Kind sein und sehen, wie meine

Tochter neue Sachen lernt. Ich war total hin und hergerissen und das hat mich sehr gestresst. Du

willst einerseits die Arbeit gut machen, aber auch andererseits für deine Kinder da sein. Da habe ich

auch gemerkt, wo ich zu Hause war, hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf, was ich alles noch in der

Arbeit zu erledigen hätte und in der Arbeit war ich mit den Gedanken bei meiner Tochter, weil ich

auch gerne bei ihr gewesen wäre.“

Dass Tilo nicht in Karenz gegangen ist und Tamara, der ein beruflicher Wiedereinstieg wichtig ist,

nicht weiterhin erwerbstätig geblieben ist, war primär eine finanzielle Entscheidung. Für Tilo wäre

das kein Problem gewesen – ganz im Gegenteil, er wäre sehr gerne zu Hause geblieben. Daher haben

sie sich entschieden, dass Tilo für 18 Monate Kinderbetreuungsgeld bezieht und in dieser Zeit seine

Arbeitszeit auf 50% reduziert. Diese Aufteilung deckt sich auch mit ihrem Rollenbild, welches für sie

keine geschlechterspezifischen Aufgaben vorsieht. Dies steht nach Einschätzung Tamaras ganz im

Gegensatz zum allgemein vorherrschenden Rollenbild, wenn sie meint:

„[Die Rollenbilder] sind eher

die klassischen, alten Rollenbilder“

und meint damit nicht, dass die Frau zu Hause bleibt und der

Mann arbeiten geht, sondern

„Nein, nein. Beides. Die Frau geht arbeiten und macht auch die Arbeit

zu Hause.“

20.

Ursula und Ulrich

Mutter (Interview-Partnerin)

Vater

KBG-Variante:

12+2 pauschal

KBG-Bezug Vater:

Nein

Erwerbstätig vor Geburt – Ausmaß:

55 Std./W

Erwerbstätig vor Geburt – Ausmaß:

65 Std./W

Höchster Bildungsabschluss:

Hochschul- / FH-

Abschluss

Höchster Bildungsabschluss:

Lehrabschluss /

Fachschule /

Berufsbildende

Mittlere Schule

Einkommensstufe:

€ 1.151 bis € 1.550

Einkommensstufe:

€ 1.551 bis € 2.050

Karenz:

12 M

Karenz:

Nein

Zuverdienstgrenze:

Zuverdienstgrenze:

Erwerbstätig neben KBG-Bezug:

Nein

Erwerbstätig nach KBG-Bezug:

Nein

Ursula, 35 Jahre, und Ulrich, 33 Jahre sind verheiratet und haben ein gemeinsames Kind,

welches im Februar 2010 zu Welt kam. Das zweite Kind kommt in wenigen Wochen auf die Welt.

Daher – weil der Abstand zwischen den beiden Kindern relativ gering ist – haben sie sich für die

pauschale Kurzvariante 12+2 entschieden. Die Familienplanung bedingt auch, dass Ursula nach

Ablauf des derzeitigen Kinderbetreuungsgeld-Bezugs naturgemäß keiner Erwerbstätigkeit nachgehen

möchte. Beim zweiten Kind werden sie voraussichtlich die Variante 20+4 nehmen, weil Ursula noch