

Qualitative Analyse
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Ein zentraler Punkt bei der Entscheidung Tamaras, sich ganz den Kindern widmen zu wollen,
basiert auf ihren Erfahrungen, die sie gemacht hat, als sie relativ rasch nach der Geburt ihres ersten
Kindes wieder zu arbeiten angefangen hat. Tamara dazu:
„Das Problem war einfach, dass ich so hin
und hergerissen war. Ich wollte auch meinen Job gut machen. Darum habe ich auch immer mehr
Stunden gehabt. Natürlich, wenn man sich engagiert, dann bekommt man auch immer mehr Aufgaben
angetragen und das will man auch gut machen. Dann kommt man nicht mehr so schnell raus, weil das
und jenes noch zu machen ist. Das hat mir Spaß gemacht, keine Frage. Es waren total interessante
Sachen. Auf der anderen Seite, will ich doch zu Hause bei meinem Kind sein und sehen, wie meine
Tochter neue Sachen lernt. Ich war total hin und hergerissen und das hat mich sehr gestresst. Du
willst einerseits die Arbeit gut machen, aber auch andererseits für deine Kinder da sein. Da habe ich
auch gemerkt, wo ich zu Hause war, hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf, was ich alles noch in der
Arbeit zu erledigen hätte und in der Arbeit war ich mit den Gedanken bei meiner Tochter, weil ich
auch gerne bei ihr gewesen wäre.“
Dass Tilo nicht in Karenz gegangen ist und Tamara, der ein beruflicher Wiedereinstieg wichtig ist,
nicht weiterhin erwerbstätig geblieben ist, war primär eine finanzielle Entscheidung. Für Tilo wäre
das kein Problem gewesen – ganz im Gegenteil, er wäre sehr gerne zu Hause geblieben. Daher haben
sie sich entschieden, dass Tilo für 18 Monate Kinderbetreuungsgeld bezieht und in dieser Zeit seine
Arbeitszeit auf 50% reduziert. Diese Aufteilung deckt sich auch mit ihrem Rollenbild, welches für sie
keine geschlechterspezifischen Aufgaben vorsieht. Dies steht nach Einschätzung Tamaras ganz im
Gegensatz zum allgemein vorherrschenden Rollenbild, wenn sie meint:
„[Die Rollenbilder] sind eher
die klassischen, alten Rollenbilder“
und meint damit nicht, dass die Frau zu Hause bleibt und der
Mann arbeiten geht, sondern
„Nein, nein. Beides. Die Frau geht arbeiten und macht auch die Arbeit
zu Hause.“
20.
Ursula und Ulrich
Mutter (Interview-Partnerin)
Vater
KBG-Variante:
12+2 pauschal
KBG-Bezug Vater:
Nein
Erwerbstätig vor Geburt – Ausmaß:
55 Std./W
Erwerbstätig vor Geburt – Ausmaß:
65 Std./W
Höchster Bildungsabschluss:
Hochschul- / FH-
Abschluss
Höchster Bildungsabschluss:
Lehrabschluss /
Fachschule /
Berufsbildende
Mittlere Schule
Einkommensstufe:
€ 1.151 bis € 1.550
Einkommensstufe:
€ 1.551 bis € 2.050
Karenz:
12 M
Karenz:
Nein
Zuverdienstgrenze:
–
Zuverdienstgrenze:
–
Erwerbstätig neben KBG-Bezug:
Nein
Erwerbstätig nach KBG-Bezug:
Nein
Ursula, 35 Jahre, und Ulrich, 33 Jahre sind verheiratet und haben ein gemeinsames Kind,
welches im Februar 2010 zu Welt kam. Das zweite Kind kommt in wenigen Wochen auf die Welt.
Daher – weil der Abstand zwischen den beiden Kindern relativ gering ist – haben sie sich für die
pauschale Kurzvariante 12+2 entschieden. Die Familienplanung bedingt auch, dass Ursula nach
Ablauf des derzeitigen Kinderbetreuungsgeld-Bezugs naturgemäß keiner Erwerbstätigkeit nachgehen
möchte. Beim zweiten Kind werden sie voraussichtlich die Variante 20+4 nehmen, weil Ursula noch