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Seite 20 WISO

Zehntel der Männer zu. Aber nach der Zahl der wö-

chentlich geleisteten Arbeitsstunden betrachtet, war

der Unterschied viel weniger gravierend, als man an-

nehmen könnte. Dies allein erklärt die Einkommens-

differenzen jedoch noch nicht.

Entscheidender war die höchst unterschiedliche Ver-

teilung von Frauen und Männer über die verschie-

denen Berufe und Berufsgruppen. Die Frauen waren

in einem größeren Ausmaß auf einige wenige Be-

rufsfelder konzentriert als die Männer. Hauptsächlich

auf Berufsgruppen, die ein relativ niedriges Einkom-

mensniveau boten. Dies betraf den Dienstleistungs-

bereich, Tätigkeiten im Verkauf und Büroassistenz-

berufe. Auch bei den Hilfsarbeitskräften waren die

Frauen in der Mehrheit.

Dennoch: Auch die Analyse nach Berufen erreicht

rasch ihre Grenzen und kann die Unterschiede nicht

gänzlich klären. Denn auch in Berufen mit durch-

schnittlich niedriger Bezahlung und einem hohen An-

teil von Frauen, lagen die Einkommen der Männer

im Schnitt noch immer um etwa ein Viertel über den-

jenigen der Frauen - bei ganzjähriger Vollzeitarbeit!

Ganz offensichtlich gibt es noch andere Faktoren –

eine Reihe von Faktoren – welche in den verwende-

ten Statistiken nicht abgebildet werden.

Über die Gründe, warum „weibliche“ Berufsgruppen

ein niedrigeres Verdienstniveau bieten, kann viel

spekuliert werden: manches kann mit dem Aufwand

der Ausbildungen erklärt werden, aber es geht auch

um gesellschaftliche Wertzuschreibungen. So könn-

te man z.B. mit einiger Berechtigung die Frage stel-

len, warum etwa die soziale Komplexität von pflege-

rischen Berufen als weniger „(geld-) wert“ betrachtet

wird, als die technische Komplexität von technischen

Berufen.