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Zehntel der Männer zu. Aber nach der Zahl der wö-
chentlich geleisteten Arbeitsstunden betrachtet, war
der Unterschied viel weniger gravierend, als man an-
nehmen könnte. Dies allein erklärt die Einkommens-
differenzen jedoch noch nicht.
Entscheidender war die höchst unterschiedliche Ver-
teilung von Frauen und Männer über die verschie-
denen Berufe und Berufsgruppen. Die Frauen waren
in einem größeren Ausmaß auf einige wenige Be-
rufsfelder konzentriert als die Männer. Hauptsächlich
auf Berufsgruppen, die ein relativ niedriges Einkom-
mensniveau boten. Dies betraf den Dienstleistungs-
bereich, Tätigkeiten im Verkauf und Büroassistenz-
berufe. Auch bei den Hilfsarbeitskräften waren die
Frauen in der Mehrheit.
Dennoch: Auch die Analyse nach Berufen erreicht
rasch ihre Grenzen und kann die Unterschiede nicht
gänzlich klären. Denn auch in Berufen mit durch-
schnittlich niedriger Bezahlung und einem hohen An-
teil von Frauen, lagen die Einkommen der Männer
im Schnitt noch immer um etwa ein Viertel über den-
jenigen der Frauen - bei ganzjähriger Vollzeitarbeit!
Ganz offensichtlich gibt es noch andere Faktoren –
eine Reihe von Faktoren – welche in den verwende-
ten Statistiken nicht abgebildet werden.
Über die Gründe, warum „weibliche“ Berufsgruppen
ein niedrigeres Verdienstniveau bieten, kann viel
spekuliert werden: manches kann mit dem Aufwand
der Ausbildungen erklärt werden, aber es geht auch
um gesellschaftliche Wertzuschreibungen. So könn-
te man z.B. mit einiger Berechtigung die Frage stel-
len, warum etwa die soziale Komplexität von pflege-
rischen Berufen als weniger „(geld-) wert“ betrachtet
wird, als die technische Komplexität von technischen
Berufen.