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WISO Seite 5

Alle gleich

Um die für Frauen und Männer wirtschaftliche Chancengleichheit

herzustellen, müsste sich so einiges ändern

ZUR EINFÜHRUNG - Mag. Armin Erger

Wenn etwas hitzig diskutiert wird, dann die Verhält-

nisse von Frauen und Männern. Dabei sollte es ei-

gentlich gar keiner Diskussion bedürfen. Männer und

Frauen sind gleich. Daher sollten sie für die gleiche

Arbeit das Gleiche bekommen. Und sie sollten die

gleichen Chancen eingeräumt bekommen. Punkt.

Eigentlich. Die rechtliche Gleichstellung zwischen

Frauen und Männern am Arbeitsmarkt wurde er-

reicht. Bislang noch nicht verwirklicht wurde die

ökonomische Gleichstellung der Geschlechter. Das

ist aber möglicherweise die noch anspruchsvollere

Herausforderung und angesichts der vorliegenden

Daten ein immer noch weit entferntes Ziel. Frauen

verdienen deutlich weniger und sind weniger gut in

den Arbeitsmarkt integriert. Was sind die Gründe?

Direkte, geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung

spielt dabei eine Rolle, aber vermutlich keine so gro-

ße, wie oft angenommen. Geschlechtsspezifische

Einkommensunterschiede, welche nicht durch ande-

re Faktoren erklärbar sind, werden in einer aktuellen

Studie auf 6,4 % geschätzt.

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Bestimmender sind andere Faktoren. Der erste Fak-

tor äußert sich in den vorgelagerten Prozessen von

Ausbildungs- und Berufswahl. Sofern wirklich eine

„Wahl“ besteht – das ist aber noch eine andere Fra-

ge! Ausbildung und Beruf üben einen massiven Ein-

fluss auf die ungleiche Verteilung der Einkommen

zwischen den Geschlechtern aus. Die Arbeitswelten

von Frauen und Männern sind nämlich keineswegs

deckungsgleich. Im Grunde könnte beinahe von ei-

nem getrennten Arbeitsmarkt gesprochen werden.

Einige Branchen und Berufe sind fast ausschließlich

weiblich, andere – wie etwa die Bauindustrie und der

produzierende Bereich - sind sehr männlich domi-

niert. So arbeiten rund 70 % der Frauen in der EU

in Berufen, in denen zumindest 60 % der Beschäf-