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werden kann, dies als vollständige Erklärung jedoch
sicher nicht ausreicht. Ganz offensichtlich bestim-
men die unterschiedlichen beruflichen Positionen
von Männern und Frauen und die Verteilung über die
verschiedenen Branchen mindestens ebenso we-
sentlich über die Einkommenschancen.
C. Die Verteilung von Männern und
Frauen über die Branchen
C.1. Wirtschaftsabschnitte
Männer und Frauen verteilen sich unterschiedlich
über die verschiedenen Branchen der
Tiroler Wirtschaft. Nach der ÖNACE-
Systematik lassen sich die Betriebe in 21
Wirtschaftsabschnitte einteilen. Bereits
hier, in dieser eher groben Systemati-
sierung lassen sich bereits große Un-
terschiede in der Verteilung erkennen.
Allerdings besteht die große Schwäche
dieser Analyse darin, dass die Zuord-
nung zu einem Wirtschaftsabschnitt per
se keinerlei Aussage über die konkrete
Arbeitstätigkeit einer Person zulässt. So
werden sowohl der Spezialist für Halb-
leitertechnologie, als auch die Buchhal-
terin zur Sachgüterproduktion gezählt,
wenn sie im selben Produktionsbetrieb
tätig sind. Zwei Perspektiven können
eingenommen werden: Einerseits,
wie viele der männlichen oder weibli-
chen Beschäftigten in einer Branche
tätig sind (alle männlichen/ weiblichen
Beschäftigten in Tirol = 100 %). Ande-
rerseits, wie hoch der Männer- bzw.
Frauenanteil in einer Branche ist (alle
Beschäftigten in der Branche = 100 %).
In der Sachgüterproduktion war 2016
fast ein Fünftel der männlichen Be-
schäftigten (36.766 Personen) tätig
und der Männeranteil innerhalb der
Branche betrug 72 %. Gleichzeitig war
die Sachgüterproduktion eine der ein-
kommensstärksten Branchen in Tirol.
Der Einkommensschnitt lag mit einem
Jahresnettobezug von € 24.768 um
knapp 29 % über dem Tiroler Durch-
schnitt. Weitere beschäftigungsstarke
Branchen der Männer waren der Bau
mit 13 % der männlichen Beschäftigten
(22.289 Personen) und der Handel mit
12 % der Tiroler Männer (21.072 Per-
sonen). Der Männeranteil im Baugewerbe lag 2016
bei 88 % und im Handel bei 44 %. Die relativ gro-
ße Anzahl männlicher Beschäftigter im Handel mag
zunächst überraschen, allerdings ist hier der stark
männlich geprägte Kfz-Handel inklusive Werkstätten
mit erfasst.
Für die Frauen war der Handel die größte Beschäf-
tigungsbranche (19 % der weiblichen Beschäftigten:
26.812 Personen), der Frauenanteil im Handel lag
bei 56 %. Im Gegensatz zur Sachgüterproduktion,
der Hauptbeschäftigungsbranche der Männer, lag
das Einkommensniveau im Handel mit EUR 17.482
unterhalb des generellen Tiroler Einkommensschnitts
9%
54%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Männer
Frauen
Teilzeitquote 2016
Grafik 2: Teilzeitquote in Tirol im Jahr 2016 auf Basis der Mikrozensus-Befra-
gungen der Statistik Austria. Die Zuteilung Vollzeit/Teilzeit erfolgt nach Selbst-
einschätzung der Befragten.
34,2
Stunden
25,7
Stunden
-
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
35,0
40,0
Männer
Frauen
geleistete Arbeitsstunden 2016
Grafik 3: Nach den tatsächlich durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden (Er-
werbsarbeit) unterscheiden sich Frauen und Männer sehr viel weniger, als es
ein Blick auf die Teilzeitquote suggeriert. Das Arbeitszeitausmaß alleine kann
also die Einkommensunterschiede nicht ausreichend erklären.