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tigten Frauen sind.
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Die Top 4 Berufe der Frauen
in Österreich (Verkaufskräfte, Reinigungspersonal,
Büro- und Sekretariat und Lehrkräfte) sind zu 80 %
weiblich. Gleichzeitig sind es Berufe die in der Regel
kein hohes Einkommensniveau bieten und in denen
Teilzeitarbeit weit verbreitet ist. Das Thema Teilzeit
führt direkt zum zweiten Faktor, der für die unglei-
che Einkommensverteilung zwischen Männern und
Frauen verantwortlich ist: die Gründung von Famili-
en. Denn abseits der unterschiedlichen Ausbildungs-
und Berufswahlentscheidungen gibt es keine objekti-
ven Gründe, warum sich Frauen und Männer in ihren
Arbeitskarrieren unterscheiden sollten. Kommen
aber Kinder mit ins Spiel, spalten sich die beruflichen
Wege von Frauen und Männern auf. Die Frauen
sind es nämlich, die mehrheitlich den Hauptteil der
Betreuung der Kinder übernehmen und dafür auch
beruflich zurückstecken. Längere Auszeiten aus der
Arbeitswelt, eine massive Zunahme der Teilzeitarbeit
und auch ein Wechseln in zeitlich weniger beanspru-
chende Berufe sind die Folge. Die Konsequenz: die
Einkommen der Frauen fallen deutlich hinter denen
der Männer zurück. Dabei sorgen die gesellschaftli-
chen Voraussetzungen dafür, dass diese Verhältnis-
se sich immer und immer wieder reproduzieren.
Denn wenn Frauen von vorn herein tendenziell we-
niger Einkommen erzielen, macht es aus rein ökono-
mischer Sicht durchaus Sinn, wenn sie die Kinderbe-
treuung übernehmen und der einkommensstärkere
Partner, zumeist eben der Mann, weiterhin arbeiten
geht. So geraten auch fortschrittliche, an Gleich-
stellung orientierte Paare, in das Fahrwasser einer
„traditionellen“ familiären Arbeitsteilung. Und nichts
ändert sich.
Was also tun? Es könnte an den Wertehaltungen
angesetzt werden, indem immer wieder und wieder
darauf hin gewiesen wird, dass „Ganze Männer hal-
be-halbe machen“, wie es einmal in einer Kampagne
des damaligen Frauenministeriums hieß. Dass dabei
nur die Männer in die Pflicht genommen werden, soll
an dieser Stelle einfach als notwendige Überzeich-
nung akzeptiert werden. Appelle an die Vernunft oder
das – nur möglicherweise schlechte – Gewissen zei-
gen aber die Tendenz, ungehört zu verhallen.
Das Angebot und die Nachfrage nach weiblichen Ar-
beitskräften kann auch in den Fokus genommen wer-
den. Angebotsseitig geht es um Initiativen die mehr
Mädchen in einkommensstärkere Berufe bringen.
Diese Programme, wie FIT – Frauen in die Technik,
haben aber noch nicht in der breiten Masse zu einer
veränderten Ausbildungswahl geführt und können
nur auf die lange Frist eine Veränderung hervorbrin-
gen. Nachfrageseitig sollten sich Unternehmen viel
stärker bewusst sein, dass sie, wenn sie Frauen nicht
aktiv fördern, mittel- bis langfristig auf die Hälfte des
Talentepools verzichten. Die größte ungenutzte Res-
source in der Bekämpfung des Fachkräftemangels
sind schlicht und einfach die Frauen.
Ein nach wie vor sehr großes Potenzial liegt im wei-
teren Ausbau der Kinderbetreuung. Diese Forde-
rung wird zwar seit Jahren und Jahrzehnten beinahe
schon mantraartig erhoben, aber trotz einer spürba-
ren Verbesserung der Situation, ist eine – weitge-
hend – problemlose Vereinbarkeit von Beruf und Fa-
milie noch immer nicht Realität. Dabei geht es neben
der Verfügbarkeit von ausreichenden Plätzen und
angepassten Öffnungszeiten auch um die Qualität
der gebotenen Betreuung. Eltern müssen ihre Kinder
mit gutem Gewissen in die Obhut der Einrichtungen
geben können – sonst werden sie es nicht tun.
Ein weiterer Hebel findet sich in den Budgetüberle-
gungen der Haushalte: Erst wenn sich das ökono-
mische Kalkül für Eltern so verändert, dass eine Be-
teiligung beider Eltern an der Kinderbetreuung nicht
mehr zu einer finanziellen Belastungsprobe wird,
werden sich die Aussichten auf eine tiefere Arbeits-
marktintegration der Frauen deutlich bessern. Die
Neugestaltung des Kinderbetreuungsgeldes mit ei-
ner Aufteilung zwischen den Elternteilen ist sicherlich
ein guter Beitrag in diese Richtung – sollte aber noch
ausgebaut werden.
So müssen also mehrere Bedingungen zusammen-
kommen, um die Situation entscheidend zu verbes-
sern: aufgeschlossenere gesellschaftliche Werte-
haltungen, welche die Beteiligung der Väter an der
Kinderbetreuung und die Erwerbstätigkeit von Müt-
tern wertschätzen anstatt sie zu sanktionieren. Un-
ternehmen mit einer aktiven Förderung des weibli-
chen Nachwuchses in nachgefragten Berufsfeldern.
Und institutionelle Rahmenbedingungen, welche das
ökonomische Kalkül der Eltern zugunsten einer auf-
geteilten Betreuung verändern.
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Florian Wakolbinger, Der Tiroler Arbeitsmarkt im Wandel der Zeit. Status Quo, Herausforderungen, Perspektiven (2016)
2
The Economist (October 7th – 13th, 2017), S. 54: The gender gap – Men, women and work