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Schwerpunkt I - Mag. Armin Erger
Trotz jahrzehntelanger gesellschaftspolitischer Be-
mühungen, eine ökonomische Gleichstellung von
Frauen und Männern zu erreichen, sind die Resultate
bescheiden. Das Ergebnis: die Einkommensschere
schließt sich nicht. Auf einer breiten Ebene ist der
Hauptgrund dafür weniger in einer geschlechtsspe-
zifischen Lohndiskriminierung zu sehen - auch wenn
diese eine Rolle spielt - sondern in erster Linie in der
unterschiedlichen Positionierung von Männern und
Frauen am Arbeitsmarkt. Das betrifft die Berufe, in
denen sie tätig sind, die Branchen und das Ausmaß
der Arbeitszeit.
Der Status quo am Tiroler Arbeitsmarkt ist das Ergeb-
nis vieler individueller Handlungen und gesellschaft-
licher Prozesse. Dies beginnt bei der Berufswahl
bzw. Ausbildungsentscheidung junger Mädchen, die
in vielen Fällen auf „klassische“ Berufswege fällt, bis
hin zu den fehlenden weiblichen „Seilschaften“, wel-
che den Aufstieg über die Karriereleiter erleichtern
könnten. Obwohl die Frauen in den letzten Jahrzehn-
ten die Bildungsgewinnerinnen sind und die Männer
oftmals qualifikatorisch überholt haben, gelingt es
nicht, diesen Erfolg im Arbeitsmarkt umzusetzen.
Diese komplexen und oft subtilen Prozesse kön-
nen im Rahmen dieses Artikels unmöglich adäquat
dargestellt werden. Deshalb konzentrieren sich die
folgenden Ausführungen auf den Faktor der unter-
schiedlichen Positionierungen am Arbeitsmarkt. Drei
Aspekte werden dabei beleuchtet: Erstens, das Ar-
beitszeitausmaß von Männern und Frauen. Zwei-
tens, die Verteilung von männlichen und weiblichen
Beschäftigten über die verschiedenen Branchen der
Tiroler Wirtschaft. Drittens, die Verteilung von Män-
nern und Frauen über die verschiedenen Berufsgrup-
pen.
Getrennter Arbeitsmarkt?
Eine Bestandsaufnahme zu Beschäftigung
und Einkommen der Frauen in Tirol