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POSITIONEN: ZUR ARBEIT

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Nr. 80, Dezember 2015

MEHR NETTO

Gemeinsam erreicht: Jetzt tritt die Lohnsteuersenkung in Kraft.

Wie viel Ihnen mehr bleibt, sehen Sie auf

mehrnetto.arbeiterkammer.at

ARBEIT DARF NICHT KRANK MACHEN!

AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:

W

ir alle kennen die

Forderungen: Die

Beschäftigten sollten

länger arbeiten, weil ihre

Pensionen sonst nicht

finanzierbar seien. Nur

werden diese Plattitüden

nicht wahrer, weil man sie

ständig wiederholt. Vielmehr

scheinen dieWK-FunktionäreWidersprüche zu über-

sehen: Wenn sie ein höheres Pensionsantrittsalter –

und andererseits dauernd soziale Verschlechterungen

für Arbeitnehmer verlangen. Hinzu kommt, dass viele

Betriebe die Gesundheit ihrer Mitarbeiter als deren

individuelles Problem sehen. Ganz anderes zeigt

die letzte Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der

Statistik Austria auf: Rund 1 Million der insgesamt 6,5

Millionen Erwerbstätigen und jemals Erwerbstätigen

gaben zumindest eine arbeitsbedingte Gesundheits-

beeinträchtigung an. Und so ziehen all die krankma-

chenden Faktoren amArbeitsplatz – körperliche wie

psychische – nicht nur Leid, sondern auch Kosten in

Milliardenhöhe nach sich.Wenn wir länger arbeiten

sollen, dann benötigen wir endlich ausreichend

gesunderhaltende und alternsgerechte Arbeitsplätze.

Deshalb fordert die AK z. B. eine gesetzliche Verpflich-

tung zur betrieblichen Gesundheitsförderung oder

eine Reduzierung von Überstunden durch Einführung

eines „Überstunden-Euro“.

A

rbeit darf unter keinen

Umständen krank ma-

chen, trotzdem werden

TirolerInnen seit 1990

mit einer kontinuierlich

steigenden Arbeitsinten-

sität zunehmend belastet.

Knapp 50 Prozent aller Kran-

kenstände sind auf Belastungen

amArbeitsplatz zurückzuführen. Offensichtlich fruch-

tet die Freiwilligkeit zur betrieblichen Gesundheits-

förderung nicht. Wir fordern daher weitreichende

Maßnahmen im Bereich des ArbeitnehmerInnen-

Schutzes. Das reicht von einer besseren Verteilung

der Arbeitszeit durch eine Verkürzung der tatsäch-

lichen Arbeitszeit über alternsgerechte Arbeitsplätze

bis hin zu Sanktionen für Arbeitgeber, die keine

gesundheitsfördernden Maßnahmen setzen wollen.

Gesundheitsbewusster leben ist modern und für

viele Menschen untrennbar mit ihren Vorstellungen

von Lebensqualität verbunden.

Mit der Einführung der betrieblichen Gesund-

heitsförderung würde man organisationsstrategische

Strukturen schaffen, welche ausreichende Erholungs-

phasen und die bessere Vereinbarkeit von Berufs-

und Privatleben bieten. Die Zielsetzung in diesem

Bereich muss sein, dass man menschenwürdige und

menschengerechte Arbeitsplätze schafft, denn Arbeit

darf nicht krank machen.

M

it vielen gesetz-

lichen Vorgaben ist

es in den vergangenen

Jahren gelungen, die

Zahl der durch Arbeit

hervorgerufenen körper-

lichen Schäden spürbar

zu senken. Hier hat der

Gesetzgeber, speziell auf Druck

der Gewerkschaften und Arbeiterkammern, aber auch

durch die EU, richtig gehandelt. So wird Sicherheit

amArbeitsplatz auch nicht mehr als Hindernis und

Schikane, sondern als hilfreiches Mittel für ein gesun-

des und möglichst unfallfreies Arbeiten anerkannt.

So sehr die körperlichen Schäden aber zurückgehen,

so sehr steigen leider auf der anderen Seite die

psychischen Belastungen und die damit verbundenen

Erkrankungen. Auch dieses Problemwurde schon vom

Gesetzgeber erkannt und die ersten Schritte einge-

leitet. Nur sind psychische Prozesse und die Ursachen

psychischer Erkrankungen ungleich schwieriger zu

fassen. Deshalb gilt es, die Arbeitspsychologie massiv

auszubauen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer wissen, was sie für ein gesundes Arbeiten

brauchen und werden auch von vielen Unternehmern

unterstützt. Jetzt gilt es noch, die schwarzen Schafe

in der Unternehmerschaft zu überzeugen, damit

gemeinsam dafür gesorgt werden kann, dass Arbeit

nicht krank macht – egal in welcher Form.

G

esetze und Verord-

nungen zum Schutz

der Arbeitnehmer am

Arbeitsplatz gibt es.

Auch das Bewusstsein

für gesunde Lebens-

weise ist gestiegen. Viele

Initiativen wurden ins

Leben gerufen, umMenschen

die Gesundheit amArbeitsplatz zu erhalten, und

die Arbeitsunfälle gehen auch zurück und dennoch:

Es gibt eine Zunahme an psychischen Erkran-

kungen. Zwar wurde mit der ASchG-Novelle (BGBl.I

Nr.118/2012), die am 1. 1. 2013 in Kraft getreten

ist, mit Neuerungen hinsichtlich Arbeitsplatzeva-

luierung psychischer Belastungen das Problem

erkannt – aber leider nicht gebannt. 2,4 Millionen

Fehltage letztes Jahr (laut Hauptverband), verur-

sacht durch psychische Erkrankungen, sind alar-

mierend. Leistungsdruck, verstärkt durch Krisen (in

welcher sind wir aktuell?), verbunden mit Job-Angst

sowie dem Druck, ständig erreichbar sein zu müs-

sen, fördern diese Erkrankungen. Die Folgekosten

sind enorm. Ob es eine Reduzierung dieser Zahlen

geben wird, hängt natürlich auch von der wirtschaft-

lichen Entwicklung Österreichs ab. Zurzeit herrscht

große Zukunftsangst unter den Arbeitnehmern,

das muss ernst genommen werden, denn auch die

„Angst umArbeit“ darf nicht krank machen.

Krankheit ist kein

individuelles Problem

Gesünder arbeiten –

gesünder in Pension

Arbeitspsychologie

gehört ausgebaut

Angst umArbeit darf

nicht krank machen

Sozialdemokratische

GewerkschafterInnen

Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG

Grüne in der AK

Freiheitliche

Arbeitnehmer in der AK

Erwin Zangerl,

AK Präsident

Günter Mayr,

Fraktionsvorsitzender

Helmut Deutinger,

Fraktionsvorsitzender

Franz Ebster,

Fraktionsobmann