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Und plötzlich steht

man vor den Trümmern

seiner Existenz

A

nnemarie war am Ende ih-

rer Kräfte, als sie sich an

den AK Unterstützungs-

fonds wandte. Knapp ein

Jahr zuvor hatte sie wegen Einspa-

rungsmaßnahmen im Betrieb ih-

ren Arbeitsplatz verloren. Einfach

wegrationalisiert wurde sie, die

alleinerziehende Mutter einer elf-

jährigen Tochter.

Dann kam eines zum anderen:

Weil es gar nicht einfach war, in

der Nähe ihres Wohnortes eine

neue Stelle zu finden, häufte sich

rasch ein Mietrückstand an.

Vor Delogierung

„Mein Vermieter hatte ja großes

Verständnis und war einverstanden,

dass ich meine Schulden in Raten

abstottere“, berichtete Annemarie

den Mitarbeitern des AK Unter-

stützungsfonds. „Als aber mein

Bankkonto ins Minus rutschte,

konnte ich die Ratenvereinbarung

irgendwann nicht mehr einhalten.

Und jetzt stehe ich vor der Delogie-

rung.“ Doch mit vereinten Kräften

wurde schier Aussichtsloses mög-

lich! Schnell aktivierten die Mitar-

beiter im AK Unterstützungsfonds

das Netzwerk der Tiroler Hilfsein-

richtungen (siehe Beiträge rechts

und unten), und gemeinsam mit

dem Mindestsicherungsfonds des

Landes Tirol, Netzwerk Tirol hilft,

Frauen helfen Frauen und der Vin-

zenzgemeinschaft vor Ort wurde

die Katastrophe verhindert: Der

Mietrückstand wurde ausgeglichen,

und jetzt kannAnnemarie ihre Aus-

gaben wieder laufend bezahlen – ja,

sie hat inzwischen sogar einen neu-

en Arbeitsplatz gefunden.

„Dieser Fall ist einer von vie-

len, die zeigen, wie schnell man

vor den Trümmern seiner Existenz

Mindestsicherungsfonds

,

Amt der

Tiroler Landesregierung, Abt. Soziales,

6020 Innsbruck, Michael-Gaismair-Straße

1, 0512/508 – 2620:

Unterstützungen in

außerordentlichen Notlagen, Überbrü-

ckungshilfe.

Tiroler Hilfswerk

,

Amt der Tiroler

Landesregierung, Abt. Soziales, Bereich

Unterstützung hilfsbedürftiger TirolerInnen,

Innsbruck, Michael-Gaismair-Straße 1,

0512/508 – 3693, Fax DW742635,

tiroler.hilfswerk@tirol.gv.at:

Unterstüt-

zungen bei Nachforderungen von Strom-,

Betriebs- und Heizkosten, Mietrückstän-

den, Überbrückungshilfe für Lebensunter-

halt sowie Heizkostenzuschuss des Landes.

Netzwerk Tirol hilft

,

Büro Landeshaupt-

mann, Innsbruck, Eduard-Wallnöfer-Platz 3,

0512/508-2014:

Unterstützung bei unvor-

hersehbaren unverschuldeten Notsituati-

onen. Vermeidung von Delogierungen bei

bereits behängenden Gerichtsverfahren.

Dowas, Innsbruck

,

Leopoldstraße 18,

0512/572343

: Sozialberatungsstelle,

Übergangswohnhaus für Erwachsene,

Wohngemeinschaft, Familiennotwohnung

und Betreutes Wohnen. Das Angebot der

Sozialberatungsstelle richtet sich vor allem

an Menschen, die bei Arbeits- undWoh-

nungssuche bzw. bei drohendemWoh-

nungsverlust Unterstützung und Beratung

benötigen, etwa beimAbklären finanzieller

Ansprüche oder bei der Kontaktaufnahme

mit Ämtern und Behörden.

Härtefonds für Strom- und Gaskunden

,

Innsbruck, Schöpfstraße 2 (Postadresse

Maximilianstraße 7), 0800/22 55 22 –

1107:

Einmaliger Zuschuss zur offenen

bzw. fälligen Jahresrechnung für Strom

in besonders berücksichtigungswürdigen

Fällen.

Verein für Obdachlose

,

Innsbruck,

Kapuzinergasse 43, 0512/580703:

Sozial-

beratungsstelle Barwo, Delogierungsprä-

vention, betreutes Wohnen, Kleideraus-

gabe, TagesaufenthaltszentrumTeestube,

aufsuchende Sozialarbeit Streetwork.

Einmalige Unterstützungen

Wenn die Sorgen umArbeit undWohnung groß sind

ZUSCHUSS

HILFE UND BEGLEITUNG

stehen kann“, betont AK Präsident

Erwin Zangerl. „Und dabei spielen

leider die Rahmenbedingungen in

Tirol – niedrige Löhne, aber hohe

Mieten und Preisaufschläge bei

6

Nr. 80, Dezember 2015

Foto: De Visu/Fotolia.com

Foto: Photographee.eu/Fotolia.com

Hilfe.

Arbeitslosigkeit, Krankheit oder zu wenig Einkommen zum

Auskommen – all das kann jeden treffen. Wenn das Schicksal mit

voller Härte zuschlägt, dann tut Unterstützung besonders gut.

THEMA: HILFE IN DER NOT

ARBEITSLOSIGKEIT

EINS

WOHNUNG

Foto: gpointstuido /Fotolia.com

Wunschzettel

vom Christkind

KOMMENTIERT

S

elten wird so viel über Armut und

Einsamkeit gesprochen wie jetzt

zur Weihnachtszeit. Deshalb wollte ich

meinenWunschzettel ans Christkind

schreiben. Nur für mich, und mir

Abhilfe für die Sorgen der Menschen

wünschen.Während aber meine Liste

immer länger wurde kammir in den

Sinn, was sich wohl das Christkind

denken würde. Es würde sich sicher

wundern, wenn ihm auch Erwachsene,

vielleicht sogar Vertreter von Instituti-

onen schreiben:

Denn sie hätten doch

alles selbst in der Hand für ein gutes

Leben aller Menschen. Sie müssten nur

richtig wollen! Ihr kommt zu mir mit

dem immer unerschwinglicherenWoh-

nen. Ja, warummacht ihr nichts gegen

die Spekulation mit Grund und Boden?

Die immer größer werdende Kluft zwi-

schen Armen und Reichen? Beschließt

endlich eine gerechte Besteuerung.

Dasselbe beim gerechten Lohn, bei der

Aufteilung der Arbeit. Ihr wisst ja, was

auf eure Gesellschaft zukommt, wenn

immer mehr arbeitslos werden. Die

Jungen nur vorübergehend Beschäf-

tigung bei Projekten bekommen, die

Älteren ausgebootet werden. Ihr habt

es in der Hand, gegenzusteuern.

Wünsche sind da, um erfüllt zu

werden. Also, worauf wartet ihr noch?

Dr. Lothar Müller

Waren des täglichen Bedarfs – eine

große Rolle.“ Die Folge: Das ame-

rikanische Phänomen der „Wor-

king Poor“, also jener Menschen,

die trotz Erwerbstätigkeit arm oder

von Armut bedroht sind, weil ihr

Einkommen nicht reicht, wird auch

bei uns neben steigender Arbeitslo-

sigkeit zu einem Riesenproblem.

Zwei Einkommen

Wie bei einer jungen Familie mit

zwei schulpflichtigen Kindern.

Obwohl beide Eltern in Vollzeit

arbeiten, konnten sie sich die hohe

Miete für ihre Wohnung nicht mehr

leisten. Dann lief der Mietvertrag

aus. Die Familie hätte zwar eine

günstigere Wohnung gefunden und

auch die Kaution zurück erhal-

ten. Trotzdem wäre die Übersied-

lung beinahe gescheitert, weil sie

die Nebenkosten nicht aufbringen

konnte. Durch eine Unterstützung

zur Kaution aus den Mitteln des

AK Unterstützungsfonds konnte

die Wohnung schließlich angemie-

tet werden – und den Eltern fiel ein

Stein vom Herzen!

So wird versucht, für jede indi-

viduelle Notlage die jeweils beste

und auch nachhaltige Lösung zu

finden – im Zusammenspiel mit an-

deren Hilfseinrichtungen.

Etwa für eine junge Familie, de-

ren Vater plötzlich sehr schwer er-

krankte. Nicht nur, dass das redu-

zierte Einkommen kaum noch zum

Leben reichte, nun fielen auch noch

sehr hohe krankheitsbedingte Kos-

ten an. Eine Überbrückungshilfe

konnte die ärgste Not lindern.

Für andere wurde die Jahresab-

rechnung beimStrom zumProblem.

Ihnen konnte mit einem Zuschuss

über den Härtefonds für Strom- und

Gaskunden geholfen werden.