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ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL

9. JG. , MÄRZ 2017 | NR. 94

Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K

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O

LER

F

lexible Arbeitszeiten dürfen

keine Einbahnstraße zum

Nutzen der Betriebe sein.

Auch die Arbeitnehmer

müssen davon profitieren“, sagt AK

Präsident Erwin Zangerl zur aktu-

ellenArbeitszeitdebatte. „Überstun-

den müssen Überstunden bleiben,

denn Zeit ist Geld. Im Kollektivver-

trag soll es wie bisher branchenge-

rechte Lösungen geben. Es braucht

ausreichend Ruhezeiten und selbst-

bestimmte Freizeit zur besseren

Vereinbarkeit von Beruf und Fami-

lie sowie den Rechtsanspruch auf

eine Woche Weiterbildung pro Jahr.

Statt überlanger Arbeitszeiten muss

auch aus gesundheitlichen und be-

schäftigungspolitischen Gründen

eine gerechtere Verteilung der Ar-

beit angestrebt werden, die leich-

tere Erreichbarkeit der sechsten Ur-

laubswoche sowie langfristig eine

Arbeitszeitverkürzung. Wir wollen

auch eine Verbesserung bei der

Teilzeit mittels 50 % Zuschlag ab

der ersten Stunde Mehrarbeit.“

Wie sehr die Arbeitszeitdebatte

die Menschen beschäftigt, zeigen

die Reaktionen unserer Leser. Hier

ein Auszug.

Franziska M.:

„Ich bin froh, in

Innsbruck zu arbeiten und zu woh-

nen. Sonst könnte ich meine Voll-

zeitstelle als Bürokraft aufgeben.

Glücklicherweise habe ich für mei-

ne Tochter einen Kinderbetreuungs-

platz, der bis 18 Uhr geöffnet hat.“

Robert S.:

„Ich bin Pendler, mei-

ne Arbeitszeit beträgt bereits jetzt

täglich neun Stunden: Ich stehe um

5 Uhr früh auf, frühstücke und fahre

rund 45 Minuten zur Arbeit. Meine

Normalarbeitszeit ist von 6.30 Uhr

bis 16.15 Uhr. Ich komme um 17

Uhr nach Hause, bis ich was ge-

gessen habe und geduscht bin, ist es

18 Uhr. Das heißt, mein derzeitiger

Zeitaufwand für die Arbeit beträgt

bereits 13 Stunden und schon bei

einer Überstunde werden daraus

14 Stunden. Bei einem möglichen

Zwölf-Stunden-Arbeitstag von 5

bis 21 Uhr hätte ich dann einen

Zeitaufwand von 16 Stunden. Wie

weltfremd ist die Wirtschaft eigent-

lich, so etwas zu verlangen, was ein

Arbeitnehmer ein Arbeitsleben lang

nicht leisten kann?“

Franz L.:

„Ich bin 57 Jahre,

hebe am Tag mehrere Tonnen Ma-

terial von Hand, da ist oft schon am

Nachmittag mein Akku leer. Wie soll

man da noch länger arbeiten?“

Egon H.:

„Ich bin für eine kür-

zere Arbeitszeit. Ich arbeite mit

Metall und auch in der Gießerei

bei einer Ofentemperatur von 750

Grad. Hier sollten einmal diejeni-

gen Industriekapitäne arbeiten, die

für eine flexiblere Arbeitszeit sind,

und von uns Arbeitern einen Zwölf-

Stunden-Arbeitstag verlangen.“

Reinhold S.:

„Wir leisten schon

jetzt flexible Arbeitszeit von jähr-

lich 118 Stunden Mehrarbeit ohne

Überstundenzuschlag. Bei einer

Verlängerung von 38,5 auf 40 Stun-

den sind das im Jahr weitere 78

Stunden zusätzlich. Und dann be-

stimmt noch der Betrieb, wann ich

meinen Zeitausgleich zu konsumie-

ren habe!“

Siehe auch Seite 3

G

eht es nach der Wirtschaft, soll die

täglich zulässige Höchstarbeitszeit

auf zwölf Stunden ausgedehnt werden,

am besten ohne Überstundenzuschläge.

Die Bundesregierung hat die Sozial-

partner beauftragt, bis Ende Juni ein

Paket zur Flexibilisierung der Arbeitszeit

zu vereinbaren, wobei die Interessen

von Wirtschaft UND Arbeitnehmern

zu berücksichtigen sind. Aus Sicht der

Arbeitnehmer kann das nur heißen: Ein

Zwölfstundentag ohne Ausgleich geht

nicht. Denn die Flexibilisierung darf

nicht dazu führen, dass Einkommen

geschmälert werden. 52 Millionen Über-

stunden werden weder ausbezahlt noch

als Zeitausgleich vergütet. Allein diese

unbezahlten Überstunden entsprechen

30.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen. Dazu

kommt, dass viele Vollzeitbeschäftigte

kürzer arbeiten wollen. Geredet werden

muss daher auch über Arbeitszeitverkür-

zung: Von der Wochenarbeitszeit, über

attraktive Modelle, wie die Wahlmög-

lichkeit zwischen mehr Lohn oder mehr

Freizeit, bis hin zur 6. Urlaubswoche für

alle, die bereits 25 Jahre lang gearbeitet

haben. Auch das Recht der Beschäf-

tigten, länger oder kürzer arbeiten zu

wollen, gehört zu unseren Vorschlägen.

AK Präsident

Erwin Zangerl

Flexibel im Sinne

der Beschäftigten

KOMMENTIERT

„Flexible Arbeitszeiten

müssen allen etwas

bringen – vor allem

den Beschäftigten, nicht

nur den Betrieben.“

Erwin Zangerl, AK Präsident

Arbeit besser aufteilen,

statt länger zu arbeiten

Bessere Aufteilung.

Laut WIFO ist jeder vierte Arbeitnehmer mit seiner Arbeitszeit unzufrieden, 18 % würden lieber weniger arbeiten, 9 % gerne mehr.

Gestalten.

Flexiblere oder gar längere

Arbeitszeiten dürfen nicht zulasten der

Beschäftigten gehen. Eine vernünftige

Aufteilung auf mehrere Schultern wäre

gesünder und brächte Arbeitsplätze.

Foto: freshidea

/Fotolia.com

D

iözese Innsbruck und AK Tirol laden

am

Freitag, 17. März, 19 Uhr

in die

Innsbrucker Jesuitenkirche zur traditio-

nellen Josefsmesse. Den Gottesdienst un-

ter dem Motto

„Von Mensch zu Mensch“

zelebriert Diözesan-Administrator Msgr.

Mag. Jakob Bürgler. Gail Anderson &

Good Vibrations sorgen mit Gospels für

die musikalische Gestaltung. Für Tirol

ist der Heilige Josef gleich in zweierlei

Hinsicht von besonderer Bedeutung:

Wir feiern und verehren ihn als Schutz-

patron der Arbeiter und gleichzeitig auch

als Landespatron. Im Anschluss an den

Gottesdienst sind alle Messebesucher vor

der Kirche zur Agape mit Fastensuppe

eingeladen.

Gospelmesse

zum Josefstag

ARBEITERZEITUNG

ZUM MITFEIERN

mit extra-beilage zur grossen ak ferienaktion 2017