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Anhang

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M: Ja. Er ist selbständig. Er hat es sich gut einteilen können, auch jetzt wo ich angefangen habe zu arbeiten. Wo

mein Kind dann schon in die Krabbelstunde gegangen ist. Da hat er das Kind dann einmal angezogen und

hingebracht.

I: Hätte er das so wollen oder war ihm das so recht?

M: Nein, er hätte das sicher toll gefunden. Er sagt, in der Gastronomie ist es im Moment schwierig und als

Diplomkrankenschwester, ich habe das Diplom gemacht, und arbeite jetzt wieder in dem Beruf, kann man

schon gut Geld machen, wenn man 100% geht und dann Nachtdienste macht. Da hat er dann schon einmal

die Idee gehabt, dass er in Karenz geht und ich sollte zu 100% arbeiten gehen. Aber das wäre nie infrage

gekommen.

I: Und wieso nicht?

M: Vielleicht ist das überheblich, aber er bringt das einfach nicht so zusammen wie ich das gerne hätte. Ich

weiß zwar nicht, ob es das Beste ist, was ich so mache, aber ich hätte während dem Arbeiten kein gutes

Gefühl gehabt. Würde dauernd daran denken, was machen sie beide jetzt. Und macht er das jetzt so, wie

ich das will. Und deswegen wäre das nicht gegangen.

I: Glauben Sie es, wäre besser gewesen, wenn das Kind älter wäre?

M: Das glaube ich schon ja, weil ich dann wieder mehr Feedback bekomme. Und weil sich mein Kind dann mehr

durchsetzen kann.

I: Ok, also es liegt nicht so sehr daran, dass Sie sagen, es kann nicht sein, dass die Frau arbeiten geht und der

Mann bleibt daheim, sondern es dreht sich ganz konkret in Ihrem Fall darum, dass Sie nicht glauben, dass

der Vater es so macht, wie Sie es gerne hätten?

M: Ja, genau.

I: Also es hat nichts damit zu tun, der Mann macht das und die Frau macht das?

M: Nein. Es gibt sicherlich Männer, die das super gut können und die sich dann auch beschäftigen. Aber die

sind, glaube ich, eher spärlich gesät.

I: Wie ist das in Ihrem Umfeld eigentlich?

M: Bei mir war das so, wir sind zu viert gewesen, vier Kinder, und meine Mama war zuhause. Ich bin das so

gewohnt gewesen, dass sie immer für uns da war. Wir sind nach Hause gekommen und wenn es in der

Schule nicht so super gegangen ist, hat man wen zum Reden gehabt. Ansprechpartner, und jemanden, der

mit uns Hausaufgaben gemacht hat und jemanden, der sich mit uns beschäftigt hat. Und das ist mir selbst

auch sehr wichtig, dass ich einfach da bin. Ich glaube, dass das einfach sehr wichtig ist, dass jemand da ist.

I: Und Sie glauben, dass das der Vater nicht so kann?

M: Nein, das glaube ich nicht. Kann ich mir nicht so vorstellen. Ich kann komplett falsch liegen, aber nein. Er

macht es so, wenn er das Kind ein paar Tage hat, super, aber er hat auch nicht so die Geduld, wenn es brav

ist, funktioniert es gut, aber wenn es anfängt, spinnen oder krank ist, weiß er nicht, was er machen soll.

I: Sie haben gesagt, jetzt arbeiten Sie in einer anderen Branche als vorher?

M: Ja.

I: Haben Sie die Zeit genutzt? Oder war das von Ihnen schon lange geplant, dass Sie sagen, Sie gehen nicht

mehr in die Gastronomie zurück, sondern in Ihren erlernten Beruf?