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Seite 16 WISO

Tageszeitung „Der Standard“ über einen verschlos-

sen gehaltenen Bericht der Österreichischen Natio-

nalbank, wonach der Kapitalbedarf der 2009 notver-

staatlichten Bank bis zu 18 Milliarden Euro betragen

könnte.

23

Der Bericht würde den Kapitalbedarf auf bestenfalls

6,2 Milliarden Euro, schlimmstenfalls auf 18 Milli-

arden beziffern. Die Österreichische Nationalbank

dementierte umgehend die Existenz einer solchen

Analyse und verwies darauf, dass eine solche nach

derzeitigem Stand nicht seriös durchgeführt könnte.

24

Anfang September erhielt die Hypo Alpe Adria erneut

eine staatliche Kapitalspritze von 700 Millionen Euro,

um die gesetzlichen Mindestkapitalanforderungen

erfüllen zu können.

Die katastrophale finanzielle Situation zeigte sich

auch am Geschäftsergebnis des ersten Halbjahres.

Allein in den ersten sechs Monaten von 2013 wies die

Bank einen Nettoverlust von 860 Millionen Euro auf.

Die Summe der „notleidenden“ Kredite, d.h. der Kre-

dite, die aller Voraussicht nach abgeschrieben wer-

den müssen, betrug 9,5 Milliarden Euro. Die größten

Problemfelder waren dabei die Märkte in Slowenien

und Italien, in denen die notleidenden Kredite um 116

Millionen stiegen.

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Anfang September kamen die Republik Österreich

und die Europäische Kommission bezüglich des Re-

strukturierungsplans für die Hypo Alpe Adria überein.

Die überlebensfähigen Teile der Bank sollen verkauft

werden, während der Rest auf geordnete Weise ge-

schlossen werden soll. Das südosteuropäische Netz-

werk der Bank soll bis spätestens Mitte 2015 eben-

falls verkauft werden.

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Finanzministerin Maria Fekter

wehrt sich nach wie vor gegen eine Überführung in

eine Bad Bank, da sich in diesem Falle die gesamten

Kosten auf das Staatsbudget niederschlagen würden

und den Verschuldungsgrad Österreichs deutlich an-

steigen lassen würden.

Langes Siechen: Dayli geht Pleite

Ein tragisches Ende mit teilweise skurrilen Wendun-

gen nahm die Einzelhandelskette Dayli im August

2013. Im Juli 2012 wurden die Filialen der Schlecker-

Kette von Rudolf Haberleitner übernommen und

zunächst in „Daily“, später, aus markenrechtlichen

Gründen, in „Dayli“ umbenannt. Die Drogerieläden

sollten in Nahversorger umgebaut werden und alle

Standorte erhalten bleiben. Haberleitner wollte auch

über den Kunstgriff einer Gastronomiekonzession

die Sonntagsöffnung der Dayli-Filialen erreichen und

eröffnete so einen Streit mit den Gewerkschaften und

der Kirche, die massiv gegen die Sonntagsöffnung

auftraten. Mit einer Novelle der Gewerbeordnung

präzisierte schließlich das Wirtschaftsministerium

die Bedingungen für eine Öffnung am Wochenende,

Dayli durfte nicht aufsperren.

Vor dem Hintergrund sehr ambitionierter Ansagen

Haberleitners über den Erhalt der Schlecker-Stand-

orte und einer Expansion in Deutschland wurden im

Mai 2013 Finanzierungsprobleme der Dayli-Kette

sichtbar, Lieferanten konnten nicht mehr fristgerecht

bezahlt werden. 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

wurden beim AMS angemeldet und erste Schließun-

gen von Filialen angekündigt.

Im Juli 2013 wurden keine Gehälter mehr ausgezahlt

und immer wieder angedeutete „neue Investoren“

materialisierten sich nicht. Ganz im Gegenteil: Rudolf

Haberleitner wurde von als italienischen Investoren

getarnten Betrügern in Mailand um eine Million Euro

in bar erleichtert, die diese offenbar als „Anzahlung“

für spätere Investitionen verlangt hatten. Das Geld

konnte bis heute nicht gefunden werden.

Dayli musste nach Drohungen der Lieferanten einen

Konkursantrag stellen, der Schuldenstand belief sich

auf 56 Millionen Euro. Rudolf Haberleitner verkaufte

die Kette um einen symbolischen Euro an den aus

der Textilbranche stammenden Unternehmensbera-

ter Martin Zieger.

27

Nach langem Siechen ging im August 2013 der Nahversorger

„Dayli“ endgültig Pleite - die größte Handelspleite in ÖSter-

reich seit 20 Jahren.

© Dayli

23

vgl. Der Standard, 11. September 2013

24

OENB, 12. September 2013

25

vgl. Der Standard, 11. September 2013

26

vgl. European Commission, 3. September 2013

27

vgl. Der Standard, 12. August 2013