ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
10. JG. , JÄNNER 2018 | NR. 103
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
W
ir müssen wettbewerbsfähig
bleiben. Arbeit soll geleistet
werden, wenn Arbeit da ist. Die Lohn-
nebenkosten müssen gesenkt werden,
um den Wirtschaftsstandort zu sichern.
Der Sozialstaat wird unfinanzierbar. Bei
Personal- und Verwaltungskosten kann
massiv eingespart werden. Die, die
arbeiten, gehören auch entlastet. Leis-
tung muss sich lohnen. Wir brauchen
jetzt rasche Reformen. Es gibt wichtige
Leuchtturmprojekte etc.
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Es sind gut einstudierte und x-fach
benützte Stehsätze, die einmal mehr auf
die Bürgerinnen und Bürger einpras-
seln. Die Werbemaschinerie der neuen
Regierung läuft auf Hochtouren. Ein
bisschen Neues von allem, aber nicht
zu viel auf einmal, scheint die Devise zu
sein. Das alles gehört zum politischen
Tagesgeschäft einer jeden Regierung,
mit der Betonung, alles besser zu
machen, als die Vorgänger. Doch groß-
artige Ansagen und Phrasen verändern
noch nichts. Es sind die Zwischentöne,
denen wir aufmerksam zuhören. Und
es werden vor allem die Inhalte neuer
Gesetze und Verordnungen sein, auf die
wir besonders achten müssen. Denn um
mit den Worten der Regierung zu spre-
chen: Es muss wieder gerecht zugehen
in unserem Land. Darauf werden wir
besonders schauen: Damit es für ALLE in
unserem Land gerecht zugeht.
AK Präsident
Erwin Zangerl
Damit es wirklich
gerecht zugeht
KOMMENTIERT
E
s sei „nur“ eine Anhebung
der Arbeitszeit auf freiwil-
liger Basis, so betont man.
Die Ankündigung, die Aus-
weitung der Arbeitszeit bei Fehlen
eines Betriebsrates zum Gegenstand
direkter Verhandlungen zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern
machen zu wollen, lässt bei AK Prä-
sident Zangerl die Alarmglocken
schrillen: „Der Druck auf die Be-
schäftigten wird sich dadurch weiter
erhöhen.“ Sind das alles Gespenster,
vor denen AK und ÖGB seit Mona-
ten warnen?Arbeit aufAbruf! Ist der
Regierung bewusst, welche Auswir-
kungen deregulierte Arbeitszeiten
auf unsere Gesellschaft haben?
Die wenigsten Arbeitnehmer ha-
ben Freude mit einer Verlängerung
ihrer Arbeitsstunden, das zeigen alle
Umfragen. Schon jetzt klagen 69 %
der Tiroler Beschäftigten, dass die
Belastungen am Arbeitsplatz hoch
genug sind
(market Umfrage 2017)
.
72 % der Tiroler verlangen klare
gesetzliche Arbeitszeitregelungen,
und gar 77 % sagen: „Eine Auswei-
tung meiner Arbeitszeit kann ich
mir nur in Ausnahmefällen vorstel-
len und nur dann, wenn die Über-
stundenzahlungen und die Rahmen-
bedingungen passen.“
Rahmenbedingungen.
„Bei der
Arbeitszeit kann es nicht nur um die
Wünsche der Wirtschaft gehen. Die
Arbeitnehmer-Familien wollen und
brauchen Planbarkeit und Zeitsou-
veränität im Beruf. Sie benötigen
genügend
Regenerationsphasen.
Sie suchen Arbeitsplätze, die Beruf
und Familie vereinbar machen“, so
Zangerl. Bereits jetzt liegt es nicht
in der Macht der Arbeitnehmer,
spontan länger in der Firma zu blei-
ben. Wenn der Kindergarten um
17.30 Uhr zusperrt, ist mit Flexi-
bilität schnell Schluss: „Ich erlebe,
wie schwer es ist, Kind und Beruf
unter einen Hut zu bringen“, kann
die Angestellte Sarah ein Lied über
starre Öffnungszeiten und unflexi-
ble Fahrpläne singen. „Wissen die-
se Schreibtischpolitiker, was sie da
umsetzen wollen?“
Überstundenzahlungen.
Ein
weiteres offenes Problem ist die
Entlohnung von Mehr- und Über-
stundenarbeit. Von den rund 254
Mio. Überstunden, die pro Jahr ge-
leistet werden, sind bereits jetzt ca.
52 Mio. nicht bezahlt. Ausgehend
davon, dass die überwiegende Zahl
der Überstunden innerhalb des ge-
setzlichen Rahmens geleistet wird,
bedeutet dieAusweitung der Arbeits-
zeit, dass derzeit geleistete Über-
stundenzuschläge entfallen. Damit
stehen bis zu 1,5 Milliarden Euro für
die Arbeitnehmer auf dem Spiel.
12 Stunden
Arbeit ist
sozialer
Rückschritt
Rückwärts.
Die Regierung will die
Arbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag und
60 Stunden pro Woche anheben.
Nebenwirkungen auf unsere Familien
und unsere Gesellschaft werden ignoriert.
S
ie können große psychologische Macht
haben und sind die Ursache vieler
menschlicher Probleme: Kränkungen
treffen uns im Innersten, können zu pri-
vaten und beruflichen Konflikten führen
und sogar psychische und körperliche
Krankheiten auslösen. Der Bestsellerautor,
Gerichtspsychiater und Psychotherapeut
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller zeigt in
seinem aktuellen Vortrag
„Die Macht der
Kränkung“,
wie Sie seelische Verletzungen
überwinden und an Kränkungen wachsen
können. Die kostenlose Veranstaltung
findet am
Donnerstag, 8. Februar, um 19
Uhr in der AK Imst, Rathausstraße 1,
statt.
Anmeldung erforderlich unter 0800/22
55 22 – 3150 oder
imst@ak-tirol.comM
it einer Schwangerschaft ergeben
sich viele Fragen. Antworten erhal-
ten angehende Mütter und Väter beim
kostenlosen AK Infoabend
„informiert.
eltern.werden“
zu folgenden Terminen:
AK Lienz, Beda-Weber-Gasse 22, Di. 30.
Jänner, 19 Uhr
;
AK Landeck, Malserstr.
11, Di. 20. Februar, 19 Uhr, und AK Tirol
in Innsbruck, Maximilianstr. 7, Mo.
26. Februar, 18 Uhr
. Expertinnen und
Experten beleuchten in Kurzvorträgen
verschiedenste Gesichtspunkte.
Anmeldung unter Tel. 0800/22 55 22
und der jeweiligen DW oder per eMail.
Lienz:
3550 bzw.
lienz@ak-tirol.comLandeck:
3450 bzw.
landeck@ak-tirol.comInnsbruck:
1645 bzw.
eltern@ak-tirol.comW
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rungen finden Sie auch im Blattinneren
auf den Seiten 6 und 7.
Die Macht der Kränkung
Wichtige Infos für werdende Eltern
PROF. HALLER IN AK IMST
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Wichtige Werte
im Überblick
DAS MUSS MANWISSEN
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