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Anhang

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M: Nein, finde ich nicht. Ist vielleicht auch vom Alter abhängig. Wenn man mit 20 ein Kind bekommt, muss man

doch eher wieder in den Job zurück als wenn man älter ist. Der Vorteil ist, finde ich, wenn man älter erst ein

Kind bekommt, dann kann man sich das eher gönnen.

I: Glauben Sie, dass die Gesellschaft das auch so sieht wie Sie oder gibt es irgendwelche gesellschaftlichen

Rollenbilder wie zum Beispiel, dass die Gesellschaft sagt, die Frauen sollen daheim bleiben oder umgekehrt,

die Frauen sollen gleich wieder arbeiten?

M: Ich glaube, das ist extrem schwarz-weiß. Ich kann nur reden von den Leuten, die ich kenne. Da gibt es

natürlich schon extreme Varianten. Die entscheiden sich zuhause zu bleiben und absolut beruflich nichts

mehr zu bewegen und nur mehr für die Kinder. Wo der Mann sagt, ich bin derjenige, der das Geld bringt

und ich mache auch daheim nichts.

I: Sind das viele Ihrer Meinung nach oder wenige?

M: Ich glaube, das sind eher die, die auf dem Land wohnen.

I: Und in Ihrem Umfeld?

M: Ich kenne schon viele Mütter, die gleich wieder arbeiten gehen wollen. Die wollen nicht nur zuhause bleiben

und Windeln wechseln, sondern die wollen selbständig sein. Vielleicht auch für die Zukunft. Falls sie einmal

wieder alleine sind. Ist grundsätzlich kein schlechter Gedanke, man sollte halt trotzdem auf eigenen Füssen

wieder stehen finanziell.

I: Hatte die gesellschaftliche Sichtweise einen Einfluss auf Ihre Entscheidung, wieder einer Erwerbstätigkeit

nachzugehen?

M: Nein überhaupt nicht. Einfluss hat eher unser Familienleben auf mich genommen. Ich habe meinen Vater

kaum gesehen. Und die Mama war Hausfrau und wollte später dann wieder ins Berufsleben einsteigen und

hatte kaum eine Chance. Das hat mich abgeschreckt. Mein Vater ist früh gestorben und dann hat meine

Mutter plötzlich... und dann war meine Mutter alleine. Nur Kinder und nur Haushalt ist auch nicht richtig.

I: Ok, sondern?

M: Einfach auch rechtzeitig wieder arbeiten, sonst tut man sich schon schwer.

I: Hat Ihre Mutter dann wieder angefangen zu arbeiten?

M: Sie hat dann Gott-sei-Dank in der Gemeinde etwas bekommen, mit fast 50 Jahren.

I: Zum Thema Arbeitgeber, wie sehen die das? In Ihrem speziellen Fall wäre es für Sie ein Problem in Karenz zu

gehen und dann die Arbeitszeit flexibel zu gestalten?

M: Nein. Das habe ich früher schon gehabt, diese flexiblen Arbeitszeiten. Ich finde die flexiblen Arbeitszeiten

aber ganz toll, dass ich nicht Punkt irgendwo da sein muss und um Punkt wieder gehen muss.

I: Wie glauben Sie, ist es bei den Männern? Wenn zum Beispiel ein Mann in Karenz gehen will aus der Sicht von

den Arbeitgebern. Sagen die Arbeitgeber eher, nein das ist nicht normal, gibt es da irgendwelche

Beschränkungen?

M: Kenne ich keine.

I: Man muss ja auch sagen, dass das ein Rechtsanspruch ist. Der Arbeitgeber könnte das sowieso nicht

verwehren.