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ufgewachsen und veredelt in Tirol,
darauf setzt die Agrarmarketing Tirol
in der Bewerbung unserer heimischen
Landwirtschaftsprodukte. Wo Tirol drauf-
steht, muss auch Tirol drinnen sein. Auch
auf vielen Produkten aus Gewerbe und
Industrie ist das Tirol-Logo ein Qualitäts-
siegel.
Qualität hat ja bekanntlich ihren Preis.
Das scheint aber nur für Produkte zu
gelten. Denn unsere Arbeitnehmer haben
kein Tirol-Qualitätssiegel. Und wenn,
dann wäre es oftmals sogar hinderlich. Für
immer mehr Arbeitnehmer heißt es: Auf-
gewachsen und ausgebildet in Tirol, aber
kaum Nachfrage und nur wenig Chancen
am Arbeitsmarkt. Allzu oft werden Arbeits-
nomaden aus dem Ausland bevorzugt, die
die heimischen und die bereits im Land
befindlichen ausländischen Arbeitskräfte
verdrängen.
So schaffen es in unserem Land immer
weniger Fachkräfte, in einen Beruf einzu-
steigen, in dem sie ihren Fähigkeiten und
Qualifikationen entsprechend entlohnt
werden. Und die älteren Mitarbeiter sind
dann plötzlich zu teuer und finden sich
beim AMS wieder, weil sie gekündigt
wurden.
Qualitätskriterien? Herkunftsbezeich-
nung? Fehlanzeige! Gesucht werden
lieber Arbeitskräfte aus dem Ausland,
die dieselbe Arbeit, rasch angelernt, um
einiges billiger erfüllen. Und gleichzeitig
wird gejammert, dass es kaum geeig-
neten Nachwuchs gibt. Doch die Wirt-
schaft müsste wissen: Man sägt nicht am
Ast, auf demman sitzt.
AK Präsident
Erwin Zangerl
Herkunft?
Fehlanzeige!
KOMMENTIERT
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
8. JG. , MÄRZ 2016 | NR. 83
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
T
ausende Tiroler Jugendliche arbeiten in
den Ferien, um sich ein bisschen Geld
zu verdienen oder ihr Praktikum zu absol-
vieren. Hilfreiche Tipps, damit alles glatt
läuft, gibts beim kostenlosen Infoabend
„Arbeiten in den Ferien: Ferialjob und
Pflichtpraktikum – was muss ich beachten?“
in der
AK Tirol in Innsbruck am Dienstag,
dem 12. April, ab 18.30 Uhr
. Während
fürs Jobben im Sommer die üblichen
arbeitsrechtlichen Bestimmungen gelten,
steht beim Pflichtpraktikum der Lehr-
und Ausbildungszweck im Vordergrund.
Anmeldung unter 0800/22 55 22 – 1566
oder
jugend@ak-tirol.comZ
um Tag des Heiligen Josef, Schutz-
patron der Arbeiter, laden AK Tirol
und Diözese am
18. März
zur traditio-
nellen Josefsmesse in die
Innsbrucker
Jesuitenkirche, Karl-Rahner-Platz 1
.
Den Gottesdienst zelebriert
ab 19 Uhr
Diözesan-Administrator Jakob Bürgler.
Musikalisch gibt es eine Premiere: Die
großartige Soul- & Gospel-Sängerin Gail
Anderson und der Entertainer und Blues-
Man Markus Linder gestalten erstmals
gemeinsam eine Gospelmesse, begleitet
von Kurt Wackernell am Schlagzeug. Im
Anschluss sind alle vor der Kirche zur
Agape mit Fastensuppe eingeladen.
Ferialjob und Pflichtpraktikum Gospelmesse zum Landesfeiertag
INNSBRUCK
M
ehr als 23.800Arbeitslose
verzeichnete dasAMSTi-
rol im vergangenen Jahr.
Allein 28%derArbeitslo-
sen (6.670 Personen) entfielen auf den
Tourismus! Selbst im Jänner/Februar
(Hochsaison) sind es immer noch
11,7 %. Ein paar Zahlen für Tirol ge-
fällig? Im Jänner waren 731 ausge-
bildete Kellner bzw. Kellnerinnen ar-
beitsuchend gemeldet und imFebruar
waren es 680. Im Mangelberuf Koch
bzw. Köchin gab es im Jänner 324
und im Februar 306 Arbeitsuchende!
Dazu kommen 120 Schankkräfte,
322 Stubenburschen bzw. -mädchen,
392 Kochgehilfen und 228 Geschirr-
reiniger. Sie alle waren in der Hoch-
saison auf Arbeitsuche.
Doch die Tiroler Betriebe leiden
unter einem Fachkräftemangel. Vor
allem der Tourismus suche hände-
ringend nach Fachkräften, behauptet
die Wirtschaftskammer. Sind Tirols
Arbeitsuchende schlechter ausgebil-
det oder verlangen sie einfach eine
gerechtere Bezahlung für ihre Arbeit
als importierte Mitarbeiter?
„Die Vermutung liegt nahe, dass
der Ruf nach mehr Fachkräften in
Wirklichkeit der Ruf nach billi-
geren Arbeitskräften ist. Geht es um
den Zuzug von noch mehr auslän-
dischen Arbeitskräften, oder um die
Qualifizierung heimischer Arbeit-
suchender?“, verlangt AK Präsident
Erwin Zangerl Aufklärung über die
Beweggründe. Tat-
sache ist, dass es
in Tirol immer we-
niger Fachkräfte
schaffen, in einen
Beruf
einzustei-
gen, in dem sie
ihren Fähigkeiten
und
Qualifikati-
onen entsprechend
entlohnt werden.
Parallel dazu finden sich beim AMS
immer mehr ältere Facharbeiter wie-
der, die gekündigt wurden und über-
durchschnittlich lange einen neuen
Arbeitsplatz suchen.
„Es braucht eine lückenlose Ana-
lyse unter den Tiroler Betrieben. Es
kann nicht angehen, dass es keine zu-
verlässigen Daten zum behaupteten
Fachkräftemangel gibt“, sagt Zan-
gerl. „Hier ist die Wirtschaftskam-
mer in der Pflicht. Bereits mehrfach
haben die Arbeitnehmervertretungen
AK und ÖGB ver-
langt, dass WK und
IV unter ihren Mit-
gliedsbetrieben tä-
tig werden und den
genauen Bedarf an
qualifizierten Mit-
arbeitern erheben.
Jammern allein ist
zu wenig und kein
Programm für eine
positive Zukunft des Landes Tirol.“
Zangerl: „Land, AMS und Sozi-
alpartner brauchen ein zuverlässiges
Bild über Mangelberufe, aufge-
schlüsselt nach Betrieben, Branchen
und Regionen, um eine gezielte
Qualifizierungsoffensive zu starten.“
Tirols Arbeitnehmer hätten dann
eine Perspektive. Die Folgen wären
eine niedrigere Arbeitslosigkeit und
ein wirtschaftlicher Aufschwung.
Zangerl: „Zuallererst benötigen die
heimischen Arbeitsuchenden wie-
der eine Chance auf Beschäftigung,
bei der die Qualität ihrer Arbeit an-
ständig entlohnt wird. Denn unsere
Leute bleiben mit ihrem Arbeitsein-
kommen im teuren Heimatland und
müssen hier das Auskommen finden.
Tirol ist bei den Einkommen Letz-
ter! Das heißt aber auch: Nicht die
Mindestsicherung ist zu hoch, son-
dern die Löhne sind zu niedrig!“
Lesen Sie mehr auf den Seiten 2 und 3
ZAHLENSPIELE
… rund 7,7 Milliarden Euro
betrugen bis Ende 2013 die Steuern, die
von heimischen Unternehmen nicht be-
zahlt wurden. Der gesamte Abgabenrück-
stand stieg damit von 2010 bis 2013 von
6,68 auf 7,67 Milliarden Euro, etwa zehn
Prozent des jährlichen Steueraufkom-
mens. Der „vollstreckbare Rückstand“ lag
mit Ende 2013 bei rund 1,8 Milliarden,
fast eine halbe Milliarde musste pro Jahr
als uneinbringlich gelöscht werden. Beim
Rest gab es entweder Zahlungsaufschub
oder eine Aussetzung mit Hoffnung auf
spätere Einbringung.
Foto: pio3/Fotolia.com
Foto: Linder
Fachkräftebedarf, aber wo
?
Fachkräftemangel.
Land, AMS und AK könnten Qualifizierungsimpulse setzen. Doch die Wirtschaftskammer schweigt beharrlich über den tatsächlichen Bedarf.
Foto: Photographee.eu/Fotolia.com
„Statt Arbeitskräfte
zu importieren,
gehören heimische
Arbeitsuchende
gut qualifiziert.“
Erwin Zangerl, AK Präsident
Farbe bekennen.
Trotz Rekordarbeitslosigkeit klagen Betriebe über Fachkräftemangel.
Doch die Wirtschaftskammer ist eine Bedarfserhebung bisher schuldig geblieben.
ANDERSON & LINDER
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ARBEITERZEITUNG
AK ferienaktion
mit extra-beilage
Mrd.
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