POSITIONEN: ZUR ARBEIT
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Nr. 83, März 2016
D
ie Fraueneinkommen
sind ein Feld heißer
Debatten. Doch die
nackten Zahlen lügen
nicht. Frauen liegen bei
den Einkommen um
rund 36 % hinter den
Tiroler Männern zurück.
Ursachen für die Lohnunter-
schiede gibt es mehrere. Einige liegen bereits in der
Berufswahl. Unter den Top-Lehrberufen der Mädchen
finden sich Einzelhandel, Friseuse und das Gastge-
werbe. Berufsbilder, die eher niedrige Einkommen
bieten. Eine offenere und breitere Berufswahl – für
Mädchen, als auch für Jungen – wäre ein wichtiger
Schritt hin zumAngleichen der Einkommen.Während
zwei Drittel der Tiroler Männer ganzjährig vollzeitbe-
schäftigt sind, trifft das nur auf 32 % der Frauen zu.
Die Gründe für weibliche Teilzeitarbeit sind vielfältig,
Betreuungspflichten spielen jedoch die wesentliche
Rolle. Und auch bei ganzjähriger Vollzeitarbeit in
denselben Branchen liegen die Frauen im Einkom-
men hinter den Männern zurück. In Industrie und
Gewerbe verdienen Frauen rund 23 % weniger. Hier
dürfte der Hauptgrund darin liegen, dass Frauen und
Männer häufig verschiedene Betätigungsfelder beset-
zen. Gleichbehandlung von Mann und Frau beginnt
auch bei der Gleichbezahlung. Es gibt noch viel zu tun.
Ü
ber ein Viertel
verdienen Tirole-
rinnen weniger als ihre
männlichen Kollegen.
Der Einkommensunter-
schied zwischen Frauen
und Männern lag 2015 in
Tirol bei 11.309 Euro brutto,
damit belegt unser Bundesland
im Österreich-Schnitt den vorletzten Platz. In ty-
pischen Frauenbranchen sind Löhne am geringsten.
Als FSG kämpfen wir klar gegen diesen Missstand!
Ob Mann oder Frau – gleiche Arbeit muss gleich
bezahlt werden. Unsere Ziele sind faire Einkommen,
gerechte Arbeitsbedingungen, familienfreundliche
sowie alternsgerechte Arbeitszeitmodelle, Chancen-
gleichheit im Betrieb, eigenständige Alterssicherung
und modernes Arbeitsrecht. Außerdem setzen wir
uns für mehr Kinderbetreuungseinrichtungen ein,
um Frauen den Wiedereinstieg zu erleichtern, und
kämpfen für die finanzielle Anerkennung von Kinder-
betreuung und Pflegeleistung in der Pension.
Um die Rechte und Interessen aller Frauen
bestmöglich zu vertreten, braucht es aber auch mehr
Frauen in der Gewerkschaft. Denn nur viele Mitglie-
der bilden starke Gewerkschaften und können viel
bewegen. Je mehr Frauen aktiv mitarbeiten, desto
erfolgreicher können wir unsere Ziele umsetzen!
G
leicher Lohn für
gleiche Arbeit für
Frauen in Österreich
selbstverständlich? Nein,
die Ausnahme! Viele,
viele Frauen verdienen
nach wie vor wesentlich
weniger als ihre männ-
lichen Kollegen. Nur wo fixe
Löhne vorgegeben sind (z. B. im öffentlichen Dienst),
da wird unabhängig vom Geschlecht gleich viel
gezahlt. Sobald aber Entlohnungen frei vereinbart
werden, fällt eine sachlich nicht nachvollziehbare
Bevorzugung der Männer auf. Vor Strafen für diese
Ungleichbehandlung wird auf Druck der Wirtschaft
zurückgeschreckt. Die Politik erfindet grundsätzlich
positive, aber nur mäßig wirksame Maßnahmen,
wie die Veröffentlichung der Gehaltsverteilung nach
Geschlechtern im Betrieb. Auch die Möglichkeit, eine
schlechtere Bezahlung wegen des Geschlechts vor
die Gleichbehandlungsanwaltschaft zu bringen, hat
leider meist nur in Einzelfällen gewirkt.
Jetzt wurde es jahrzehntelang in erster Linie mit
Bewusstseinsbildung und Freiwilligkeit versucht,
aber ohne Strafen wird nichts weitergehen. Vielleicht
hat sich aber auch deshalb nicht viel geändert, denn
bei einer Bezahlung nach Leistung müssten vielfach
Frauen besser als Männer verdienen.
A
ls wäre es nicht schon
schlimm genug, dass
die Einkommen aller
Tiroler Arbeitnehmer
um 10 % unter demÖs-
terreich-Schnitt liegen.
Tirols Arbeitnehmerinnen
haben gegenüber ihren
männlichen Kollegen noch
einmal das Nachsehen. In den meisten Fällen regelt
der Kollektivvertrag das Einkommen, in diesen
Kollektivverträgen wird kein Unterschied zwischen
Frau und Mann gemacht. Genauso verhält es sich im
öffentlichen Dienst.Wir können bei Lohnungleichheit
nicht das Problem auf der gesetzlichen Seite suchen,
sondern müssen uns mit der gesellschaftspolitischen
Seite und der Lebensplanung des jeweiligen Gehalts-
empfängers auseinandersetzen. Kriterien wie Arbeits-
kräftemangel, Arbeitskräfteüberschuss, Branchenzu-
gehörigkeit, zusätzliche Qualifikationen, regionale
Besonderheiten haben Einfluss auf das Einkommen
der Beschäftigten. Damit Frauen ein höheres Einkom-
men erzielen, muss sich die Berufswahl ändern: Weg
von traditionellen Frauenberufen, hin zu technischen
Berufen, bei denen man mehr Einkommen erzielen
kann. Dazu braucht es das Selbstbewusstsein der
Frauen, sich zu trauen, und auch die Unterstützung
und Förderung durch die Gesellschaft.
Gleichbehandlung
beginnt bei Bezahlung
GleicheArbeit muss
gleich bezahlt werden
Bewusstseinsbildung
allein ist nicht genug
Mehr Hilfe und Mut
zu technischen Berufen
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
GLEICHER LOHN FÜR FRAUEN
O
ft gepredigt und absolut wahr:
Mehr Bildung bedeutet auch mehr
Chancen am Arbeitsmarkt. Der Weg
zu mehr Bildung führt immer übers
Lernen, doch das ist für viele Menschen
jeden Alters mit unterschiedlichen
Problemen verbunden. Und trotzdem:
Du bist klüger, als du glaubst. Du musst
nur wissen, wie du richtig lernst, lautet
die Devise. Alles Wissenswerte dazu
erfahren interessierte Schüler, Eltern,
Studenten und Arbeitnehmer beim
kostenlosen
AK Infoabend
„Lernen leicht
gemacht“
in
den AK Be-
zirkskammern
in Telfs und
in Kitzbühel.
Dazu gibt es
viele Experten-
Tipps nach
den neuesten
Erkenntnissen
der Gehirnfor-
schung – auch
für die prak-
tische Umset-
zung. So fällt Lernen lernen leichter, für
Schule, Beruf und Alltag.
Termine im April
AK Telfs:
Di, 12. April, 19.30 Uhr
. Anmel-
dung erforderlich unter 0800/22 55 22
– 3850 oder
telfs@ak-tirol.comAK Kitzbühel:
Do, 14. April, 19 Uhr.
Anmeldung unter 0800/22 55 22 – 3252
oder
kitzbuehel@ak-tirol.comNetzwerk für Wunschberufe
Besser lernen mit
Experten-Tipps
INFOABENDE
W
as will ich einmal wer-
den? – Diese Frage
beschäftigt fast jeden
Jugendlichen. Und oft
fällt die Entscheidung schwer. Ste-
hen doch allein in Tirol mehr als
1.500 Berufe, mehr als 160 Lehrbe-
rufe und 100 weiterführende Schu-
len zur Wahl.
Vieles ist da zu berücksichtigen:
Habe ich schon eine konkrete Vor-
stellung oder bin ich noch auf der
Suche? Welche Arbeit könnte mir
liegen? Wo bekomme ich die nö-
tige Ausbildung? Welche Kosten
sind damit verbunden, gibt es eine
Unterstützung? All das müssen sich
jährlich rund 14.000 Tiroler Schü-
lerinnen und Schüler der 7. und 8.
Schulstufe gut überlegen. Doch
viele wissen nicht, wie und vor
allem wo sie sich über alle Mög-
lichkeiten informieren können.
Neue Plattform.
Da kommt die
neue
Online-Plattform
berufsreise.at gerade
recht: Seit März
ist die Webseite
als gemeinsames
Projekt von Land
Tirol, AK Tirol,
Landesschulrat, Wirt-
schaftskammer und In-
dustriellenvereinigung online
– und stellt zugleich ein wesent-
liches Element der Tiroler Fach-
kräfteoffensive dar. Denn mit be-
rufsreise.at sollen junge Menschen
auf ihrem Prozess in der Berufsori-
entierung begleitet werden.
„Gerade die Berufswahl ist eine
ganz wichtige Lebensphase für jun-
ge Menschen“, betont AK Präsident
Erwin Zangerl: „Für eine fundierte
Entscheidung müssen Jugend-
liche, Eltern, Lehrpersonen,
Lehrbetriebe und Unternehmen
zusammenarbeiten. Da braucht
es für alle Seiten einen guten
Überblick über sämtliche Mög-
lichkeite
n. D
ie Plattform berufs-
reise.at möchte das bieten.“
Netzwerk.
Denn sie soll weit
mehr beinhalten als ein digitales
Info-„Standl“ für Schüler. berufs-
reise.at bietet ein ganzes Netz-
werk: Einerseits können sich
Jugendliche, Eltern
und Lehrer infor-
mieren und Ange-
bote wahrnehmen,
andererseits stellen
Unternehmen, wei-
terführende Schulen
und Institutionen, die in
der Berufsorientierung
aktiv sind, Inhalte
zur Verfügung. So
können Lehrbetriebe z. B. Fachvor-
träge oder Besichtigungen anbieten,
die Lehrer gleich online buchen.
Auch Eltern können eingebunden
werden. So entsteht aus der Online-
Plattform auch das österreichweit
größte Portal für Berufsorientie-
rung.
Kostenlos registrieren.
Das
Konzept für das Portal basiert auf
den Inputs von rund 100 Vertre-
tern aller Interessensgruppen und
auf Befragungen von mehr als 700
Schülerinnen und Schülern. Interes-
sierte müssen sich lediglich kosten-
los registrieren – und schon kann
die Berufsreise losgehen. Mehr auf
ak-tirol.com oder berufsreise.at
berufsreise.at –
Neue Plattform ermöglicht Schülern, Eltern und Lehrern einen Überblick
über Ausbildungswege und die Vernetzung mit Institutionen, Schulen und Unternehmen.
Stellten neue Plattform vor:
AK Präsident Zangerl, Landesrätin
Palfrader,WK-Vizepräsident Felder und IV-Präsident Schretter (v. li.)
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:
Foto: Land Tirol/Pidner
Foto: Karin & Uwe Annas/Fotolia.com
berufsreise.at
hilft
Jugendlichen dabei,
sich in der Arbeitswelt
zu orientieren.