Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2 / 12 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2 / 12 Next Page
Page Background

L

EBEN

&

E

INKOMMEN

2

Nr. 83, März 2016

TIROLS BEZIRKE

INFOS

Österreichs

Schlusslichter

6 der 10 Bezirke Österreichs mit den

niedrigsten Fraueneinkommen liegen

in Tirol:

1. Landeck

, 2. Zell am See,

3. St. Johann im Pongau, 4. Spittal an

der Drau,

5. Lienz

,

6. Imst

, 7. Tamsweg,

8. Kitzbühel

,

9. Schwaz

,

10. Reutte

In Landeck, dem Bezirk mit den nied-

rigsten Einkommen ganz Österreichs,

lagen die Jahresnettoeinkommen

der Frauen

um fast 29 %

unter dem

österreichischen Frauen-Durchschnitts-

einkommen.

Im Schnitt verdienten die Frauen in

Landeck

€ 869 netto

im Monat, der

österreichische Durchschnitt lag bei

€ 1.180 netto

im Monat (Berechnung:

Jahresnettoeinkommen lt. Lohnsteuer-

statistik 2014 dividiert durch 14).

Ein wesentlicher Grund ist, dass der

Tourismus für die Frauenbeschäfti-

gung in Landeck eminent wichtig ist.

Während in Österreich im Durch-

schnitt nur etwa jede zehnte Frau im

Tourismus arbeitet, ist es in Landeck

mehr als jede dritte (Anteil: 38 %).

Die Einkommen im Tourismus liegen

um

fast 36 %

unter dem Tiroler

Durchschnittseinkommen von Frauen.

Eine im Tourismus beschäftigte Frau

im Bezirk Landeck erzielte im Schnitt

ein monatliches

Nettoeinkommen

von € 640

. Eventuelle Zuverdienste

in der Zwischensaison sind in diesem

Einkommen bereits berücksichtigt.

Saison- und Teilzeitarbeit sind we-

sentliche Faktoren zur Erklärung des

niedrigen Einkommensniveaus, aber

das schlechte Abschneiden Landecks

beschränkt sich nicht nur auf den Tou-

rismus. Denn selbst bei ganzjähriger

Vollzeitarbeit – was den Großteil der

weiblichen Beschäftigten im Tourismus

ausschließt – liegen die Einkommen

der Landecker Frauen im Schnitt

um

8 %

unter dem Tiroler Durchschnitt und

um 15 %

unter dem Österreich-Durch-

schnitt der Fraueneinkommen.

E

in Grund liegt in der

kleinteiligen Be-

triebsstruktur

: Kleinere Betriebe zahlen

– tendenziell – niedrigere Einkommen.

Weiters ist der

hohe Dienstleistungsan-

teil

zu berücksichtigen, denn mehr als

die Hälfte der Frauen in Landeck arbeitet

imTourismus und Handel. Auch Bereiche

außerhalb des Tourismus machen saisona-

le Schwankungen in den Tourismusorten

mit. Hinzu kommt der

geringe Anteil

einkommensstärkerer Branchen

an der

Frauenbeschäftigung: Industrie und Ge-

werbe beschäftigen in Landeck nur etwa

4 % der weiblichen Beschäftigten,

während imÖsterreich-Schnitt in diesen

Branchen 9 % beschäftigt sind.

Auch der

öffentlichkeitsnahe Sektor

(öffentliche Verwaltung, Erziehung und

Unterricht, Gesundheits- und Sozialwe-

sen) spielt für die Einkommenssitua-

tion von Frauen in den Regionen eine

tragende Rolle. In der Regel ist dies der

Bereich, in dem die höchsten Frauenein-

kommen erzielt werden. In Landeck ist der

öffentlichkeitsnahe Sektor zwar mit einem

Anteil von 24 % der weiblichen Beschäf-

tigten die zweitwichtigste Branche nach

demTourismus, aber imÖsterreich-Schnitt

sind 30 % der Frauen in diesem Sektor

beschäftigt.

Und letztlich ist auch eine

niedrige

Infrastrukturdichte

Grund für niedrige

Einkommen: In den ländlichen Regi-

onen sind wichtige Infrastrukturen wie

Kinderbetreuungseinrichtungen, die

medizinische Versorgung, Verwaltungs-

einrichtungen usw. weiträumiger verteilt.

Fahrten zumArzt, „aufs Amt“ etc. nehmen

daher mehr Zeit in Anspruch und sind

aufwendiger, als dies etwa in der Stadt

der Fall ist. Das begünstigt die Entschei-

dung zur Teilzeitarbeit bei Frauen, die

einen Großteil der Betreuungspflichten

übernehmen.

Warum die Einkommen so niedrig sind: das Beispiel Landeck

Frauen haben das Nachsehen

Einkommen.

2014 verdienten Frauen im Schnitt um fast 600 Euro weniger als Männer.

Die Ursachen: Viele arbeiten in Teilzeit sowie in niedrig entlohnten Branchen bzw. Berufen.

D

ie Einkommensituation

von Frauen ist Feld hei-

ßer Debatten. Und das zu

Recht, lag das monatliche

Nettoeinkommen einer Tirolerin

2014 im Schnitt doch bei 1.045

Euro – und damit um 36 Prozent

hinter jenem der Tiroler Männer

(1.642 Euro).

Der fast 600 Euro teure Unter-

schied pro Monat beruht vor allem

auf zwei Ursachen: Erstens arbei-

ten Frauen viel häufiger in Teilzeit

und zweitens oft in Berufen mit

niedrigerem Einkommensniveau.

Während zwei Drittel der Tiro-

ler Männer ganzjährig vollzeitbe-

schäftigt sind, trifft das nur auf 32

Prozent der Frauen zu. Die Gründe

sind vielfältig, Betreuungspflich-

ten spielen jedoch eine wesentliche

Rolle.

Handel & Tourismus.

Frauen

sind zudem häufiger im Dienstleis-

tungsbereich tätig. Je ein Fünf-

tel von ihnen arbeitet im Handel

bzw. Tourismus – also in Bran-

chen, die auf das ganze Jahr

gesehen ein selbst für Frauen

unterdurchschnittliches Einkom-

mensniveau aufweisen. Im Handel

liegt es um 7,2 Prozent unter dem

Tiroler Durchschnittsverdienst von

Frauen, im Tourismus sogar um

35,6 Prozent darunter.

Aber auch bei ganzjähriger Voll-

zeitarbeit in gleichen Branchen

hinken die Fraueneinkommen hin-

terher: In Industrie und Gewerbe

verdienen Männer rund 25 Prozent

mehr. Die direkte Lohnbenach-

teiligung gegenüber Männern in

gleichen Berufen spielt zwar eine

gewisse, statistisch jedoch schwer

zu erfassende Rolle. Laut Studien

gehen rund 8 Prozent der Lohnun-

terschiede darauf zurück.

Einstufung.

Fakt ist aber, dass

Frauen und Männer oft verschie-

dene Betätigungsfelder innerhalb

einer Branche besetzen. Während

etwa in der Sachgüterproduktion

Männer in gut entlohnten tech-

nischen Berufen zu finden sind,

arbeiten Frauen in der meist gerin-

ger eingestuften Administration.

Trotzdem fallen sie alle, statistisch

gesehen, in die Branche „Sachgü-

terproduktion“.

Dennoch ist vielen noch immer

nicht bewusst, wie entscheidend die

Berufswahl für Einkommen und

Lohnunterschiede ist: Zu den Top-

Lehrberufen der Mädchen zählen

Ausbildungen im Einzelhandel und

im Gastgewerbe sowie Friseurin –

also Berufsbilder mit meist nied-

rigem Verdienst. Deshalb wäre eine

noch breitere Berufswahl ein wich-

tiger Schritt hin zur Angleichung.

Harte Fakten.

Das Einkommen von Frauen liegt in Tirol 36 % hinter jenem der Männer.

BEI SCHIEFLAGE AKTIVIEREN:

arbeiterkammer.at

Vom Arbeitsrecht bis zum Thema Wohnen,

von Karenzfragen bis zu gerechten Preisen:

Die AK ist für Sie da.

arbeiterkammer.at

Foto: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Vom Arbeitsrecht bis zum Thema Wohnen,

von Karenzfragen bis zu gerechten Preisen:

Die AK ist für Sie da.

Alles, was Arbeitnehmerinnen

brauchen, auf

ak-tirol.com