Previous Page  17 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 80 Next Page
Page Background

Analyse Lohnsteuerdaten 2014 Seite 17

Neben dem zeitlichen Ausmaß einer Tätigkeit ist die

Art der Tätigkeit bzw. die Branche ein weiterer be-

stimmender Faktor für die Höhe des Einkommens.

Die Daten der Lohnsteuerstatistik erlauben eine Zu-

ordnung der Beschäftigten nach den verschiedenen

Wirtschaftsabschnitten vorzunehmen und dadurch

ein detailliertes Bild der Beschäftigungsstruktur einer

Region zu erhalten. Die Höhe der Einkommen nach

Branche variieren teilweise beträchtlich.

So lagen beispielsweise die Einkommen in der Tiroler

Sachgütererzeugung rund 51% höher als diejenigen

in Beherbergung und Gastronomie – bei ganzjähri-

ger Vollzeitbeschäftigung. Einkommensunterschiede

zwischen Männer und Frauen resultieren auch aus

der Verteilung der männlichen und weiblichen Be-

schäftigten über die verschiedenen Wirtschaftsbran-

chen. Einkommensstarke Wirtschaftsbereiche, wie

etwa die Sachgütererzeugung, sind stark männlich

dominiert, während Branchen mit einem niedrigeren

Einkommensniveau, beispielsweise das Gastgewer-

be, hohe Anteile weiblicher Arbeitskräfte aufweisen.

Hinzu kommen die oftmals unterschiedlichen Tätig-

keiten innerhalb einer Branche.

So wird etwa eine Sekretariatskraft in einem Indust-

riebetrieb zwar dem Bereich „Sachgütererzeugung“

zugeordnet, erzielt aber bei weitem nicht das Ein-

kommensniveau eines hochspezialisierten Fach-

arbeiters. Unterschiedliche Verteilungen über die

Branchen und die verschiedenartigen Tätigkeits-

felder innerhalb der Branchen resultieren in erheb-

lichen Einkommensunterschieden zwischen den

Geschlechtern. Die Tatsache, dass Frauen sehr viel

häufiger in Teilzeit arbeiten, kommt noch verstärkend

hinzu.

In der Analyse finden sich der Übersichtlichkeit we-

gen die beschäftigungsstärksten Wirtschaftsklassen:

Herstellung von Waren (ÖNACE „C“), Bau (ÖNACE

„F“), Handel (ÖNACE „G“), Verkehr und Lagerei (ÖN-

ACE „H“), Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE

„I“), Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleis-

tungen (ÖNACE „N“) und öffentliche Verwaltung,

Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und

Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE

„O+P+Q“), diese werden um der Kürze willen in der

Folge als „öffentlichkeitsnaher Sektor“ bezeichnet.

Zusammen umfassten diese genannten beschäfti-

gungsstarken Wirtschaftsklassen im Jahr 2014 rund

81% aller Beschäftigten in Österreich und rund 85%

der Beschäftigten in Tirol.

4.1 Der öffentlichkeitsnahe Sektor

Die größte Beschäftigungsbranche in Österreich war

der öffentlichkeitsnahe Sektor, der von den ÖNACE-

Abschnitten O, P und Q gebildet wird. Darunter fallen

die Bereiche öffentliche Verwaltung und Sozialver-

sicherung (ÖNACE „O“), Erziehung und Unterricht

(ÖNACE „P“) und das gesamte Gesundheits- und

Sozialwesen (ÖNACE „Q“). In Österreich erzielten

mehr als eine Million Menschen (1.004.161 Perso-

nen)im öffentlichkeitsnahen Sektor ihr Hauptjah-

reseinkommen – fast ein Viertel aller unselbständig

Beschäftigten in Österreich. In Tirol waren es 86.600

Personen oder 23% der Beschäftigten. Zahlenmäßig

war der öffentlichkeitsnahe Bereich eine weibliche

Branche: innerhalb der Branche waren rund zwei

Drittel der Beschäftigten und ein Drittel aller weibli-

chen Beschäftigten in Österreich arbeitete in einem

diesen personalintensiven Dienstleistungen der öf-

fentlichen Hand.

Etwas mehr als die Hälfte (53%) der Arbeitnehmerin-

nen und Arbeitnehmer im öffentlichkeitsnahen Be-

reich in Österreich tat dies im Rahmen einer ganzjäh-

rigen Vollzeitbeschäftigung. In Tirol lag der Anteil der

ganzjährig Beschäftigten mit 47% deutlich niedriger.

Das Geschlechterverhältnis bei den ganzjährig Voll-

zeitbeschäftigten im öffentlichen Bereich war dabei

annähernd ausgeglichen: in Tirol waren 52% Män-

ner, 48% Frauen.

Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen in

den öffentlichkeitsnahen Sektoren lag 2014 bei EUR

22.579. Die Topverdienerinnen und –verdiener waren

in Niederösterreich und Kärnten zu finden (jeweils

+3% ggü. AUT-ø). Das Schlusslicht bildete Oberös-

terreich mit durchschnittlich EUR 21.400 und einem

Einkommensrückstand von 5% gegenüber dem Ös-

terreichschnitt. Tirol folgte an vorletzter Stelle mit ei-

nem Einkommensdurchschnitt von EUR 21.415.

Diese schlechte Platzierung Tirols lag an den ver-

gleichsweise geringeren Einkommen der Frauen in

der Branche. Während die Einkommen der Männer

exakt dem österreichischen Schnitt entsprachen,

lagen die Frauen um 9% darunter, wodurch sie die

deutlich letzten im Bundesländervergleich waren. Bei

ganzjähriger Vollzeitarbeit wurde im öffentlichkeits-

nahen Bereich von den Männern ein Nettojahresein-

kommen von durchschnittlich EUR 34.618 erzielt und

von den Frauen eines von EUR 28.971.

(4) Beschäftigung und Einkommen nach Wirtschaftsabschnitt