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Bestimmungen hinausgehen. In Zeiten der Globa-
lisierung lagern multinationale Unternehmen ihre
Produktion in Niedriglohnländer aus, die wenig bis
gar keine gesetzlichen Regelungen zu Fragen des
ArbeitnehmerInnenschutzes und der Einhaltung von
Umweltstandards haben. Es liegt in der sozialen Ver-
antwortung der Unternehmen darauf zu achten, dass
in der gesamten Wertschöpfungskette menschen-
würdige Arbeitsbedingungen, gerechte Entlohnung,
Abschaffung von Kinderarbeit, Umweltschutz und die
Menschenrechte eingehalten werden.
Manche Unternehmen betreiben jedoch ausschließ-
lich „Greenwashing“, d.h. sie missbrauchen CSR als
Marketing-Instrument, um ihr Image aufzupolieren.
Auf Hochglanzplakaten bekennen sie sich etwa zu
dem Verbot, giftige Chemikalien bei der Produktion
einzusetzen. Ob jedoch in den Zulieferbetrieben des
gleichen Unternehmens die Kleidung von Kindern
genäht wird, wird wohlweislich verschwiegen.
Unternehmensverantwortung im Wandel der Zeit
Das Verständnis von unternehmerischer Verantwor-
tung ist dem Wandel der Zeit unterworfen und ge-
prägt von den jeweils herrschenden Marktbedingun-
gen. So findet sich in der Literatur keine einheitliche
Definition von CSR.
Der Wegbereiter des Neoliberalismus, Milton Fried-
man, sieht 1970 die soziale Verantwortung von Un-
ternehmen ausschließlich darin, so zu handeln, dass
sie ihre Gewinne maximieren - vorausgesetzt, dass
sie sich innerhalb der gegebenen (gesetzlichen)
Grenzen bewegen. Eine breitere Auffassung von
CSR entwickelte sich im Laufe der Jahre.
Die Grundlage für das heutige CSR-Verständnis
bilden internationale Rahmenwerke wie UN-Global
Compact, die Grundsatzerklärung der Internationa-
len Arbeitsorganisation (ILO) zu Arbeit- und Sozial-
standards oder die OECD-Leitsätze für multinationa-
le Unternehmen. Sie enthalten eine Bandbreite von
Maßnahmen, die Anhaltspunkt für CSR-Aktivitäten
von Unternehmen sind.
Europäische CSR-Initiativen
Auf europäischer Ebene wurde die CSR-Debatte erst
viele Jahre später entfacht. Im Grünbuch der Euro-
päischen Kommission 2001 wurde die soziale Ver-
antwortung der Unternehmen folgendermaßen defi-
niert: „CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen
als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Be-
lange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstä-
tigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Sta-
keholdern zu integrieren“. Kennzeichnend für diese
Definition ist die Freiwilligkeit, das Einbeziehen der
betroffenen Anspruchsgruppen (Arbeitnehmer, So-
zialpartner, NGOs - sogenannte „Stakeholder“) und
das Bewusstsein, dass sich CSR auf die gesamte
unternehmerische Tätigkeit bezieht.
Zehn Jahre später legte die EU-Kommission die
CSR-Strategie 2011 - 2014 vor. Darin werden erst-
mals rechtlich verbindliche Maßnahmen angekün-
digt, um „die Verantwortung von Unternehmen für
ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“ zu stärken.
Ziel ist es, dass Unternehmen ihre Aktivitäten auf
den Gebieten faire Arbeitsbedingungen und Umwelt-
schutz (sogenannte „nichtfinanzielle Informationen“)
offenlegen.
Nur wenige europäische Unternehmen veröffentli-
chen seit 2011 Nachhaltigkeitsberichte. Unterneh-
men beschränken sich auf allgemeine Feststellun-
gen zu sozialen und ökologischen Belangen. Zudem
variiert die Qualität der offengelegten Informationen
stark. Das macht einen Vergleich mit anderen Unter-
nehmen für die Stakeholder nur schwer möglich.
Faire Arbeitsbedingungen und der Schutz der Umwelt vor
den Folgen des Wirtschaftens sind Kernelemente von ernst
gemeinter CSR.
© dhunfini