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ignorieren). Mit der massenhaften Verbreitung mobi-
ler internetfähiger Geräte wird das Abschalten immer
schwieriger. 58% der österreichischen Unternehmen
stellten im Jahr 2012 ihren Beschäftigten tragbare
Geräte mit mobilem Internetzugang zur Verfügung
(Handys, Laptops, Tablets). Bei größeren Firmen mit
mehr als 250 MitarbeiterInnen war die Zurverfügung-
stellung bereits beinahe flächendeckend (96,7%
stellten mobile Geräte bereit).
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Qualität der Arbeit (an sich)
Neben der Qualität der vertraglichen Beziehung zwi-
schen ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn sind es die
qualitativen Eigenschaften der verrichteten Arbeit an
sich, welche die Arbeitszufriedenheit beeinflussen.
Diese betreffen die Art und Weise, wie gearbeitet
wird und die unmittelbare und mittelbare physische
wie soziale Arbeitsumgebung. Neben allen formalen
Veränderungen, welche die Arbeit der letzten Jahre
betroffen haben (z.B. die Zunahme atypischer Be-
schäftigungsformen), scheint es vor allem die Arbeit
selbst zu sein, die sich verändert und vielfach qualita-
tiv verschlechtert zu haben scheint.
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Da im Rahmen
eines Überblicksartikels nicht alle Faktoren erschöp-
fend betrachtet werden können, wird in der Folge die
Arbeit als soziales Umfeld kurz angerissen.
Die Arbeit als soziales Umfeld
Arbeit ist auch immer ein Ort sozialer Interaktion. Die
sozialen Beziehungen zu den Kolleginnen und Kol-
legen und zu den Vorgesetzten sind einer der wich-
tigsten Faktoren von Arbeitsqualität. Psychosoziale
Faktoren sind Einflüsse, die aus den sozialen Bezie-
hungen der Arbeitsumgebung entstammen und durch
die innere Verarbeitung entweder belastend oder
entlastend wirken können. Die Spannweite ist dabei
sehr groß: von einem korrekt-kollegialen Verhältnis
bis zur Freundschaft, von einer echten (Liebes-)Be-
ziehung bis hin zu offener oder unausgesprochener
Feindschaft und Mobbing findet am Arbeitsplatz das
gesamte Spektrum menschlicher Interaktion statt.
Das soziale Umfeld der Arbeit kann als positiver, sta-
bilisierender Faktor, als Ressource wirken, oder als
negativer Belastungsfaktor.
Das soziale Umfeld in der Arbeitswelt betrifft größ-
tenteils zwei Adressaten bzw. Adressatengruppen.
Einerseits die Kolleginnen und Kollegen, d.h. Perso-
nen, die sich innerhalb einer Organisation auf etwa
der gleichen hierarchischen Ebene befinden und in
der Regel keine oder nur über geringe gegenseiti-
ge Weisungsbefugnisse verfügen. Andererseits, die
Führungskräfte, welche über Weisungsbefugnisse
verfügen und wesentliche Bestimmungsfaktoren wie
Arbeitszuteilung, die Arbeitsdichte und den –druck
bestimmen oder zumindest wesentlich mitbestimmen
können.
Faktoren für eine qualitätsvolle Arbeitsumgebung
sind etwa: Unterstützung und Hilfe durch die Kolle-
ginnen und Kollegen zu erfahren. Diese kann einer-
seits auf fachlicher Ebene geschehen oder auf emo-
tionaler Ebene. Feedback, konstruktive Kritik und
Anerkennung für erbrachte Leistungen durch Gleich-
gestellte helfen, die eigene Arbeitsleistung realistisch
einzuschätzen und wertgeschätzt zu wissen. Das Er-
leben eines positiven Arbeitsklimas hilft, Belastungen
psychisch und real zu verringern.
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Führungskräfte und ihr Verhalten gegenüber den Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern kommt beim Erleben
von Arbeit als sozialem Ort eine zentrale Bedeutung
zu. Befragungen zur Arbeitszufriedenheit weisen
in die Richtung, dass es vielfach darum geht, dass
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „als Menschen“
wahrgenommen werden wollen, authentisch und viel-
schichtig mit Stärken und Schwächen. In einer Befra-
Einer der größten subjektiven Belastungsfaktoren im Job:
fehlgeleitetes Führungsverhalten von Vorgestzten
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Statistik Austria – Unternehmen, die ihren Beschäftigten (…) Geräte mit mobilem Internetzugang zur Verfügung gestellt haben.
19
vgl. Clark (2005), S. 17: Clark stellt diese Befunde für die 1990er Jahre dar.
20
vgl. Stadler, Spieß (2002), S. 8