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Seite 42 WISO

laments zu Indikatoren für Arbeitsqualität, zwischen

der Qualität der Beschäftigung („Employment Quali-

ty“) und der Qualität der Arbeit an sich („Work Quali-

ty“). Die Kombination beider ergibt das umfassende

Konstrukt der Qualität des Jobs („Job Quality“).

10

Die Qualität der Beschäftigung

Die Qualität der Beschäftigung betrifft das explizite

vertragliche Verhältnis zwischen dem/der Arbeitge-

berIn und dem/der Angestellten. Umstände, die oft

Gegenstand von Verhandlungen zwischen den So-

zialpartnern sind und/oder rechtlich, v.a. im Arbeits-

recht, geregelt sind.

Einkommen

Dem Einkommen kommt natürlich auch in der Be-

wertung der Qualität von Arbeit zentrale Bedeutung

zu, bildet dieses doch die „materielle Basis von Ar-

beitsqualität“.

11

Denn neben allen anderen Aspekten

von Arbeit (Sinndimension, Freude an Produktivität,

soziale Beziehungen, usw.) folgt diese immer auch

instrumentellen Zwecken. Denn das Einkommen aus

einem Beschäftigungsverhältnis bildet für den Groß-

teil der Menschen die wichtigste, oft einzige, Einkom-

mensquelle, aus der sämtliche Ausgaben bestritten

werden müssen.

In der Studie „Was ist gute Arbeit?“ bezog die deut-

sche „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ die Position,

dass ein „im umfassenden Sinne existenzsicherndes

Einkommen als grundlegendes Kriterium für gute Ar-

beit“ anzusehen sei.

12

Dies deshalb, da die Höhe des

Einkommens einen engen Zusammenhang mit dem

jeweiligen Gesundheitszustand, der Ernährungsqua-

lität, Bildungsmöglichkeiten (auch der Kinder), Frei-

zeitmöglichkeiten usw. hat.

Damit soll nicht gesagt werden, dass ein direkter li-

nearer Zusammenhang zwischen diesen Größen

besteht, aber das Einkommen ist die grundlegende

Ressource für eine Steigerung der materiellen Le-

bensqualität. Mit einem Monatslohn von EUR 2.000

brutto nennt die Studie eine konkrete Geldsumme,

welche die Mindestanforderungen für qualitätsvol-

le Arbeit erfüllt.

13

Diese Summe

bezieht sich auf ein individuelles

Einkommen, nicht auf ein Haus-

haltseinkommen. Dies macht in-

sofern Sinn, da ein Einkommen

aus qualitätsvoller Arbeit für die

eigenständige Existenzsicherung

von alleinstehenden Personen

ausreichen muss bzw. für die –

ehemaligen – Partner im Fall der

Auflösung eines Haushalts als

ökonomischer Einheit, z.B. bei

Trennung oder Scheidung. Rech-

net man die Inflation seit dem

Jahr 2006, dem Jahr der Veröf-

fentlichung der oben genannten

Studie, mit ein, so läge der Wert

derzeit bei etwa EUR 2.300 brut-

to. Mehr als zwei Drittel der in Ti-

rol unselbständig Beschäftigten,

Vollzeit und Teilzeit, erreichen

dieses Einkommen nicht.

14

Welche Bedeutung kommt dem

Einkommen in der Arbeitszu-

friedenheit zu? Laut dem ame-

rikanischen

Organisationswis-

senschaftler Frederick Herzberg

zählt das Einkommen zu den so-

Autonomie der Arbeitsgestaltung

physische Arbeitsbedingungen

Gesundheit

Unfallrisiko

Soziales Umfeld in der Arbeit

Partizipationsmöglichkeiten

Entwicklungsmöglichkeiten

Vertragstyp

Arbeitszeit

Verteilung der Arbeitszeit

Einkommen

soziale Absicherung

Qualität der Arbeit

(an sich)

Qualität der

Beschäftigung

Jobqualität

Gute Arbeit

„Gute Arbeit“ besteht aus einer guten Mischung: viele Elemente müssen zusam-

menkommen, um eine Arbeit menschengerecht und fair zu gestalten.

10

Diese Unterteilung folgt Muñoz et al. (2009), S. 122 f.

11

Fuchs (2006), S. 15

12

ebda, S. 24

13

ebda., S. 106

14

vgl. Erger (2012), S. 29