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Seite 40 WISO

statistische Zusammenhang ist komplex, aber in der

Erklärung nachvollziehbar. In mehr und mehr berufli-

chen Positionen ist das Wissen und das Können der

Person, die die Position bekleidet, der wichtigste Pro-

duktionsfaktor.

Da das „Humankapital“ nicht von der Person, die es

erworben hat, herausgelöst werden kann, ist auch

klar, dass die Arbeitszufriedenheit, die ein Indikator

für qualitätsvolle Arbeit ist, unmittelbare Auswirkun-

gen auf den Effektivitätsgrad hat, mit dem dieses

„Humankapital“ produktiv werden kann. Wird ein Um-

feld geschaffen, das es den Personen erlaubt, sich

mit ihrer Aufgabe und den Tätigkeiten des Unterneh-

mens zu identifizieren, funktionierende soziale Be-

ziehungen zu den Vorgesetzten und den Kolleginnen

und Kollegen aufzubauen, die Arbeit angemessen

entlohnt wird und bei der Verrichtung der Arbeit keine

gesundheitlichen Beeinträchtigungen entstehen, so

sind die Voraussetzungen für eine hohe Produktivität

geschaffen.

Die Situation von Jobs, die nur geringe Qualifikati-

onsanforderungen stellen, ist allerdings eine andere.

Für diese Arbeiten war ein negativer Zusammenhang

zwischen der Qualität der Arbeit und der Produktivi-

tät festzustellen. Die Produktivität stieg, wenn die

Qualität der Arbeit sank. Diese Erkenntnis erlaubt

zwei Befunde. Einerseits ist es kein Argument gegen

die Steigerung von Arbeitsqualität als arbeitsmarkt-

politischer Zielsetzung, da wie oben dargestellt der

Strukturwandel in der Wirtschaft die Möglichkeit von

Produktivitätssteigerungen durch Steigerung von Ar-

beitsqualität zunehmen lässt.

4

Andererseits zeigt sich darin auch die zunehmende

Polarisierung des Arbeitsmarktes. Hoch qualifizier-

te und spezialisierte Fachkräfte sind gesucht und

werden mit guten Arbeitsbedingungen umworben,

während der Druck auf gering qualifizierte Personen

höher wird. Druck, der zum einen durch die ohnehin

schon prekäre Arbeitsmarktsituation gering Qualifi-

zierter entsteht und zum anderen durch Rationalisie-

rungsdruck an den Arbeitsplätzen selbst.

Vergleichsstudien zwischen Europa und den USAhin-

sichtlich der Arbeitsproduktivität ergaben Produktivi-

tätsvorteile der USA in nur drei Wirtschaftssektoren:

Einzelhandel, Großhandel und in den Finanzdienst-

leistungen. Bereiche (mit Ausnahme des Finanzsek-

tors), in denen die USA über eine große Vielfalt stark

rationalisierter Dienstleistungsjobs („McJobs“) verfü-

gen und in denen Produktivitätszuwächse über die

Standardisierung und Verdichtung der Arbeitsleistun-

gen erzielt wurden, sprich mit einer Absenkung der

Qualität der Arbeit und der Substitution guter Jobs

gegen schlechte. In diesem Zusammenhang dürfte

auch das Vorhandensein billiger Arbeitskräfte durch

Migration in den USA eine Rolle gespielt haben.

5

Die Problemlagen verdichten sich bei den am Ar-

beitsmarkt schwächsten Gruppen: bildungsferne

Personen, Menschen mit Versorgungspflichten und

Menschen mit Migrationshintergrund. Diese sind mit

hoher Arbeitslosigkeit konfrontiert und die Jobs die

ihnen offen stehen, weisen eine erodierende Qualität

auf.

Arbeitszufriedenheit: das Maß der Dinge?

Bevor die Kernelemente guter Arbeit thematisiert

werden, gilt es die Frage zu beantworten, wie beur-

teilt werden kann, ob Arbeit „gut“ ist. Eine offensicht-

Aufspaltung des Arbeitsmarktes: Hoch Qualifizierte mit

hoher und tendenziell steigender Qualität der Arbeitsbedin-

gungen...

© GVAHIM

... und gering qualifizierte „Jobs“, in denen die Arbeitsbedin-

gungen schlechter werden.

© Dragon H

4

vgl. Bevan (2012), S. 5

5

Royuela, Suriñach (2009), S. 31