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Seite 6 WISO

Langsameres Wachstum in den

großen Schwellenländern

Die neuen Wachstumszahlen Chinas ließen aufhor-

chen: „nur“ 7,5% Plus im zweiten Quartal 2013. Trotz

dieser noch immer beeindruckenden Wirtschaftsda-

ten stellte diese Zunahme die geringste Zunahme

seit 23 Jahren dar.

Das niedrige Wachstum der globalen Konjunkturlo-

komotive China verweist auf einen grundsätzlichen

Wandel in der Weltwirtschaft: die Zeit des rasanten

Aufholprozesses der Schwellenländer, insbesondere

in den sogenannten BRICs (Brasilien, Russland, In-

dien und China), scheint auszuklingen.

2007 lag die Zuwachsrate der chinesischen Wirt-

schaft bei 14,2%, Indien bei 10,2%, Russland bei

8,5% und Brasilien bei 6,1%. Seitdem haben sich die

Zuwächse halbiert. 2013 sollen die entsprechenden

Raten für China 7,5%, Indien 5,6% und für Russland

und Brasilien 2,5% betragen.

1

Der Beitrag der BRICs

zum weltweiten Wirt-

schaftswachstum ging

von fast zwei Dritteln

auf etwas weniger

als die Hälfte zurück.

Noch immer wird sich

der

wirtschaftliche

Schwerpunkt der Welt

zu den Schwellen-

ländern verschieben,

aber nicht mehr mit

derselben atemberau-

benden Geschwindig-

keit wie in den letzten

15-20 Jahren.

Was hat sich verändert? Zum einen, ist es der rasan-

te Aufholprozess selbst, der die Wachstumsraten sin-

ken lässt. Die Länder sind heute insgesamt reicher

und haben viel größere Volkswirtschaften als noch

vor zehn Jahren. Aufgrund des statistischen Basisef-

fektes würde es einer weitaus höheren absoluten An-

strengung bedürfen, um dieselben Zuwachsraten zu

erreichen. Zum anderen sind die leicht abzuschöp-

fenden Wachstumspotenziale bereits weitgehend re-

alisiert worden: die Produktion wurde industrialisiert,

Millionen billiger Arbeitskräfte drängten in die Fab-

riken, was Exporte billig machte. Nun, nicht zuletzt

aufgrund der Wirtschaftskrise in der westlichen Welt,

müssen die Schwellenländer ihre Ökonomien auf

eine neue Wachstumsbasis zu stellen. Am besten

positioniert ist China, das daran arbeitet, seine durch

Exporte und Investitionen getriebene Wirtschaft auf

eine breitere, mehr durch Binnenkonsum gestützte

Basis zu stellen.

Global

Müssen sich auf Zeiten langsameren Wachstums einstellen: die Staats- und Regierungschefs der

großen Entwicklungsländer. V.l.n.r. Dilma Rousseff (Brasilien), Manmohan Singh (Indien), Vladimir

Putin (Russland), Xi Jinping (China) mit Jacob Zuma (Südafrika)

© Blog do Planalto

1

vgl. The Economist, 27. Juli 2013, S. 18