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derart massive Anleihenkäufe vornehmen könnte,
dafür aber sehr negative Signale von den Märkten
erhalten. Im Spätsommer kündigte Bernanke dann
doch die Fortsetzung des „Quantitative Easing“ an.
Wahrscheinlich ist, dass Bernanke den Kurswechsel
nun nicht mehr selbst vollziehen möchte.
Als Favorit Obamas für die Nachfolge wurde lange
Larry Summers genannt, ein ehemaliger Cheföko-
nom der Weltbank und Finanzminister unter Bill Clin-
ton. Summers gilt als brilliant aber schwierig. Auch
aufgrund seiner angeblich zu großen Nähe zu den
Finanzakteuren der Wall Street formierte sich bald
Widerstand. Da die Kandidaten vom Senat bestätigt
werden müssen, waren politische Schwierigkeiten
vorauszusehen. Summers gab daraufhin bekannt,
kein Interesse an der FED-Position zu haben, son-
dern seine Professur in Harvard weiterführen zu wol-
len.
Anfang Oktober nominierte Präsident Obama 67-jäh-
rige Janet Yellen, die derzeitige Stellvertreterin Ben
Bernankes als Nachfolgerin. Wird Yellen vom Senat
bestätigt, wird sie die erste Frau an der Spitze der
Federal Reserve. Mit ihr würde wohl die geldpoliti-
sche Linie Bernankes weiter fortgesetzt.
China
Wie bereits erwähnt lag das chinesische Wirtschafts-
wachstum im zweiten Quartal 2013 bei 7,5%, das
schwächste Wachstum seit 23 Jahren. Die Gründe
liegen zum einen in der westlichen Wirtschaftskri-
se, wodurch die Exporte nach Europa und die USA
schwächer ausfallen, aber auch in der Wirtschafts-
politik der Regierung des neuen Staatspräsidenten
Xi Jinping. Unter ihm wird die Politik der Inflationsbe-
kämpfung seiner Vorgänger weiter fortgeführt. Inves-
titionen, vor allem im Baubereich, werden gedämpft
und die Neukreditvergabe heruntergefahren. Die chi-
nesische Nationalbank drosselte die Geldversorgung
der einheimischen Banken, um diese zu zwingen,
größere Sicherheitspolster aufzubauen.
Dass der Umbau von einer exportorientierten Wirt-
schaft hin zu einer durch den Binnenkonsum gestütz-
ten Wirtschaft Fortschritte macht, ist an der Tatsache
ablesbar, dass der Einzelhandel mittlerweile stärker
wächst als früher, Exporte, Kreditausweitung und In-
vestitionen jedoch langsamer.
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vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Juli 2013