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Aufgrund der steigenden Kaufkraft der chinesischen
Mittelklasse könnte dieser Umbau gut gelingen.
Schwieriger werden es die anderen großen Schwel-
lenländer haben. Russlands Wirtschaftsboom wurde
durch die steigenden Energiepreise, ausgelöst durch
den Energiehunger der anderen Schwellenländer,
angefeuert. Die Wirtschaftskrise lässt aber die Ener-
giepreise stagnieren und neue Energiequellen (z.B.
die Ausnutzung von Schiefergasvorkommen) drohen,
den globalen Energiemarkt weiter zu diversifizieren.
Andere, noch nicht genützte Potenziale der russi-
schen Wirtschaft sind aber schwer zu identifizieren.
Brasilien leidet nach einer heißen Phase wirtschaft-
lichen Wachstums durch hohe Rohstoffpreise und
Kredite an einer hohen Inflation. Marktbeobachter
gehen davon aus, dass die „natürliche“ Wachstums-
geschwindigkeit der brasilianischen Wirtschaft weit
unter den in den letzten Jahren beobachteten Zahlen
liegen dürfte.
Indien sah in den letzten Monaten einen raschen Ver-
fall seiner Landeswährung, dazu ist Indien stark von
ausländischem Kapital abhängig, das aber in den
letzten Monaten aus allen großen Schwellenländern
herausging, sodass die hohen Wachstumszahlen der
Anfangsjahre dieses Jahrzehnts wohl nicht mehr er-
reicht werden.
2
Die USA sperren zu
Die Präsidentschaft Barack Obamas war in den letz-
ten Monaten nicht von wirtschaftspolitischen Themen
geprägt: die Enthüllungen des Aufdeckers Edward
Snwoden zeigten der Welt auf spektakuläre Art und
Weise ein schockierend weitläufige Überwachungs-
programme („Boundless Informant“, „PRISM“) des
amerikanischen Geheimdienstes NSA. Auch die
Dienste anderer Staaten, etwa Großbritanniens
(„Tempora“), betreiben ähnliche Programme oder
nützten Informationen aus der NSA-Überwachung.
Profunde politische Konsequenzen der Enthüllungen
gab es bislang nicht. Präsident Obama stellte sich
letztlich hinter die Überwachung und argumentierte,
dass diese von vitaler Bedeutung für die nationale
Sicherheit wäre.
Außenpolitisch dominierte die Situation in Syrien die
amerikanische Agenda. Nach einem Giftgas-Angriff
in einem Vorort von Damaskus war die von Präsident
Obama gezeichnete „rote Linie“ für ein militärisches
Eingreifen überschritten. Zusammen mit Großbritan-
nien und Frankreich sollte das Regime von Präsident
Assad mit Luftschlägen bestraft werden.
Als einzige Möglichkeit einem Militärschlag zu ent-
gehen, benannte US-Außenminister Kerry, die Über-
gabe und Vernichtung aller chemischen Waffen der
Syrer. Ein Vorschlag, dem Syrien prompt unter Ver-
mittlung Russlands, das das Regime unterstützt,
zustimmte – wohl auch zur Überraschung der ame-
rikanischen Administration, die daraufhin stark vom
Kriegskurs zurückruderte.
NSA-Enthüller Edward Snowden wurde zur internationalen
Ikone für den Widerstand gegen digitale Überwachung.
© svenne venne
Reale Auswirkungen des Budgetstreits - die amerikanische
Regierung musste nicht-vitale Funktionen zusperren.
© Shanna213
2
vgl. The Economist, 24. August 2013