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Seite 14 WISO

Zulassung gentechnisch veränderter Lebensmittel

betrifft, der Kulturbereich, wo etwa die Förderun-

gen für die viel kleinere europäische Filmwirtschaft

oder die Buchpreisbindung fallen könnten, aber auch

Handelsliberalisierungen im Agrarbereich dürften in

Europa politisch nur schwer durchzusetzen sein. Zu

erwarten ist, dass die Verhandlungen sich über die

nächsten Jahre ziehen.

Wahlen in Deutschland

Am 22. September, eine Woche nach der österreichi-

schen Nationalratswahl, fanden in Deutschland die

Wahlen zum Bundestag statt. Zwar war bereits im

Vorfeld der Wahl sehr wahrscheinlich, dass Bundes-

kanzlerin Angela Merkel wohl in ihrem Amt bestätigt

werden würde, allerdings fiel das Votum deutlicher

als angenommen aus. Mit einem Stimmenanteil von

41,5% kam die Union auf 311 Sitze im Bundestag

und schrammte damit nur haarscharf an der abso-

luten Mehrheit vorbei. Die Union konnte um 7,7 Pro-

zentpunkte hinzugewinnen und erhielt 72 Sitze im

Bundestag hinzu.

An zweiter Stelle platzierte sich die SPD, die zwar um

2,7 Prozentpunkte hinzugewinnen konnte, aber mit

25,7% der Stimmen einen deutlichen Abstand zum

Wahlgewinner Union aufwies. Linke und Grüne ver-

loren Stimmen und Mandate (-3,3 Prozentpunkte die

Linke, -2,3 Prozentpunkte die Grünen).

Der Koalitionspartner der Union, die FDP, hatte einen

katastrophalen Wahlabend und erlitt einen Verlust

von 9,8 Prozentpunkten. Mit einem Stimmanteil von

4,8% scheiterte die Regierungspartei an der Fünf-

Prozent-Hürde und flog aus dem Bundestag. Für die

nunmehrige Kleinpartei stellt sich damit die Existenz-

frage. Kanzlerin Merkel kam damit der logische und

am leichtesten handzuhabende Koalitionspartner

abhanden. Sie hat nun die Optionen entweder eine

große Koalition mit der SPD einzugehen oder erst-

mals mit den Grünen eine schwarz-grüne Koalition

in Deutschland zu bilden. Zum Zeitpunkt des Verfas-

sens (08. Okt. 2013) stand noch keine neue Regie-

rung fest.

Regierungskrise in Italien

Gewohnt abwechslungsreiche Monate hat Italien hin-

ter sich. Nachdem der Kassationsgerichtshof am 1.

August ein Urteil gegen Silvio Berlusconi inklusive

einer Haftstrafe von vier Jahren bestätigte, liegt nun

erstmals ein rechtskräftiges Urteil gegen den lang-

jährigen Ministerpräsidenten vor. Aufgrund seines Al-

ters von 76 Jahren werden ihm drei Jahre erlassen,

das verbleibende Jahr kann in Hausarrest oder So-

zialarbeit umgewandelt werden. Die Folge war eine

Regierungskrise, da die Vertreter von Berlusconis

Partei Popolo della Libertá (PdL) ihrem Parteigrün-

der den Senatssitz sichern wollen. Ministerpräsident

Letta lehnte jedoch das Rücktrittsschreiben der fünf

Minister des PdL ab und gewann am 2. Oktober eine

Vertrauensabstimmung, nachdem zuvor Senato-

ren des PdL angekündigt hatten, für die Regierung

zu stimmen. Durch diesen Schwenk sah sich selbst

Berlusconi gezwungen, sich für den Erhalt der Regie-

rung auszusprechen. Da zwei Tage später der Immu-

nitätsausschuss mehrheitlich für die Annullierung der

Wahl Berlusconis in den Senat stimmte, ist sein Ende

im italienischen Parlament so wahrscheinlich wie

noch nie zuvor. Die Entscheidung wird die Abstim-

mung des Senats zur Abwahl Berlusconis bringen,

die in einigen Wochen stattfinden soll. Ob es auch

sein politisches Ende sein wird, wird erfahrungsge-

mäß erst die Zukunft weisen.

Angela Merkel gelang ein überzeugender Wahlsieg, gefolgt

allerdings von einer schwierigen Regierungsbildung.

© Gwyn Lowe Photoworks

Überstand eine durch Silvio Berlusconi ausgelöste Regie-

rungskrise - Italiens Ministerpräsident Enrico Letta.

© Niccolò Caranti