

WISO Seite 33
Nach der EU-Methode ergibt sich somit folgende Be-
rechnungsmethode:
Arbeitslosenquote = Anzahl der Arbeitslosen gemäß
Eurostat / Arbeitskräfteangebot
Die Interpretation von Arbeitslosenstatistiken
Der Aussagegehalt von Arbeitslosenstatistiken ist
somit je nach Berechnungsmethode oft sehr unter-
schiedlich. Zudem können bestimmte Maßnahmen
erheblichen Einfluss auf die Zahl der als arbeitslos
geltenden Personen nehmen. Besonders stark zum
Ausdruck kommt dies am Beispiel der Langzeitar-
beitslosigkeit (länger als 12 Monate andauernde
Arbeitslosigkeit), wo Österreich europaweit als Mus-
terschüler gilt. Dennoch muss berücksichtigt werden,
dass manche Bestimmungen dieses gute Ergebnis
auch begünstigen. Beispielsweise beginnt in Öster-
reich die Phase der Arbeitslosigkeit nach einer Schu-
lung von mehr als 28 Tagen von neuem. Dasselbe
trifft zu, wenn ein Arbeitsloser Krankengeld bezieht.
Laut Sozialministerium gab es aus diesen Gründen
in Österreich 2013 im Schnitt gerade einmal 6795
Langzeitarbeitslose. Gleichzeitig wies das AMS aber
darauf hin, dass im selben Zeitraum 57.462 der Ar-
beitslosen in Österreich mehr als ein Jahr lang ohne
Arbeit waren.
Leider bedient sich die Politik solcher Methoden
manchmal wissentlich, um verzerrte Bilder zu vermit-
teln oder unangenehme Tatsachen in weniger dra-
matisch klingende Worte zu verpacken. In Deutsch-
land sorgten 2011 die aktuellsten Arbeitslosenzahlen
für Aufsehen, als durch eine neue Sonderregelung
plötzlich über 100.000 Menschen aus der Arbeitslo-
senstatistik verschwanden. Diese besagt, dass Men-
schen imAlter von über 58 Jahren mit mindestens 12
durchgehenden Monaten an Hartz IV-Bezügen nicht
mehr als Arbeitslose geführt werden.
Diese Bespiele verdeutlichen, dass es zu hinterfra-
gen gilt, worauf eine Verbesserung der Arbeitslo-
senstatistik zurückzuführen ist. Schließlich macht
es einen großen Unterschied, ob eine Senkung der
Arbeitslosenrate aufgrund der Wiedereingliederung
von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt erzielt wurde
oder ob die Teilnahme an Schulungen oder der Be-
zug von Krankengeld durch Arbeitslose dafür verant-
wortlich ist.
Nationale Methode
EU-Methode
Datenquelle für Anzahl der
Arbeitslosen
AMS-Registrierungen
Mikrozensus-Befragung
Wer gilt als arbeitslos?
beim AMS als arbeitslos gemeldete
Personen
Personen, die während des
Befragungszeitraumes keiner
Beschäftigung nachgehen, gleichzeitig
aber auf Arbeitssuche und innerhalb von
zwei Wochen für eine Arbeitsaufnahme
verfügbar sind
Höhe der Arbeitslosenrate
Immer höher als EU-Quote
niedriger als nationale Quote
arbeitslos – ja oder nein?
arbeitslos – ja oder nein?
Schulungsteilnehmer beim AMS
nein (AMS Schulungsteilnehmer
scheinen nicht in der
Arbeitslosenstatistik auf)
ja (aktive Jobsuche vorausgesetzt)
gleichzeitig AMS-Bezieher und
geringfügig beschäftigt
ja (weil beim AMS gemeldet)
nein (da mindestens 1h in der Woche
beschäftigt)
arbeitslose Selbständige
nein (keine Meldung beim AMS sofern
keine Einzahlung in freiwillige
Arbeitslosenversicherung)
ja (aktive Arbeitssuche vorausgesetzt)
Krankengeldbezieher
nein (keine Meldung beim AMS)
nein (wenn keine aktive Arbeitssuche)
Schul-/Studienabsolventen auf
Arbeitssuche
nein (keine Meldung beim AMS)
ja (aktive Arbeitssuche vorausgesetzt)
arbeitsfähige Arbeitslose die aus
Frustration nicht mehr aktiv auf
Arbeitssuche sind
ja (sofern beim AMS gemeldet)
nein (weil nicht aktiv auf Arbeitssuche)
unfreiwillige Frühpensionisten
nein (keine Meldung beim AMS)
nein (keine aktive Arbeitssuche)