WISO Seite 5
Working Poor in Tirol
Wenn Arbeit nicht ausreicht, um Armut zu vermeiden
WISO WISSEN - Mag. Fabian Klammer
Der Verlust von Arbeit kann mit einem Abrutschen in
Armut einhergehen. Eine erneute Arbeitsaufnahme
muss aber nicht zwangsläufig ein Entkommen von
Armut bedeuten.
Im Hochpreisland Tirol ist eine Vollzeitbeschäftigung
in Zeiten der angespannten Arbeitsmarktsituation
und des zunehmenden Drucks am Arbeitsplatz leider
kein Garant mehr für ein finanzielles Auskommen.
Trotz Erwerbstätigkeit sind immer mehr Tiroler Haus-
halte von Armut betroffen – diese Personen werden
als „Working Poor“ bezeichnet: Arm trotz Arbeit.
Gemäß der in Studien und Fachliteratur verwendeten
Definition von Working Poor, umfasst dieser Begriff
jene Personen, die im Verlauf eines Referenzjahres
sechs Monate oder länger Vollzeit oder Teilzeit er-
werbstätig waren und deren Einkommen dennoch
unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Für ein
genaueres Verständnis ist dabei die Abklärung von
zwei Begrifflichkeiten erforderlich.
Zentral dabei ist die
Armutsgefährdungsschwelle
.
Als armutsgefährdet werden jene Personen bezeich-
net, deren Einkommen weniger als 60% des soge-
nannten Medianäquivalenzeinkommens ausmacht.
Laut der letzten EU-SILC Erhebung beträgt das me-
diane Äquivalenzeinkommen in Tirol € 21.512. Dies
bedeutet, dass 50% der Haushalte mehr und 50%
der Haushalte weniger verdienen.
Das
Äquivalenzeinkommen
ist ein Konzept, das oft
missverstanden wird. So viel sei gesagt: Ausgangs-
punkt ist das im Haushalt verfügbare Einkommen. In
weitere Folge wird dieses Einkommen aber mit fest-
gelegten Gewichtungsfaktoren in Relation zur Anzahl
und Alter der im Haushalt lebenden Personen ge-
setzt. Das Äquivalenzeinkommen darf deshalb nicht
cc Tyler Dvorak