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Lohnuntergrenzen – Mindestlöhne – gehören zu den
am heißesten debattierten Themen im Verhältnis von
Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern. Die Ge-
werkschaftsseite formulierte letztes Jahr das Ziel,
künftig einen Mindestlohn von EUR 1.700 für Vollzeit-
tätigkeiten in allen Kollektivverträgen zu erreichen.
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Tatsache aber ist, dass in vielen Kollektivverträgen
noch nicht einmal eine Untergrenze von EUR 1.500
erreicht wurde.
Diese Forderung wurde bereits im Vorfeld der Na-
tionalratswahl 2013 erhoben. Im Handel wurde die
Summe von EUR 1.500 beispielsweise erst Anfang
des Jahres 2015 weitgehend umgesetzt. Aus diesem
Grund äußerte sich der Präsident der Bundesarbei-
terkammer Rudolf Kaske zu Thema Mindestlohn EUR
1.700 noch vorsichtig. Zunächst, so Kaske, gelte es,
die Grenze von EUR 1.500 brutto für alle umzuset-
zen.
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Dennoch sei eine Lohnuntergrenze von EUR
1.700 brutto mittelfristig ein Ziel der Arbeiterkammer.
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Die Debatte um den Mindestlohn bietet einen An-
lass, eine Analyse der Einkommenssituation in Tirol
hinsichtlich der Gehaltsgrenze von EUR 1.700 vor-
zunehmen. Wie viele der Tiroler Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer verdienen weniger als EUR 1.700
brutto im Monat und in welchen Branchen sind sie
tätig?
WISO WESHALB - Mag. Armin Erger
1.700
Wie viele Tirolerinnen und Tiroler erreichen trotz
einer Vollzeitarbeit keine EUR 1.700 brutto im Monat?
cc Guy Sie
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Die Presse (30.11.2015)
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In Tirol sank die Anzahl der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten mit einem Bruttolohn von unter EUR 1.500 von knapp 29.000 Personen im
Jahr 2009 auf etwa 21.000 Personen im Jahr 2014. Allerdings ist bei dieser an sich positiven Entwicklung noch ein Kaufkraftverlust von
fast 12% durch die Inflation zu berücksichtigen.
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derStandard.at(12.August 2015)