Tiroler Arbeiterzeitung - page 3

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THEMA:
OFFEN GESAGT
Nr. 43, September 2012
TAZ: Was gibt es zu verändern bei Ar-
beit, Leben und Wohnen?
Zangerl:
Zuerst sollten sich Politik und
Verwaltung mit der gesellschaftlichen
Realität beschäftigen und danach han-
deln. Tirol gehört endlich für die Men-
schen
zukunftsfähig
gemacht. Wir
brauchen Investitionen in Wissenschaft
und Forschung, genauso wie
hochwer-
tige Betriebsansiedelungen
. In einigen
Regionen ist es fünf vor zwölf. Wir be-
nötigen dringend gute
Ganzjahres-
und Vollzeit-Arbeitsplätze
.
Es müssen aber auch die Rahmenbe-
dingungen so gestaltet werden, dass sie
einer modernen Arbeitsgesellschaft ent-
sprechen: Kinderbetreuung, schulische
Nachmittagsbetreuung, aber auch neue
Schulmodelle. Ich begrüße deshalb die
Initiative von LH Platter und den Ruf
nach einer
gemeinsamen Schule
bis 14
Jahre, wie dies in vielen anderen Län-
dern üblich ist. Wir haben uns gemein-
sam mit den Sozialpartnern schon lange
für eine gemeinsame Schule bis zum 14.
Lebensjahr und die weitere Schulwahl
ab der 8. Schulstufe ausgesprochen, weil
die Selektion ab der 4. Schulstufe viel zu
früh erfolgt.
TAZ: Wie sehen Sie die sozial- und
wirtschaftspolitische Situation in Ti-
rol?
Zangerl:
Das Land steht wirtschaftlich
gut da. Dafür haben die 300.000 Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer
mit ihrem Einsatz und ihrer Leistungs-
bereitschaft gesorgt. Doch es läuft etwas
schief. Die Beschäftigten arbeiten hart
und müssen mit vielerlei Problemen
kämpfen. Das beginnt bei den
nied-
rigen Einkommen
und den
teuren
Lebenshaltungskosten
in Tirol. Das
setzt sich fort bei extremen Wohnungs-
und Grundstückspreisen und es findet
seinen Gipfel darin, dass die Tiroler
Beschäftigten im Vergleich zu anderen
Gruppen massiv benachteiligt werden.
Wir brauchen eine neue Solidarität un-
tereinander. Dazu gehört der so wich-
tige gesellschaftliche Ausgleich, für den
die Landespolitik sorgen könnte. Daher
erwarten wir, dass offen gelegt wird,
wer welche Förderungen bekommt.
Wohin fließen die Steuergelder, die zu
immerhin 80 Prozent von den Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern er-
wirtschaftet wurden?
TAZ: Wo liegen die extremsten Schief-
lagen?
Zangerl:
Denken Sie an das
Unrecht
bei den Agrargemeinschaften
. Hier
werden viele Millionen Euro den
Gemeinden vorenthalten. Geld, das
diese für die Bürger dringend brau-
chen würden: Für den Ausbau der
Kinderbetreuung, für die Altenpflege
für wichtige Maßnahmen der Infra-
struktur. Oder reden wir endlich offen
über die
Privilegien der Agrarfunkti-
onäre
. Während die kleinen Landwirte
und Nebenerwerbsbauern täglich ums
Überleben kämpfen, fließen zig Mil-
lionen an Förderungen in Verbände,
diverse Vermarktungseinrichtungen
und undurchsichtige Strukturen, von
denen der einzelne Bauer am we-
nigsten hat. Oder die
steuerliche
Benachteiligung
der Arbeitnehmer
und Pensionisten: Stellen Sie sich vor,
auch die Arbeitnehmer könnten sich
ihr Einkommen bis zu einer Höhe von
100.000 Euro steuerlich pauschalieren
lassen, wie dies in der Landwirtschaft
möglich ist. Oder an die unterschied-
lichen Besteuerungen bei der Grund-
steuer. Oder denken Sie daran, dass es
in Tirol einem Arbeitnehmer praktisch
unmöglich gemacht wird, sich Grün-
land zu kaufen, um für den Eigen-
bedarf und die Familie Gemüse oder
Obst anzubauen. Tatsache ist, dass es
in Tirol immer schwieriger wird, sich
als Arbeitnehmer selbst Vermögen zu
schaffen, oder sich gar ein Häuschen
zu leisten. Dinge, die in Ost- und Süd-
österreich selbstverständlich sind.
TAZ: Die AK beschäftigt sich viel mit
dem ema Verteilungsgerechtigkeit.
Warum dieser Einsatz?
Zangerl:
Weil immer mehr schief läuft
und unsere Gesellschaft nicht ausein-
anderbrechen darf. Wir bekennen uns
zum Sozialstaat und wollen keinen So-
zialabbau. Kreise aus Wirtschaft und
Industrie reden von Modernismus und
wollen in Wirklichkeit ihre Schäfchen
auch weiterhin ins Trockene bringen.
Das gesamte private Vermögen in Ös-
terreich beträgt mehr als
1.300 Milliar-
den Euro
und setzt sich aus Immobili-
en, Geld und Beteiligungen zusammen.
Dieses enorme Vermögen ist extrem
ungleich verteilt
. Die reichsten zehn
Prozent der Österreicher besitzen mehr
als zwei Drittel davon. Allein das ober-
ste Prozent besitzt knapp 34 Prozent.
Das ist mehr Vermögen als 90 Prozent
der Bevölkerung haben, die zusammen
nur über 31,7 Prozent verfügen. Bezo-
gen auf die Bevölkerung hat Österreich
die
meisten Superreichen
in der EU.
Die reichsten 297 österreichischen Fa-
milien – das ist ein Zehntausendstel der
Haushalte – besaßen 2010 jeweils ein
privates Finanzvermögen von mehr als
80 Millionen Euro.
TAZ: Bedroht diese Ungleichheit die
Demokratie?
Zangerl:
Diese enorme Konzentration
der Vermögen bringt negative Auswir-
kungen auf die Leistungsbereitschaft,
den sozialen Zusammenhalt und die
Gesamtwirtschaft mit sich. Um die Fol-
gekosten der von Spekulanten ausgelö-
sten Finanzkrise abzubauen, werden in
ganz Europa Sparpakete geschnürt, de-
ren Lasten überwiegend Arbeitnehmer,
Pensionisten und sozial Benachteiligte
tragen sollen. Da müssen endlich alle
ihren Beitrag leisten. <<
Im Gespräch.
Alle müssen ihren Beitrag leisten, verlangt AK Präsident Erwin Zangerl. Es läuft etwas schief, denn derzeit
tragen die Beschäftigten den Hauptteil aller Lasten und das Vermögen konzentriert sich immer stärker auf wenige.
AK Zangerl:
Es läuft was schief
, wir
brauchen mehr Verteilungsgerechtigkeit!
E
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rin, Die Jungen Zillertaler, Nockalm
Quintett, Pfundskerle, Bruno Ferrara,
Die Cuba Boarischen, Klob`nstoana
Musikanten, Orig. Tiroler Echo, Fred-
dy Pfister Band, Simone, Alpenbrass
Tirol, Francine Jordi, Gilbert, Inns-
brucker Böhmische, Vera und Ihre
Oberkrainer, Die Grubertaler, Alessa,
Meissnitzer Band, Gregor Glanz, Jazz
Gitti und, und, und…
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<<
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Erwin Zangerl:
„Die Preise explodieren, die Löhne stagnieren.“
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verständigt.
Einsendeschluss ist
Dienstag, 25. September.
„Die enorme
Konzentration von Vermögen
gefährdet
unseren
sozialen Zusammenhalt
und die Gesamtwirtschaft.“
Erwin Zangerl
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