Tiroler Arbeiterzeitung - page 1

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m Jahr 2011 leisteten die Beschäf-
tigten 303 Millionen Stunden
Mehrarbeit: 217,8 Millionen Stun-
den wurden von Männern geleistet, auf
Frauen entfielen 85,3 Millionen.
Für knapp 67 Millionen Überstun-
den, exakt 22 Prozent der von Arbeit-
nehmern geleisteten Mehrarbeit, er-
hielten die Beschäftigten weder einen
Geldzuschlag noch einen Zeitausgleich!
Die Daten stammen aus der Mikrozen-
sus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik
Austria. Welche enorme Summen dabei
den Beschäftigten jährlich vorenthalten
werden, belegt eine einfache Rechnung.
Allein die nicht bezahlten Überstunden
würden 35.000 Vollzeit- und Ganzjah-
resarbeitsplätze ausmachen! Bei einem
durchschnittlichen Stundenlohn von 15
Euro brutto haben die schwarzen Scha-
fe unter den Firmen straflos den Arbeit-
nehmern mehr als eine Milliarde Euro
vorenthalten. Das entspricht etwa dem
Gegenwert von rund 3.000 Einfamili-
enhäusern! Und das Jahr für Jahr! Ganz
zu schweigen von den Steuern und
Sozialabgaben, die sich Unternehmen
dadurch „erspart“ haben und die dann
bei den eigenen späteren Pensionen
der Mitarbeiter und insgesamt in den
staatlichen Sozial- und Pensionstöpfen
fehlen.
Der Anteil der nicht bezahlten Über-
stunden ist bei Frauen deutlich höher als
bei Männern. Während bei Männern
2011 exakt 19,65 Prozent der Mehr-
arbeit nicht bezahlt wurden, waren es
bei Frauen gleich 28,25 Prozent. Die
Arbeiterkammer rät, die Arbeitszeit un-
bedingt zu dokumentieren. Gibt es eine
Aufzeichnung von Seiten des Arbeitge-
bers, dann sollte man eine Kopie davon
bei sich behalten. Falls nicht, sollte man
die Überstunden für sich mitschreiben,
und dabei auch dokumentieren, was
man in dieser Zeit gemacht hat. Das ist
vor allem wichtig, wenn die Angelegen-
heit vor Gericht landet: Sonst kann der
Arbeitgeber sagen, diese Tätigkeiten wä-
ren gar nicht erforderlich gewesen, seien
gar nicht angeordnet worden usw.
Wenn man seine Überstunden ein-
fordert und der Arbeitgeber spricht
die Kündigung aus, kann man diese
anfechten. Das Problem dabei: Viele
Beschäftigte haben keine brauchbaren
Aufzeichnungen.
Mehrarbeit abrechnen!
Man sollte die Überstunden immer
rechtzeitig einfordern. Ob als Bezahlung
oder Zeitausgleich. Denn die meisten
(Kollektiv-)Verträge sehen sehr kurze
Verfallsfristen vor, oft nur drei Monate.
Werden die Überstunden nicht inner-
halb der Verfallsfrist eingefordert, sind
die Ansprüche verloren. Werden die
Überstunden bezahlt, kann Mehrarbeit
lukrativ sein: Die Überstunden sind
nicht steuerlich begünstigt, die Zuschlä-
ge schon. Beträgt der Überstundenzu-
schlag mindestens 50 Prozent, sind je-
den Monat zehn Überstundenzuschläge
steuerfrei, allerdings höchstens 86 Euro.
Zusätzlich sind Zuschläge für Nacht-,
Feiertags- oder Sonntagsarbeit von bis
zu 360 Euro im Monat steuerfrei.
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Unfassbar.
Jede fünfte Überstunde wird unbezahlt geleistet. Bei knapp 67 Millionen
Überstunden ersparten sich Firmen so eine Milliarde Euro auf Kosten der Mitarbeiter!
Jede fünfte Überstunde wurde
Beschäftigten nicht bezahlt
Arbeiterzeitung
Tiroler
D
ie beliebten AK Kunstmärkte
starten. Den Beginn macht Reu-
tte. 22 Berufskünstler und Laien stel-
len ihre Werke in der AK Reutte aus
und bieten sie zum Verkauf an. Eröff-
nung: Freitag, 12. Oktober, 19 Uhr.
Der
AK Kunstmarkt Reutte
kann
Samstag, 13. und Sonntag, 14.
Oktober jeweils von 10 bis 18 Uhr
besucht werden. Ausgestellt werden
Zeichnungen, Lithos, Aquarelle und
vieles mehr. Alle Termine unter www.
ak-tirol.com.
Große Kunst
zum kleinen Preis
Ungeheuerlich!
Den österreichischen Arbeitnehmern wurde die unglaubliche Summe von einer Milliarde Euro vorenthalten. Das entspricht 35.000 Vollzeitarbeitsplätzen.
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as Thema Erben und Schenken
beschäftigt jeden Menschen
im Laufe seines Lebens. Dabei
tauchen jede Menge Fragen auf.
Was ist die gesetzliche Erbfolge?
Wie verfasse ich ein Testament?
Was ist bei einer Schenkung oder
Übergabe von Liegenschaften zu
beachten? Welche Pflichtteilsan-
sprüche gibt es? Für alle Interes-
sierte: Vorbeikommen am
Diens-
tag, 16. Oktober, um 19 Uhr
zum
kostenlosen Infoabend „Erben und
schenken“ mit Notar Mag. Markus
Mayr in der
AK Lienz
, Beda-Weber-
Gasse 22. Unbedingt anmelden
und einen Platz sichern unter Tele-
fon 0800/22 55 22 - 3550 oder
AK LIENZ
Infoabend „Erben
und Schenken“
Wie verfasse
ich ein Testament?
P
flegende Angehörige erbringen
für die Gesellschaft unbezahl-
bare Leistungen. Rund um die Uhr,
oft über viele Jahre stehen sie im
Einsatz. Sie haben aber auch viele
organisatorische und finanzielle
Herausforderungen zu bewältigen:
Was gibt es für Förderungen, wie
beantrage ich Pflegegeld, wo kann
ich Hilfsmittel ausleihen, ist Unter-
stützung seitens des Sozialspren-
gels möglich und wie vermeide ich
Burnout? Pflegende Angehörige
stehen am Freitag,
19. Oktober
ab 14 Uhr
in der
AK in Innsbruck
beim „Tag der Pflege“ im Fokus.
Hier gibt’s Hilfe, Informationen und
Tipps von Experten.
Lesen Sie mehr auf Seite 11
FÜR ANGEHÖRIGE
Tag der Pflege am
19. Oktober
Pflege daheim:
Tipps von Experten.
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der kammer für arbeiter und angestellte für tirol
4. Jg. , September 2012 | Nr. 43
D
erzeit laufen die Planungen für
das Tiroler Landesbudget. Ein
Anlass, um Mittel zur Bekämpfung
der steigenden Armutsbedrohung
in Tirol einzufordern. Alle Untersu-
chungen bestätigen unsere eigenen
Erfahrungen: Löhne und Einkommen
stagnieren, die Inflation steigt, Armut
wächst konsequent in den Bereich
der „Mittelverdiener“ hinein. Immer
weniger Arbeitnehmer sind in der
Lage, sich Eigentum zu schaffen. Im-
mermehr Alleinverdienermit Kindern
geraten in Probleme. Pensionisten,
die ein Leben lang hart gearbeitet ha-
ben, müssen von der Mindestrente
leben. Und angesichts sozialer Not
sinken auch die Chancen tausender
junger Menschen hinsichtlich ihrer
beruflichen Zukunft. Der Schaden
betrifft aber auch den Standort Tirol.
Rund 15 Prozent der Jungen fehlen
damit als qualifizierte Fachkräfte, weil
ihnen die Chancen aufgrund sozialer
Benachteiligung genommen werden.
Umso wichtiger sind die zahlreichen
Hilfseinrichtungen im Lande. Hier
arbeiten sozial engagierte Mitbürge-
rinnen und Mitbürger, die mit immer
weniger Mitteln Großes leisten und
für den so wichtigen Zusammenhalt
in unserer Gesellschaft sorgen.
Wir werden alle wahlwerbenden
Gruppen im Land an ihre Verspre-
chen für die Menschen am finanzi-
ellen Abgrund erinnern und von ihnen
klare Aussagen und Zusagen einfor-
dern. Dringend nötig sind etwa ein
Ausbau der Schuldnerberatung und
die sofortige Mietzinsbeihilfe. Denn
für Bankenspekulationen oder bevor-
zugte Gruppen stehen üppige Förder-
töpfe oder sogenannte Leistungsab-
geltungen bereit.
kommentiert
Armut und Not in
Tirol bekämpfen
AK-Präsident Erwin Zangerl
AK REUTTE
Foto:absolut/Fotolia.de
Foto:BennyWeber/Fotolia.de
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