Tiroler Arbeiterzeitung - page 8

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Nr. 43, September 2012
THEMA:
Schau aufs geld
I
n jeder Beziehung zählen die Men-
schen oder „Ihre Sorgen möchten
wir haben“ – wir alle kennen die
Werbesprüche der Banken und Ver-
sicherungen. Die Bank, dein bester
Freund? Das ist der erste große Irr-
tum. Denn wenn es ums Geld geht,
hört der Spaß schnell auf. Banken
und Versicherungen bewerben viele
Produkte als besonders ertragreich,
einfach oder bequem. Das mag stim-
men, doch es hat auch seinen Preis.
Dessen sind sich viele Menschen
nicht bewusst und tappen in die Ko-
stenfalle.
Bürgschaft.
Zum AK-Konsu-
mentenschutz kommen Leute, die
- weil sie für andere bürgen - selbst
keine Kredite bekommen. Die Bank
überprüft, ob jemand, der einen Kre-
Gut zu wissen.
Einmal kurz das Konto überziehen, eine Bürgschaft übernehmen für den besten
Freund oder die Kreditrate ein paar Tage später zahlen, das kann kein Problem sein. Oder doch?
Finanzen: Fünf teure Irrtümer,
die viel
Geld kosten
können
D
er 13jährige Sebastian kommt
von der Schulexkursion mit
einem Sparbuch nach Hau-
se und zeigt seiner Mutter mit großer
Begeisterung, dass dort bereits ein Be-
trag drauf gebucht ist. Vertragsinfos zur
Schließung des Sparbuches bzw. welche
Kosten bei Volljährigkeit auftreten, sind
Sebastian allerdings nicht bekannt.
Was es heißt, Verträge einzugehen
und worauf man achten muss, lernen
Schüler beim AK-Workshop „Schau
aufs Geld“, der in Kooperation mit
dem Landesschulrat für Tirol angebo-
ten wird. Die AK Tirol hat damit ein
unabhängiges Angebot geschaffen. Der
Vorteil für Eltern und Jugendliche: Die
AK verfolgt keinerlei Geschäftsinteres-
sen, sondern das Ziel, junge Konsu-
menten der 8. Schulstufe aufzuklären.
Im Alter von 7 bis 13 Jahren dürfen
Kinder und Jugendliche Geschenke
annehmen, die aktuell keine Zusatzko-
sten verursachen. Gehen sie allerdings
Verpflichtungen ein und möchten
sich z. B. eine Play Station kaufen,
ist die Zustimmung der Eltern not-
wendig. Im Alter von 14-17 Jah-
ren gilt das gleiche, wobei sich die
Rechte erweitern: Über Dinge, die
dem Jugendlichen zur freien Verfü-
gung überlassen werden (wie z. B.
das Taschengeld) oder das Einkom-
men aus dem eigenen Erwerb (z. B.
Lehrlingsentschädigung) darf der
Jugendliche selbst verfügen. Dabei
darf er aber keine Verpflichtungen
eingehen, die ein Auskommen mit
dem Einkommen verhindern. Der
Kauf eines Mopeds wäre z. B. mit
laufenden Kosten verbunden und
darf ohne die Zustimmung der El-
tern nicht erfolgen.
<<
Der Schüler als
kritischer Konsument
Augen auf.
Was es heißt, Verträge einzugehen, lernen Schüler beimWorkshop „Schau aufs
Geld“. Die AK Tirol hat ein unabhängiges Konsumentenschutzangebot für Junge geschaffen.
Schau genau.
Schon Junge müssen den richtigen Umgang mit Geld lernen.
Wenn es ums Geld geht,
hören sich die schönen Werbesprüche von Banken und Versicherungen schnell auf.
H
ilfe beim Zinsen- und Spesenvergleich bietet
der AK Bankenrechner auf
com. Die besten Girokonten, die ertragreichsten
Sparbücher – der Bankenrechner hilft, das pas-
sende Angebot zu finden. Auch als App unter apps.
arbeiterkammer.at.
Bankenrechner
dit braucht, Bürgschaften für andere
übernommen hat. Liegt eine vor, wird
diese wie ein selbst aufgenommener
Kredit gewertet und die Bank kann
den Kreditantrag ablehnen. Das kann
für die Betroffenen zu einem großen
Problem werden.
Lebensversicherung.
Viele
Menschen sparen lieber Geld in einer
Lebensversicherung statt am Sparbuch
an. Sie erwarten sich mehr Ertrag.
Braucht man aber das eingezahlte
Geld dringend, wird es problematisch.
Lebensversicherungen dienen der fi-
nanziellen Absicherung, beispielswei-
se im Todesfall. Sie sind aber als reine
Sparprodukte ungeeignet. Denn die
vorzeitige Auflösung der Versicherung,
wenn man das eingezahlte Geld drin-
gend benötigt, ist meist mit hohen Ko-
sten verbunden.
Sparbuch.
Ein häufiger Irrglau-
be ist auch, dass jedes Sparbuch bis
zu 100.000 Euro durch den Staat ab-
gesichert ist. Das stimmt nicht. Egal
wie viel Geld, Sparbücher und Konten
jemand bei derselben Bank hat, die
100.000 Euro Einlagensicherung gilt
nur pro Person und Bank. Die Haftung
übernimmt eine der fünf Einlagensi-
cherungsgesellschaften.
Konto überziehen.
Schnell
mal das Konto überziehen, wenn eine
größere Autoreparatur fällig ist? Es ist
verlockend und einfach. Aber es ist
auch teurer als ein Kleinkredit. Vor
allem dann, wenn man sehr lange für
die Rückzahlung braucht. Die Soll-
zinsen bei Girokonten sind mehr als
doppelt so hoch wie die Zinsen bei
einem Kredit, wissen die AK-Konsu-
mentenschützer und raten bei drin-
gend nötigen Anschaffungen zu einem
Kleinkredit.
Verzugszinsen.
Wer säumig bei
Zahlungen für Kredite ist, dem werden
meist üppige Spesen aufgebürdet. Falls
die Zinsen steigen und der Bankkunde
Probleme hat, sollte mit der Bank eine
neue Zahlungsvereinbarung verhandelt
werden. Damit können teure zusätz-
liche Kosten wie Mahnspesen, Verzugs-
zinsen, Pfändung und Fälligstellung
verhindert werden. So könnte etwa
eine Ratenreduktion bei gleichzeitiger
Laufzeitverlängerung vereinbart wer-
den, wobei die vereinbarten geringeren
Rückzahlungen idealerweise zumin-
dest die anfallenden Zinsen abdecken
sollten – sonst wächst der Kreditsaldo
weiter. Aber eine Laufzeitverlängerung
vergrößert die Zinsbelastung des Kre-
dites insgesamt. Bei einer Stundung
der Raten wird die Kreditrate für eine
bestimmte Zeit ausgesetzt. Üblicher-
weise laufen die Zinsen weiter, außer
es wurde mit der Bank ein Zinsenstopp
vereinbart. Der gestundete Betrag muss
aber nach Ablauf der Stundungsdauer
wieder aufgeholt werden.
<<
ÄRGER IM URLAUB
für sie getestet
Reisebeschwerden
ein Dauerbrenner
Telefonauskunft
als Kostenfalle
D
ie Konsumentenschützer der
AK Tirol sind erste Anlaufstel-
le für enttäuschte Urlauber, deren
Freude durch Mängel am Urlaubsort
getrübt wurde oder wenn andere
Probleme bei der Reisebuchung auf-
getreten sind. Derzeit häufen sich die
Beschwerden. Die Hitliste der Ärger-
nisse: Mängel bei der Unterbringung,
desolate und schlecht ausgestattete
Hotelzimmer oder übermäßiger
Lärm. Bei solchen Reisemängeln be-
stehen Ansprüche auf angemessene
Preisminderung, damit das Verhält-
nis zwischen Reisepreis und erhal-
tener Leistung wieder stimmt. Bei
gravierenden und vom Veranstalter
verschuldeten Mängeln kann man
zudem auch einen Schadenersatz-
anspruch auf entgangene Urlaubs-
freude geltend machen. Mehr dazu
sowie Details zu Flugverspätung, Um-
buchung oder Annullierung auf www.
ak-tirol.com
S
ich vom Auskunftsdienst auch
gleich zur gesuchten Telefon-
nummer weiterverbinden lassen, ist
praktisch, kann aber teuer werden!
Oft wissen dies die Anrufer gar nicht.
Denn nur zwei von acht im Juli von
der AK getesteten Anbietern infor-
mieren korrekt bei der Weiterver-
mittlung über die Kosten. Und das
kann teuer werden: Im Falle einer
Weitervermittlung belaufen sich die
Kosten zwischen 1,35 und 2,17 Euro
pro Minute! Die AK Tirol fordert von
den Auskunftsbetreibern, alle Infor-
mationspflichten einzuhalten. Die De-
tails zum Test unter
Info.
Mehr zu den Workshops für
Schülerinnen und Schüler der 8.
Schulstufe auf
!
Foto:dondoc/fotolia.com
NEU SEIT 1. AUGUST
Verbessertes
Kündigungsrecht
S
eit August müssen Mobilfunk-
betreiber mindestens einen
Monat vor Inkrafttreten ihre Kunden
schriftlich leicht erkennbar über ein-
seitige benachteiligende Vertrags-
änderungen informieren, versehen
mit der Überschrift
„Wichtige Informa-
tion“. Der Kunde
hat ein kostenloses
Sonderkündigungs-
recht. Wird es
wahrgenommen,
kommt es zu einer Vertragsbeendi-
gung und der Kunde muss keine wei-
teren Grundentgelte oder sonstigen
Kosten oder Gebühren bezahlen,
auch wenn die vereinbarte Mindest-
vertragslaufzeit noch nicht abgelau-
fen ist. Das gilt auch bei (Kombi-) Pro-
dukten (zB. kombinierter Handy- und
Internetvertrag), die zu einem ein-
heitlichen Preis angeboten werden,
wenn nur für einen Teil (zB. Handy)
die Bedingungen einseitig zu Lasten
des Teilnehmers verändert werden.
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