Tiroler Arbeiterzeitung - page 3

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THEMA:
OFFEN GESAGT
A
rbeiterkammer Präsident Er-
win Zangerl ist tief verärgert
über das derzeit herrschende
politische Klima. „Es ist frustrierend
und gegen jede Verteilungsgerechtig-
keit: Die Regierung setzt Forderungen
der Wirtschaftsseite in steter Folge
um, und für die Arbeitnehmer heißt es
„bitte warten“. Während die Beschäf-
tigten unter Belastungspaketen und
Bankenrettungen stöhnen, wird für
die Wirtschaft ein Vorteil nach dem
anderen lukriert.
Steuerunrecht.
So gab es zu-
letzt eine 200 Millionen Euro schwere
Lohnnebenkostensenkung zu Guns-
ten der Betriebe. Bei der Senkung
der Lohnsteuer für die Beschäftigten
hingegen steht die Regierung auf der
Bremse. Da ist es kein Wunder, wenn
immer weniger Bürger mit dieser Koa-
lition einverstanden sind.
Als nächstes Zuckerl für die Wirt-
schaft wartet bereits der 12-Stunden-
Arbeitstag, obwohl vereinbart wurde,
dass eine solche Maßnahme nur im
Rahmen eines Gesamtpakets möglich
ist. Dazu gehören wichtige Forde-
rungen der Arbeitnehmer, wie etwa
die 6. Urlaubswoche und gesetzliche
Regelugen für All-In-Verträge.
Es kann nicht am Geld scheitern,
denn es ist genug davon vorhanden,
nur nicht für die Arbeitnehmer.
Leere Kassen?
Das Diktat der
leeren Kasse herrscht immer nur dann,
wenn die Arbeitnehmer etwas brau-
chen. Und gerade sie würden dringend
mehr benötigen.
Allein schon deshalb, weil die Ein-
kommen der Beschäftigten infolge
Inflation und Steuerbelastung seit 25
Jahren (!) stagnieren. Wenn bereits
der Mittelstand jeden Euro dreimal
umdrehen muss, dann entsteht eine
gefährliche Schieflage, durch die im-
mer mehr Arbeitnehmer-Familien ins
Rutschen kommen.
Im Gespräch.
Die derzeitige Politik läuft wie auf einer schiefen Ebene zum Nachteil der Arbeitnehmer,
kritisiert AK Präsident Erwin Zangerl die derzeit höchst ungerechte Vorgangsweise der Politik.
Zangerl:
Unrecht gegenüber
Beschäftigten täglich größer
Rosinenregel.
Die Wirtschafts-
kammerfunktionäre reklamieren für
sich, dass sie die Arbeitsplätze schaffen
würden. Statt darüber zu reden, sollten
sie sie endlich schaffen.
Aber gerade sie wenden viel lieber die
Rosinenregel an. Wie die funktioniert?
Man sucht sich einfach die süßesten
Rosinen aus dem Kuchen. Gewinne
oder gar die Besteuerung von Millio-
nenvermögen – pfui wie eigentums-
und leistungsfeindlich! Wenn es dann
eng wird, wälzen diese Wirtschafts- und
Industriebosse, die sonst vom unter-
nehmerischen Risiko reden, ihre Pleite
und ihr Missmanagement auf die Allge-
meinheit über.
Echte Arbeit schaffen.
Wenn
von neuen Arbeitsplätzen die Rede ist,
dann wird auf die Tiroler Standortagen-
tur verwiesen. Nur sollte sie ihrer Kern-
aufgabe stärker nachkommen. Im letz-
ten Jahr siedelte die Standortagentur 19
Betriebe mit 102(!) neuen Arbeitsplät-
zen in Tirol an. Hier stellt sich schon
die Frage, ob die Wirtschaftslandesrätin
die Tiroler Standportagentur mit rund
7 Millionen Euro jährlich an Landes-
mitteln und ihren rund 40 Mitarbei-
tern auch entsprechend arbeiten lässt.
Vielmehr entsteht der Eindruck, dass
da von Wirtschaftsseite lieber verhin-
dert, als ermöglicht wird, um unlieb-
same Konkurrenz auszuschalten. Nicht
umsonst verlangt die AK vom Landes-
hauptmann, dass die Arbeitnehmerver-
tretung künftig in der Standortagentur
vertreten sein muss, um für mehr Trans-
parenz und Effizienz zu sorgen.
Denn statt Event und Adventure
brauchen wir in Tirol Betriebsansiede-
lungen im Bereich der Industrie und
des Gewerbes. Statt einer Förder- und
Spielwiese für die Wirtschaftslandes-
rätin gehören alle wesentlichen Kräfte
in die Tiroler Standortagentur endlich
eingebunden, um gemeinsam etwas
weiterzubringen für Tirol“, so der AK
Präsident.
<<
Josefitreffen
im Zeichen der Hilfe
Sozialgipfel.
Zusammenkunft der Vertreter der Tiroler Sozialeinrichtungen. Das Josefitreffen
stand im Zeichen gemeinsamer Hilfe und einer Verstärkung des sozialen Netzes in Tirol.
Z
um Tiroler Landesfeiertag
am 19. März luden AK und
KAB Tirol auch heuer wieder zum
traditionellen Gottesdienst mit
Bischof Dr. Manfred Scheuer in
der Jesuitenkirche in Innsbruck.
Die heurige Josefs-Messe stand
unter dem Motto „Ihr seid das
Salz der Erde“. In den Mittelpunkt
seiner Predigt stellte der Innsbru-
cker Bischof das Thema „Jung
und Alt - Zur Frage der Genera-
tionengerechtigkeit“. Für die mu-
sikalische Umrahmung sorgte
der Gospelchor „Joyful Spirit“. Im
Anschluss gab es vor der Kirche
die beliebte Fastensuppe.
A
us Anlass des Tiroler Landes-
feiertages lädt die AKTirol seit
vier Jahren zum „Josefitreffen“
ein – einer Zusammenkunft von Ver-
tretern der wichtigsten Tiroler Sozi-
aleinrichtungen. Das wichtigste Ziel:
Gegenseitige Information, oft auch
das persönliche Kennenlernen unter
den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
tern, Impulse für Schwerpunkte. Beim
heurigen Josefitreffen gab es einen
neuerlichen Besucherrekord, es kamen
so viele Teilnehmer wie noch nie, be-
richtet AK Präsident Erwin Zangerl.
Auch Tirols Soziallandesrätin Dr.
Christine Baur war beeindruckt vom
hohen Engagement und der sozialen
Kompetenz der Einrichtungen.
Der AK Präsident bedankte sich
beim Initiator und unermüdlichen
Motor für das Josefitreffen, beim Sozi-
alethiker und Leiter des AK Unterstüt-
zungsfonds, Dr. Lothar Müller.
Wichtiger denn je.
Da auch
die Nachfrage und damit die Arbeit
der Hilfseinrichtungen explodiert,
kam vielfach die Forderung nach einer
Intensivierung dieser Zusammenar-
beit. „Wir brauchen einige Treffen im
Jahr, bei denen auf breiter Basis Um-
setzungsmöglichkeiten für die bren-
nendsten sozialen Forderungen erar-
beitet werden“, so das Resumeé von
AK Vizepräsident Ambros Knapp.
Das Gruppenfoto mit den Teilneh-
mern zeigt die Breite des Josefitreffens:
von AMS Tirol bis zum DOWAS,
Netzwerk Tirol hilft, Österreichischer
Zivilinvalidenverband, Frauenhaus,
Bundessozialamt Tirol – das sind nur
einige Beispiele für die Kraft, die ge-
meinsam entsteht. Sehr stark vertre-
ten: die Katholische Arbeiternehmer­
Innenbewegung Tirol. Diese widmete
schon den Vormittag dem Kennen-
lernen verschiedener Einrichtungen
wie Chill Out, Sozialmarkt, Vinzibus,
Caritas, Barrierefreiheit/TILAK, Kli-
nikseelsorge und Marienheim. „Diese
Vertiefung der Sozialkompetenz der
KAB Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter ist ein Beitrag zum Diözesanjubilä-
um“, erklärte KAB Vorsitzender Bru-
no Holzhammer. Die Aktion soll in
Zukunft jährlich fortgesetzt werden.
<<
Zusammenkunft.
Der Gedankenaustausch der Tiroler Sozialeinrichtungen wird intensiviert.
scheinpraktika
Volle Leistung
für ein Butterbrot
L
ange
hat
sich die Ar-
beiterkammer
dafür
einge-
setzt, seit heuer
gibt es sie end-
lich: Die bezahlte Pflegekarenz
oder Pflegeteilzeit! Wenn jemand
in der Familie plötzlich pflegebe-
dürftig wird oder eine Betreu-
ungsperson ausfällt, gibt es zur
Überbrückung die Möglichkeit,
mit dem Arbeitgeber eine Karen-
zierung für einen bis maximal drei
Monate zu vereinbaren. Wichtig
ist, dass Anspruch auf Pflegegeld
der Stufe 3 bzw. bei demenzieller
Erkrankung oder Minderjährigen
der Stufe 1 gegeben sein muss.
Damit diese Karenzmodelle und
kostenlose Versicherungsmög-
lichkeiten nicht ungenutzt blei-
ben, hat die AK Tirol einen neu-
en Info-Falter aufgelegt. Er kann
unter 0800/22 55 22 – 1630
bzw. 1632 angefordert oder auf
heruntergela-
den werden.
E
in Streifzug
durch Job-
börsen zeigt:
Immer öfter
werden unver-
hohlen „Prak-
tika“ angeboten, in Wirklichkeit
aber richtige Arbeitskräfte ge-
sucht. Verlangt werden die volle
Arbeitsleistung und jede Menge
Kompetenz, bezahlt wird nur ein
Taschengeld unter jeder Min-
destgehaltsvorschrift. Außer du
wehrst dich. Wende dich an die
AK, unsere Jugend-Experten ver-
helfen dir zu deinem Recht. Die
AK fordert: Endlich her mit klaren
Regeln für Praktika, die wirklich
der Ausbildung dienen.
Nr. 62, April 2014
AK ERFOLG
Für Sie erreicht:
Pflegekarenz
Erwin Zangerl:
„Das Unrecht gegenüber den Arbeitnehmern wird täglich größer.“
O
b Hypo, Volksbanken AG, Dayli, Di Tech, Baumax. Wenn es gut läuft,
fließen die Gewinne in private Stiftungen oder auf Konten der Mana-
ger. Für die Verluste soll dann die Allgemeinheit aufkommen. Mitarbeiter
verlieren ihren Arbeitsplatz, Gläubiger und Steuerzahler tragen die Pleite
- ein sicheres Geschäft für Spekulanten. Allein beim Hypo-Debakel ist von
20 Milliarden Euro und mehr die Rede. Da geht es um unser Steuergeld,
das wir Arbeitnehmer zum überwiegenden Teil erwirtschaften. Und es
geht um Milliarden, die sinnlos verspekuliert wurden und an denen einige
grandios verdient haben. Private Gewinne – öffentliche Verluste: Ein
sicheres Geschäft für so manche...
Private Gewinne – Öffentliche Verluste
Ihr seid das
Salz der Erde
BISCHOFSMESSE
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