Tiroler Arbeiterzeitung - page 1

Tiroler
M
ehr als 25.000 Arbeitslose
(inklusive der Schulungs-
teilnehmer) Ende März in
Tirol! Das gab es zuletzt in den 50er
Jahren des vorigen Jahrhunderts. Im-
mer weniger Vollzeitarbeitsplätze, im-
mer mehr Teilzeitarbeit, und die saiso-
nalen Schwankungen nehmen immer
stärker zu. Arbeit ist genug vorhanden,
nur sind immer weniger Firmen bereit,
für gute Beschäftigungsverhältnisse in
ausreichender Zahl zu sorgen. Pro-
duktivität und Gewinne steigen, denn
immer weniger Arbeitnehmer müssen
immer mehr leisten.
Überstunden.
Ein typisches In-
diz ist die Zahl der jährlich geleisteten
Überstunden, die sich im Allzeithoch
befindet. Die Beschäftigten haben im
Vorjahr 270 Millionen Überstunden
erbracht. Dramatische Zahlen, vor
allem, weil diese Mehrarbeit oft gar
nicht bezahlt wird: Für das Jahr 2013
weist die Statistik Austria einen Anteil
von zirka 20 % der geleisteten Über-
stunden als unbezahlt aus.
Eine Analyse des WIFO hat be-
reits 2012 ergeben, dass in Österreich
knapp 170.000 Personen 68,4 Millio-
nen unbezahlte Überstunden geleistet
haben. Alleine die nicht bezahlten
Überstunden würden zu einigen tau-
send neuen Arbeitsplätzen führen.
Arbeit, Leben, Wohnen.
Ge-
rade im Hochpreisland Tirol wirken
sich Verschlechterungen für die Be-
schäftigten doppelt schmerzhaft aus:
Niedrige Verdienste gepaart mit ho-
hen Kosten für Leben und Wohnen.
Mit Bauland wird spekuliert, Grün-
land dürfen nur Bauern besitzen und
Arbeit, Leben, Wohnen: Neue
Wege für den Standort Tirol
D
er Unterstützungsfonds hilft AK
Mitgliedern und deren Ange-
hörigen in schwierigen Situationen.
Termine für die nächsten Bezirks-
Sprechstunden mit den Experten
stehen bereits fest.
AK Schwaz:
Do, 8. Mai, 10 - 12 Uhr (Anmeldung
0800/22 55 22 – 3752);
AK Ku-
fstein:
Do, 15. Mai, 10 - 12 Uhr
(Anm. DW 3550);
AK Kitzbühel:
Do, 15. Mai, 14 - 16 Uhr (Anm. DW
3252);
AK Landeck:
Do, 22. Mai, 10
- 12 Uhr (Anm. DW 3450);
AK Imst:
Do, 22. Mai, 14 - 16 Uhr (Anm. DW
3150). Am besten alle Unterlagen
gleich mitbringen.
Die AK hilft
bei Notfällen
VORMERKEN
NEUE AK BROSCHÜRE
IFFI-FESTIVAL
Hurra, wir bekommen ein Baby!
Freikarten für Workers
D
as Internationale Film Festival Inns-
bruck (IFFI), steht vom 27. Mai bis 1.
Juni unter dem Motto „Geschichten vom
Scheitern und Hoffnung“. Gewinnen Sie
Karten für den Film
Workers
von José
Luis Valle. Ein Film, der zu Herzen rührt,
und durch seinen sanft-skurrilen Humor
zum Lachen bringt. Im Mittelpunkt: Zwei
Arbeiter, die jahrzehntelang gute Arbeit
geleistet haben, dann aber in Konflikt mit
ihrem Chef geraten.
So machen Sie mit: Unter dem Stich-
wort „IFFI“ mailen an
faxen
an 0512/5340 - 1290 oder schreiben an
AK Tirol, Arbeiterzeitung, Maximilianstr. 7,
6020 Innsbruck. Bitte Name und Adresse
angeben. Alle Infos unter
Offen gesagt.
Rekordarbeitslosigkeit, saisonale Probleme, fehlende Arbeitsplätze und
teures Leben und Wohnen: Tirol braucht einen Aufschwung, von dem alle etwas haben.
W
enn das erste Kind unterwegs ist,
bricht für die künftigen Eltern eine
spannende Zeit an: Neben der Vorfreude auf
den Nachwuchs bringen Schwangerschaft
und Geburt auch viel Neues mit sich und
werfen zusätzlich zahlreiche Fragen auf. Wie
sieht es etwa mit Wochengeld, Kündigungs-
schutz, Karenz und Kinderbetreuungsgeld
aus? Was muss wem und wann gemeldet
werden? Für angehende Mütter und Vä-
ter ist das oft völliges Neuland. Doch keine
Sorge: Die neue AK Broschüre „Ein Baby
kommt“ enthält alle wichtigen Infos für wer-
dende Eltern auf einen Blick. AK Mitglieder
können die Broschüre kostenlos anfordern
unter der Hotline 0800/22 55 22 – 1432
oder herunterladen auf
Überblick.
Wichtige Infos für
werdende Eltern.
Karten gewinnen
für Workers
von José Luis Valle.
Arbeiterzeitung
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der kammer für arbeiter und angestellte für tirol
6. Jg. , Arpil 2014 | Nr. 62
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
E
rst unlängst hatte der Wirt-
schaftskammerpräsident
wie-
derholt, dass nicht die Politik die
Arbeitsplätze schafft, sondern die
Wirtschaft. Das war noch ehe die
Arbeitslosenzahlen für März vorla-
gen, die mit dem massiven Anstieg
um 27,5 % auf 22.787 Betroffene
erschütterten. Drei Viertel des Zu-
wachses werden dem warmen Win-
ter samt späten Osterferien zuge-
schrieben.
Natürlich: Wenn Hotels schließen,
sperren Lifte zu und umgekehrt.
Dann braucht es keinen Skibus mehr,
etc. Aber macht man es sich da nicht
gar zu einfach?
Jetzt wären sicher auch Tiroler in
den Skigebieten willkommen (gewe-
sen), die zuvor mit teuren Liftkarten
vergrault wurden. Wird da vielleicht
die Samstag-ist-Anreisetag-Lücken-
füller-Philosophie zum Bumerang?
Andererseits ist es ungeheuerlich,
wenn manche Unternehmer ihr Ge-
schäftsrisiko wie selbstverständlich
auf die Allgemeinheit abwälzen! Und
wir Steuerzahler finanzieren: Milliar-
den für marode Banken oder Riesen-
Pleiten, wie dayli. Und jetzt verloren
auch noch mehr als 2.700 Beschäf-
tigte im Tourismus durch den frühen
Saisonschluss ihre Arbeit.
Stellt sich die Frage, wer sich da in
der „sozialen Hängematte“ ausruht:
Jene, die plötzlich mit Arbeitslosen-
geld statt Lohn auskommen müssen,
oder jene, die zur Gewinnmaximie-
rung frühzeitig den Betriebsurlaub
einläuten, um ihr Personal nicht
„durchfüttern“ zu müssen?
kommentiert
Wegen Reichtums
geschlossen
AK Präsident
Erwin Zangerl
Foto:DaliaDrulia/Fotolia.com
Foto:globalbookings
die hohen Preise werden mit langen
Transportwegen und teurer Infrastruk-
tur erklärt.
Neue Wege statt des alten Trott
wären möglich, wenn Manager und
Berater wieder ihrer gesellschaftlichen
Aufgaben nachkämen: Statt Gewinn-
maximierung auf Kosten der Allge-
meinheit sich wieder stärker einer
sozialen Verantwortung bewusst zu
werden. Arbeit auf Abruf, 12-Stun-
den-Arbeitstag, Teilzeitarbeit, oder
Überstunden bis zum Ausbrennen
sind kaum geeignete Maßnahmen,
die Standortqualität eines Landes zu
heben.
Umdenken.
„Die Wirtschaft
bringts und die Beschäftigten kosten“
– so lange diese Denkweise in den
Köpfen mancher Politiker und Wirt-
schaftsfunktionäre Platz greift, wird
sich am alten Trott wenig ändern. Eine
neue Arbeitskultur würde vor allem
bedeuten, das Wohl der Mitarbeiter
und ihrer Familien stärker in die Ar-
beitswelt miteinzubeziehen.
Alter Trott in Tirol.
Etwa der
schlagartige Saisonschluss im Touris-
mus, wo mit Ende März allein in Tirol
2.700 Beschäftigte ihre Arbeit verloren
haben. Jeder Ansatz von Kritik an die-
ser Art der Gewinnmaximierung wird
sofort im Keim erstickt, weil sich der
Tourismus als wichtiger Wirtschafts-
motor in Tirol präsentiert.
Abgabenschulden.
Verschämt
geschwiegen wird auch über die Au-
ßenstände und Schulden der Betriebe
bei den Krankenkassen und der Fi-
nanz: Bei der Krankenversicherung
belaufen sich die Beitragsrückstände
der Betriebe mit Ende 2013 auf 920
Millionen Euro! Und die Steuerschul-
den der Unternehmen machen 1,4
Milliarden Euro aus!
Lesen Sie weiter auf Seite 3
Entscheidung.
Neuer Weg oder alter Trott in Tirol.
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