Tiroler Arbeiterzeitung - page 9

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THEMA:
ESSEN & GESUND
Nr. 66, September 2014
E
rnährungswissenschaftlerin An-
gela Mörixbauer hält nichts von
Diäten und Kalorien-Zählen.
Die Bestseller-Autorin („50 Diätlü-
gen“) plädiert vielmehr für einen be-
wussteren Umgang mit Nahrung und
für die gute „alte“ Esskultur! Auf dem
Weg dorthin helfen ihre acht Grund-
regeln:
• Lernen Sie, wieder auf Ihren Bauch
zu hören: Essen Sie nur dann,
wenn Sie wirklich Hunger haben,
und hören Sie auch wieder recht-
zeitig auf. In Ländern, in denen
Nahrung immer und überall im
Überfluss vorhanden ist, haben das
viele Menschen verlernt.
• Trainieren Sie Ihr Bewusstsein
schon beim Einkauf, und nutzen
Sie Ihren Geruchssinn. 80 % des
Geschmackseindrucks laufen über
die Nase!
• Essen Sie bewusst und nicht ne-
benher, also z. B. nicht im Gehen
oder Stehen bzw. vor dem Fernseh-
Gerät oder beim Computer-Spiel.
Denn dann registriert das Gehirn
gar nicht, dass gegessen wird.
• Zelebrieren Sie das Essen! Auch
wer alleine lebt, sollte sich verwöh-
nen, kochen und den Tisch schön
decken. Das tut Körper und Seele
gut. Und für Partner bzw. Familien
bietet die gemeinsame Mahlzeit
mindestens einmal täglich eine
gute Möglichkeit, um zu genießen
und sich zu unterhalten.
• Wer langsam isst, vermeidet, dass
er zu viele Kalorien in sich hinein-
schaufelt. Das Sättigungsgefühl
setzt erst nach 15 bis 20 Minuten
ein.
• Nicht alles aufessen. Hören Sie auf,
wenn Sie genug haben, oder noch
besser: Laden Sie von vornherein
nicht zu viel auf Ihren Teller.
• Verabschieden Sie sich von Ihrem
schlechten Gewissen. Wer sich
gewisse Dinge strikt verbietet, be-
kommt meist einen Riesengusto
darauf. Stattdessen lieber ab und
zu naschen, dann vermeidet man
am besten das Plündern der Süßig-
keiten-Schublade.
• Regional und saisonal einkaufen –
und die Essgewohnheiten hin und
wieder verändern, z. B. nach einem
warmen Frühstück im Winter im
Sommer auf Joghurt mit Früchten
umsatteln.
<<
Acht Regeln für
schlanke Genüsse
Bewusstsein statt Diäten.
Auch nach dem Urlaub haben Schlankheitskuren Hochsaison, um
anschnabulierten Kilos den Kampf anzusagen. Experten raten stattdessen zum Umdenken.
Bewusst essen
heißt auch, auf Fettfallen
zu achten.
HERKUNFTSANGABE
Mehr Transparenz
für Konsumenten
D
erzeit muss auf Lebensmit-
tel-Verpackungen die Her-
kunft von unverarbeitetem Rind-
fleisch, den meisten Obst- und
Gemüsesorten, Eiern und Olivenöl
angeführt sein sowie bei Fisch,
Krebs- und Weichtieren das
Fanggebiet. Ab 2015 gilt eine
strengere EU-Verordnung. Dann
ist die Herkunft anzugeben
• bei Fleisch von Schweinen, Haus-
geflügel, Schafen und Ziegen,
• wenn Konsumenten sonst ge-
täuscht würden (z. B. durch eine
italienische Flagge, obwohl der
Inhalt in Polen erzeugt wurde),
• wenn zwar die Herkunft des Pro-
dukts angeführt ist, die Zutaten
aber woanders her stammen:
Dann ist die Herkunft der Haupt-
zutaten anzuführen.
Lebensmittel richtig lagern.
Essen im Müll erzürnt derzeit die Gemüter. Wer ein paar
einfache Tipps fürs Aufbewahren befolgt, kann dazu beitragen, dass dieser Müllberg schrumpft.
Die Guten
ins Töpfchen
U
nglaubliche 179 Kilo Lebens-
mittel werden in der EU im
Schnitt jedes Jahr pro Person
entsorgt. Rund 42 Prozent gehen auf das
Konto privater Haushalte. In Österreich
wandern jährlich 157.000 Tonnen Essen
in den Müll. Obwohl es teuer gekauft
und für die Erzeugung wertvolle Ressour-
cen verbraucht wurden – und 114.000
Tonnen beim „Entsorgen“ noch völlig in
Ordnung waren!
Viele Konsumenten denken, dass Wa-
ren ungenießbar sind, sobald das Min-
desthaltbarkeitsdatum (MHD) erreicht
ist. Dabei müsste man nur die Verpa-
ckung öffnen, um festzustellen, dass der
Inhalt oft noch tadellos ist (mehr zu den
Unterschieden zwischen MHD und Ver-
brauchsdatum oben).
Entsorgt wird auch, weil günstige Fa-
milienpackungen für viele zu groß sind.
Passieren dann noch Fehler beim Lagern,
füllt sich die Bio-Tonne umso schneller.
Hier ein paar Regeln, die schon unsere
Großmütter beherzigt haben:
Obst und Gemüse.
Weil Stoff-
wechselvorgänge auch nach der Ernte für
Nachreifen und laufenden Qualitätsver-
lust sorgen, braucht es optimale Bedin-
gungen, die den Vorgang verlangsamen.
Für Obst und Gemüse sind tiefe Tem-
peraturen von 2 bis 4 Grad ideal, einige
Kohlarten, Wurzelgemüse und Äpfel
vertragen sogar bis zu minus 6 Grad. Die
Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 85 und
90 Prozent liegen.
Abstand muss sein!
Obst sollte von
Gemüse getrennt gelagert werden, aber
auch zwischen den Sorten gibts „Berüh-
rungsängste“: Äpfel, Bananen, reife Ki-
wis, Birnen, Marillen, Nektarinen und
Zwetschken sondern das Reifegas Ethy-
len ab, das anderes schneller verderben
lässt. Empfindlich reagieren Gurken,
Kohlarten, wie Weißkraut, Broccoli, Kar-
fiol, Kohlsprossen, Avocados, Erdäpfel,
Lauch, Paprika, Pfefferoni, Pilze, Spinat
und Tomaten.
Ab in den Keller.
Kraut, Karotten,
Zwiebeln und Kartoffeln lieben es zudem
kühl und dunkel. Deshalb am besten im
Keller verwahren oder bei Zimmertem-
peratur abgedeckt in Korb oder Jutesack.
Trockene Waren, wie Mehl, Teigwaren,
Müsli, Kräuter etc. fühlen sich in Schrän-
ken wohl – aber nicht direkt über dem
Herd. Nach Öffnen der Packung am be-
sten in luftdichte Behälter füllen. Vorräte
auf Fäulnis, Schimmel oder Schädlinge
kontrollieren und Schränke regelmäßig
putzen.
Brot und Gebäck halten sich am besten
bei Zimmertemperatur in einer Brotdo-
se oder in Plastiksäcken. Mit Wasser be-
sprenkelt und aufgebacken ist es auch am
zweiten Tag knusprig frisch. Außerdem
lässt es sich gut einfrieren.
<<
Bunt, gesund und wertvoll.
Wer Lebensmittel bewusst einkauft und richtig
lagert, vermeidet Müll und spart dazu noch Ressourcen und Geld.
A
ngesichts der Lebensmittel-
berge im Müll stehen die Halt-
barkeitsfristen auch auf EU-Ebene
zur Diskussion. Viele – vor allem tro-
ckene – Produkte, wie Nudeln, Mehl,
Reis oder Kaf-
fee, sind auch
nach
dem
Mindesthalt-
ba r k e i t sda -
tum (MHD)
völlig in Ordnung. Andererseits sind
immer wieder speziell zu kühlende
Produkte schon vorher verdorben,
weil die niedrig vorgegebene Lager-
temperatur nicht erreicht oder die
Kühlkette unterbrochen wurde.
D
as MHD („Mindestens haltbar
bis …“) gibt an, bis zu welchem
Datum der Hersteller den einwand-
freien Zustand für ein originalver-
packtes richtig gelagertes Lebensmit-
tel garantiert.
Deutlich
ge-
kennzeichnet
darf es danach
noch verkauft
werden. Das
Verbrauchsdatum („Zu verbrauchen
bis …“) hingegen ist für hygienisch hei-
kle Lebensmittel, wie Fleisch, Geflügel
und Fisch vorgeschrieben. Sie dürfen
nach Ablauf des Verbrauchsdatums
nicht mehr angeboten werden.
M
anche Lebensmittel lassen sich
auch gut auf einem kühlen Bal-
kon oder im Garten aufbewahren. Sie
müssen nur mit Folie gegen Austrock-
nung und mit engmaschigem Draht
gegen tierische
Feinschmecker
geschützt wer-
den und sollten
im Winter nicht
einfrieren. Sel-
lerie, Kraut, Kohlrabi, Lauch und Ka-
rotten fühlen sich wohl in einer Kiste
mit feuchtem Sand, die mit Stroh und
Laub abgedeckt und im Keller oder in
einer Vertiefung im Garten gelagert
wird.
Z
um Teil beachtliche Preissteige-
rungen gegenüber April stellten
die AK Konsumentenschützer bei
Tiroler Produkten fest, als sie am 2.
Juli bei sechs Anbietern die Preise
für 172Waren
erhoben. Ins-
gesamt acht
Produkte bzw.
Produktgrup-
pen
wurden
teurer, und zwar um 0,2 bis 26 %!
Spitzenreiter war Vollmilch von Tirol
Milch bei MPreis (+ 26 %), gefolgt
von Leichtmilch von Tirol Milch bei
MPreis (+ 12 %) und Handl-Kamin-
wurzen bei Billa (+ 8 %).
V
on Lebensmittelimitaten über
Mogelpackungen bis hin zu
falscher Etikettierung: Lebensmit-
tel und Verbraucherschutz sind die
Themen beim kostenlosen Infoa-
bend
„Essens-
Schwindel –
nicht mit mir!“
am 9. Oktober
um
19.30
Uhr in der
AK
Telfs
. Die Expertin Mag. Karin Ho-
finger befasst sich in ihrem Vortrag
auch mit Fragen, was Konsumenten
Sicherheit geben könnte. Anmeldung
erforderlich unter 0800/22 55 22
– 3850 oder
Haltbarkeits- und
Verbrauchsdatum
Lagern auch ohne
Speisekammer
Milch wurde um bis
zu 26 % teurer
Abgelaufen, und
doch genießbar
I
m offenen
Regal
können alle
originalverpackten Lebens-
mittel aufbewahrt werden, die
keine Kühlung brauchen, also
z. B. Konserven, Nudeln und
Süßigkeiten.
Ungekühlt und zusätzlich
auch dunkel sollten Öl, Reis
etc. gelagert werden, deshalb
verstauen Sie sie am besten im
Schrank
.
Auch für den
Kühlschrank
gelten ein paar einfache
Regeln: In die oberste und
wärmste Zone gehören
gekochte Speisen und Mar-
meladen, in die mittlere die
Milchprodukte und in das Fach
über den beiden Schubladen
Wurst und Fleisch. Die Schub-
laden selbst sind für Obst und
Gemüse gedacht. Aber Ach-
tung: Exotische Früchte sowie
Paprika, Gurken, Zucchini und
Zitrusfrüchte fühlen sich in küh-
len Räumen wesentlich wohler.
Die Fächer der Kühlschranktür
sollten Sie für Milch, Butter,
Eier und Saft reservieren.
Tiefkühlschrank und -truhe
sind ideal für alle Lebensmittel,
die länger halten sollen. Nicht
geeignet dafür sind z. B. rohe
Eier in der Schale, Topfen,
Joghurt, ganze Äpfel, Blattsalat
und Gurken.
Hier liegen
sie richtig!
Viel Schwindel
mit unserem Essen
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ÖL, MILCH & CO.
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