Vorsicht bei Gas- & Stromanbieterwechsel
Versteckte Angebote.
Häufig ist zu lesen, dass beim Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten hunderte Euro
Ersparnis möglich sind. Doch Vorsicht: Nicht jedes Angebot ist ein Schnäppchen. Die AK Tirol warnt.
CHECK & HILFE
INFOS
Alle rollen durch Tirol
8
Nr. 89, Oktober 2016
LKWMaut für die Strecke Verona-München
Teilstrecke in km
Mauthöhe in
€
D
er Winter naht. Und vielen Tirolern
mit geringem Einkommen macht
die bevorstehende kalte Jahreszeit
richtig Angst. Sie können noch bis 30.
November den Heizkostenzuschuss
des Landes von einmalig 200 Euro
beantragen. Zuständig dafür sind
die jeweilige
Wohnsitzgemeinde
bzw. für Innsbruck das Amt der
Tiroler Landesregierung, Michael-
Gaismair-Straße 1, Zi. 12. Die Netto-
Einkommensgrenzen liegen bei 860
Euro pro Monat für Alleinstehende,
bei 1.300 Euro für Ehepaare und
erhöhen sich pro Kind um 210 Euro.
Mehr auf
www.tirol.gv.at/heizkosten-zuschuss
Zuschuss für
Heizkosten
AK Preis-Check
bei Sprit und Öl
Transit.
Nach
wie vor lohnt sich für Lkw
die Fahrt über den Brenner.
I
mmer häufiger wenden sich
enttäuschte Kunden an die AK
Tirol, da sich nach einem An-
bieterwechsel bei Strom bzw.
Gas nicht die gewünschte Ersparnis
eingestellt hat. Viele Lieferanten
gewähren nämlich für Neukunden
umfangreiche Neukundenrabatte –
teilweise werden Nachlässe von bis
zu 85 % gewährt! Allerdings gelten
diese nur für ein Jahr. Nach Ablauf
dieses Jahres wird der reguläre Tarif
verrechnet. Und dieser kann deut-
lich höher sein, als beim bisherigen
Anbieter. Die Folge: Die Erspar-
nis des ersten Jahres dreht sich im
zweiten Jahr ins Gegenteil. So
ergibt sich beispielsweise bei einem
Stromprodukt aufgrund des Neu-
kundenrabattes eine Ersparnis von
190 Euro. Ab dem zweiten Jahr ist
dasselbe Produkt jedoch um 148
Euro teurer als der Referenztarif!
Kein Schnäppchen.
Rechtlich
ist diese Art des Tarifangebotes
möglich. Auch in den der AK be-
kannten Fällen finden sich in den
Vertragsunterlagen Hinweise, dass
Rabatte nur im ersten Vertragsjahr
gewährt werden. Problematisch ist
die Situation bei Werbematerialien
und auf Vergleichsportalen, wenn
ein Hinweis auf die Neukunden-
rabatte nur im Kleingedruckten zu
finden ist. Und bei Beratungsge-
sprächen kann diese Information
überhaupt untergehen. Dabei kann
der Konsument, der im guten Glau-
ben den Lieferanten gewechselt
hat, dauerhaft die angekündigte
Ersparnis zu erhalten, im Nachhi-
nein kaum noch belegen, dass er
nicht ausreichend informiert wurde.
Manchen Kunden fällt überhaupt
erst im Rahmen der zweiten Jah-
resabrechnung auf, dass sie statt der
erwarteten Gutschrift plötzlich eine
Nachzahlung zu leisten haben.
Die AK empfiehlt deshalb allen
Konsumenten, die ihren Strom-
oder Gasanbieter nicht jedes
Jahr wechseln wollen, sich
genau nach demTarif (Arbeitspreis
pro kWh, Grundpreis pro Monat)
ohne Neukundenrabatt zu infor-
mieren und diesen mit dem bis-
herigen Tarif zu vergleichen. Dies
erspart böse Überraschungen. Wer
bereits den Anbieter gewechselt
hat und im Nachhinein feststellt,
dass sich die erhoffte Ersparnis nur
aufgrund des Neukundenrabattes
im ersten Jahr ergibt, sollte noch
vor Ablauf des ersten Vertragsjah-
res einen neuen Vergleich anstel-
len. Nach Ablauf der Mindestver-
tragsdauer von einem Jahr kann zu
einem anderen Anbieter gewech-
selt werden.
Mehr Transparenz.
Die AK Ti-
rol fordert alle Anbieter bzw. sons-
tige Vermittler derartiger Dienst-
leistungen auf, ihre Angebote bzw.
die jeweiligen Angebotsunterlagen
und Informationen so zu gestalten,
dass auf allfällig befristete Neukun-
denrabatte ausdrücklich und ent-
sprechend transparent hingewiesen
wird: etwa in Werbematerialen und
imVertrag selbst an auffälliger Stel-
le. Kunden müssen jedenfalls recht-
zeitig (und vor der Entscheidung
über einen möglichen Tarifwech-
sel!) über diese wesentlichen Ver-
tragsdetails entsprechend informiert
bzw. aufgeklärt werden.
Foto: Gina Sanders
/Fotolia.comD
er Grund, warum der
Brenner die meistgenutzte
Transitstrecke über die Al-
pen ist und bleibt, liegt auf
der Hand: Die Maut entlang des ge-
samten Korridors ist insgesamt zu
niedrig. Da die anderen Korridore
durch die Schweiz und Frankreich
deutlich teurer sind, lohnt sich der
Umweg über den Brenner. Da spielt
es keine Rolle, dass die Personal-
kosten aufgrund der längeren Fahrt
höher sind.
Unter der Lupe.
Die AK Tirol
hat die Mauttarife in Österreich und
den anderenAlpenstaaten genau un-
tersucht. Das Ergebnis: Auch wenn
die Maut durch Tirol relativ hoch
ist, relativiert sie sich, weil sowohl
Italien und vor allem Deutschland
weit weniger auf ihrenAutobahnab-
schnitten verlangen. Da die Fräch-
ter weit längere Teilstücke durch
Deutschland und Italien zurückle-
gen als durch Tirol, fällt die Tiroler
Maut insgesamt nicht wirklich ins
Gewicht. So kostet der Kilometer
durch Tirol etwa 62 Cent für einen
fünfachsigen Lkw der saubersten
Schadstoffkategorie. In Deutsch-
land und Italien sind es aber unter
20 Cent und damit weniger als ein
Drittel. Das Ergebnis ist, dass für
die ca. 400 km lange Strecke Mün-
chen-Verona insgesamt eine Maut
von etwa 117 Euro zu bezahlen ist.
Durch die Schweiz haben große
Lkw (abhängig von Gewicht,
Schadstoffklasse und Wechselkurs)
mehr als 70 Cent zu berappen. Für
die Strecke Basel-Mailand (ca. 350
km) beträgt die Maut etwa 233 Euro
– fast das Doppelte imVergleich zur
Strecke München-Verona.
Noch extremer ist die Situation
zwischen Italien und Frankreich:
Mit dem Mont-Blanc-Tunnel und
dem Frejus-Tunnel gibt es zwei
Korridore zwischen den beiden
Ländern. Da hier allein für die
Durchfahrt 317 Euro zu bezahlen
sind, sind diese beiden Routen auto-
matisch um ein vielfaches teurer als
jene über den Brenner.
Umweg lohnt sich.
Hinzu
kommt, dass auch die Maut in Ös-
terreich zu niedrig ist: Trotz Son-
dermaut im Unterinntal und am
Brenner ist die derzeitige Maut für
die Lkw der saubersten Schadstoff-
klasse heute geringer als 2004. Zum
Vergleich – für diesen Zeitraum
liegt die Inflation bei 28 %.
Somit ist klar: Umwege über den
Brenner lohnen sich nur deshalb,
weil die Mauten in den verschie-
denen Ländern so unterschiedlich
sind. Allerdings ist eine europaweit
einheitlichen Maut nicht in Sicht,
und wenn, würde sie für Öster-
reich eine weitere Mautsenkung
bedeuten. Deshalb fordert die AK
Tirol, dass die EU-Mitgliedstaaten
die Möglichkeit erhalten, Mauten
so festlegen zu können, dass damit
der Verkehr gesteuert werden kann.
Denn ohne begleitendeMaßnahmen
werden die Nutzer für den Brenner-
basistunnels, der in 10 Jahren fertig-
gestellt sein soll, ausbleiben.
Zusätzlich erschwerend kommt
hinzu, dass das Tanken in Öster-
reich deutlich günstiger ist, als in
den Nachbarstaaten. Das Volltanken
eines Lkw bedeutet eine zusätzliche
Ersparnis, die den Brenner nach wie
vor zum beliebtesten Alpenkorridor
macht.
224
72
109
39,70
9,72
67,94
Italien Tirol
Deutschland
Transitanstieg.
Im ersten Halbjahr wurden auf der Brennerautobahn um 8 % mehr
Lkw registriert als im selben Zeitraum 2015. Grund dafür ist die zu niedrige Maut.
W
ussten Sie, dass Konsumenten in
Tirol für eine 50-Liter-Tankfüllung
immer noch um bis zu 2 Euro mehr
bezahlen als im Österreich-Schnitt? Das
zeigt die AK Treibstoffpreiserhebung
vom September. In Tirol blieben die
Sprit-Preise zwar auf niedrigem Niveau:
Mit durchschnittlich 1,14 Euro für
Super und 1,08 Euro für Diesel kostete
der Liter um 5 Cent weniger als noch
2015. Dennoch gibt es auch regional
Unterschiede. Deshalb unbedingt
Preise vergleichen, z. B. mit dem Sprit-
preisrechner der e-Control auf www.
spritpreisrechner.atHeizöl.
Auch beim Heizöl-Kauf gilt,
nach Bruttopreis und Abfüllpauschale
fragen. Mit durchnittlich 63 Cent pro
Liter (inkl. USt.) bei 2.000 Litern Abnah-
memenge liegt das Preisniveau unter
jenem der letzten Jahre. Aber je weniger
man kauft, desto größer die Preisspan-
ne. Bei 2.000 Litern beträgt sie 5 Cent
pro Liter, bei 500 Litern fast 30 Cent!
Foto:algr
e/Fotolia.comW
IRTSCHAFT
&
E
NERGIE