E
s ist ein Bild mit Symbolcha-
rakter: Mit Vorschlaghammer,
Bolzenschneider und Kra-
watte ausgestattet, blicken
die beiden neos-Nationalräte Sepp
Schellhorn und Gerald Loacker grim-
mig in die Kamera. Denn sie bezeich-
nen sich als „Kammerjäger“ und ihre
Botschaft ist unmissverständlich: Sie
sehen sich geboren, um die Arbeiter-
kammern zu beschneiden
*
, und damit
die Rechte von 3,6 Millionen Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern in
Österreich. Wäre das Thema nicht
so ernst, könnte man über die Mini-
Djangos lachen, die sich neben ei-
ner fragwürdigen Optik auch einer
ungustiösen Sprache bedienen. Denn
nicht nur die AK Funktionäre und
Mitarbeiter sind für die pinken Kam-
merjäger Ungeziefer, das es auszu-
merzen gilt, auch die Beschäftigten
kommen – natürlich stillschweigend
– unter den Hammer: Denn ohne AK
gibt es keinen Schutz und keine Hilfe
mehr für die Arbeitnehmer im Land.
Die Unterstützung bei arbeits- und
sozialrechtlichen Problemen würde
entfallen, ebenso der Rechtsschutz
bis hin zur Hilfe für in Not geratene
Menschen
(siehe auch Seite 2)
.
Argumente, wer dann bei Proble-
men amArbeitsplatz bis hin zu Lohn-
verhandlungen eingreifen soll, blei-
ben die Nationalräte geflissentlich
schuldig. Und Antworten braucht es
aus ihrer Sicht auch keine, denn die
von der Industrie unterstützten Par-
teien möchten vor allem eines: die
Wirtschaft entfesseln. Ein starker
Arbeitnehmerschutz und ein Inte-
ressensausgleich stehen diesem Pro-
gramm natürlich im Weg. Was folgt,
ist flexibel zu arbeiten, wann immer
und solange es nötig ist, eine Aus-
höhlung des Kündigungsschutzes
und ein Rückschritt in längst über-
wunden geglaubte Zeiten. Dabei ist
der Plan einer entfesselten Wirtschaft
auf dem Rücken der Arbeitnehmer
eine Milchmädchenrechnung. Wäre
dem so, hätten Länder, in denen die
Beschäftigten weniger Schutz ge-
nießen, einen dauerhaften und unge-
ahnten Aufschwung zu verzeichnen.
In Wirklichkeit ist das Gegenteil der
Fall: Beschäftigte sind der Willkür
des „freien Marktes“ ausgeliefert und
können oft von einem einzigen Ein-
kommen nicht leben. Und die Kluft
zwischen Arm und Reich vergrößert
sich unaufhörlich. Dafür den sozialen
Frieden und die Existenzen tausender
Beschäftigter in Österreich auf das
Spiel zu setzen, ist ein mehr als frag-
würdiges politisches „Programm“.
Ohnehin sind die „liberalen“ Wirt-
schaftsprogramme zu großen Teilen
Wählertäuschung. Denn gerade der
„kleine Mann“, für den sich neos und
auch FPÖ so vollmundig einsetzen,
ist bei genauerer Betrachtung dieser
Programme der große Verlierer.
Lesen Sie mehr auf den Seiten 2 und 3
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
9. JG. , SEPTEMBER 2017 | NR. 99
Halten die uns
für ganz blöd?
KOMMENTIERT
D
ie Abschaffer der Pflichtmitglied-
schaft bei den Kammern sind
sehr aktiv unterwegs. Vor allem jetzt,
in Wahlkampfzeiten. Und sie hoffen
auf eine Regierungsbeteiligung, um
den ihnen so verhassten sogenannten
„Kammerzwang“ endlich abschaffen
zu können. Zuerst sollen die Beiträge
(diese betragen bei der AK Tirol durch-
schnittlich 7 Euro monatlich) reduziert
werden, dann sollen die Kammern
überhaupt weg. Vor allem die lästige
Arbeiterkammer ist einigen Politikern
ein Dorn im Auge: Sie wollen keine
Vergleiche mehr zwischen ihnen und
der Glaubwürdigkeit der AK.
Was bei einer Reduzierung des
Angebotes und der Abschaffung aller
Kammern jedoch gilt: Die Großen und
Mächtigen werden sich mit ihren finanzi-
ellen Mitteln sofort zusammenschließen.
Übrig bleiben werden die Kleinen und
die Jungen. Das gilt für Landwirte und
Selbständige ebenso wie für Ingenieure,
Architekten, Anwälte und Ärzte. Und
natürlich für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer. Sie brauchen für ihren
Beruf, für ihr Leben, ganz besonders, eine
starke, kritische und repräsentative Ein-
richtung. In demMoment, in dem die AK
nicht mehr alle Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer vertritt, gilt sie nicht mehr
als repräsentativ! Dann ist ihre Wirkung
dahin. Nicht umsonst sagt ein Abschaf-
fungsvertreter auch: Dann sollen sich die
Beschäftigten halt privat rechtsversichern!
Wisst ihr schon, was das kostet? Wie
schnell eine solche private Versicherung
aussteigt? Und wie gut die Vertretung
in einem komplizierten Arbeits- oder
Sozialgerichtsprozess ist? Oder beim
Konsumentenschutz oder Mietrecht? Die
AK kann da nicht einfach aussteigen! Sie
muss und wird bis zum Letzten kämpfen.
Und sie wird – im Gegensatz zu den
Privatisierten – ihre Erfahrungen auch in
die Gesetze einbringen und Einfluss auf
die Politik nehmen. Zum Vorteil der über
3,6 Millionen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in Österreich. Dass dies
einige Politiker nicht mögen – eh klar.
Aber gerade von denen lassen wir uns die
AK nicht wegnehmen. Blöd wären wir!
Ohne AK droht
Beschäftigten
der Crash!
Wahlkampf.
Mit Vorschlaghammer und
Bolzenschneider gehen die neos gegen
die Arbeitnehmer und ihre Vertretung vor.
Aber auch die FPÖ tritt gegen die AK
und die Arbeitnehmer auf. Beide zeigen
damit, was sie von den Rechten der
Beschäftigten halten: nämlich nichts.
S
ie haben Ihre Schulausbildung
irgendwann abgebrochen?
Kein Problem, das Abendgym-
nasium in Innsbruck bietet
individuelle Wege zur Reifeprü-
fung. Wenn Sie mind. 17 Jahre
alt sind und einen Pflichtschul-
abschluss haben, schaffen Sie
die Matura in durchschnittlich
4 Jahren, auch als Fernstudi-
um und berufsbegleitend.
Schulerfolge aus höheren
Schulen werden angerech-
net und können die Studien-
zeit entsprechend verkürzen.
Keine Privatschule, keine
Studiengebühren!
Termine und Anmeldung
Weitere Infos in den Bezirkskam-
mern zu folgenden Terminen,
Anmeldung unter
0800/22 55
22
und der jeweiligen DW.
AK Schwaz:
4.10.2017
ab 19 Uhr, DW3737
AK Landeck:
9.10.2017
ab 19 Uhr, DW3450
AK Telfs:
17.10.2017
ab 19.30 Uhr, DW3850
AK Kitzbühel:
24.10.2017
ab 19 Uhr, DW3252
AK Imst:
30.10.2017
ab 19 Uhr, DW3150
AK Kufstein:
7.11.2017
ab 19 Uhr, DW3350
I
mmer öfter wenden sich Mitglieder nach
persönlichen Schicksalsschlägen an
den AK Unterstützungsfonds. Denn die AK
Tirol steht den Arbeitnehmern und deren
Familien auch in harten Zeiten zur Seite.
Egal welches Problem, das Team vomAK
Unterstützungsfonds weiß weiter.
Termine und Anmeldung
Im September und Oktober beraten die
Experten in den Bezirken. Eine Anmeldung
ist erforderlich unter
0800/22 55 22
und
der jeweiligen DW.
AK Imst:
Mo.25. 9., 11 – 13 Uhr,
DW
3150 |
AK Landeck:
Di. 26. 9., 11 – 13
Uhr,
DW 3450 |
AK Schwaz:
Mi. 27. 9.,
11 – 13 Uhr,
DW 3737 |
AK Telfs:
Do. 28.
9., 11 – 13 Uhr,
DW 3850 |
AK Lienz
(dzt.
im Volkshaus)
:
Mo. 2. 10., 11 – 14 Uhr,
DW 3550 |
AK Reutte:
Di. 3.10., 11 – 14
Uhr,
DW 3650 |
AK Kufstein:
Mi. 4.10.,
11 – 14 Uhr,
DW 3350 |
AK Kitzbühel:
Do. 5. 10., 11 – 13 Uhr,
DW 3252.
Das sollten Sie mitbringen
Alle erforderlichen Unterlagen zum Grund
Ihres Ansuchens sowie Einkommens-
nachweise und Belege zu den monatli-
chen Fixkosten (in Kopie). Es gibt keine
unmittelbare Auszahlung! Die Vergabe-
kommission entscheidet wöchentlich. Bei
Zahlungsfristen, wie z. B. Mietrückständen,
unbedingt rechtzeitig tätig werden!
AmAbend zur Matura
Arbeiterkammer hilft in Notfällen
WEITERBILDUNG
UNTERSTÜTZUNGSFONDS
Parteien wollen Kammern killen
*
Siehe dazu Standard vom 10.8.2017
Foto: iko
/Fotolia.comDr. Lothar Müller,
Sozialethiker