P
sychische Probleme wurden lange
Zeit viel zu wenig beachtet, obwohl
sie ein Hauptgrund für Krankenstand
und Invaliditätspension sind. Deshalb er-
hielt Österreich 2014 bereits eine Rüge
der OECD. Auch bei der erstmals gemes-
senen „Arbeitsqualität“ belegt Österreich
nur Rang 27 von 32 erfassten Ländern.
Als Gründe werden auch hier vor allem
lange Arbeitszeiten und hoher Zeitdruck
genannt und das, obwohl Unternehmen
seit 2013 laut dem „Anti-Stress-Gesetz“
verpflichtet sind, Evaluierungen psychi-
scher Belastungen durchzuführen. Laut
Umfragen kann aber erst die Hälfte der
Betriebe Ergebnisse vorweisen, lediglich
ein Viertel hat bereits Maßnahmen
gegen psychische Belastungen ergriffen.
AK Präsident Erwin Zangerl fordert von
den Unternehmen, die verordneten Eva-
luierungen endlich umzusetzen. „Zwei
Jahre Schonfirst sind eindeutig genug!“
Von den Arbeitsinspektoren erwartet sich
Zangerl strengere Kontrollen und meint:
„Eine stabile Psyche ist ein wertvoller
Faktor für produktives Arbeiten, letztlich
profitieren also Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer, wenn die Seele gesund ist“.
B
is 17. März möchte
die Regierung
endlich ihre Steuer-
reform präsentieren.
Österreichs Beschäf-
tigte haben mit ihren
Unterschriften bereits
882.184fach betont, was
sie sich erwarten: Eine spür-
bare Lohnsteuer-Entlastung, damit endlich wieder
mehr Netto vom Einkommen übrigbleibt. Die Frak-
tionen in der AK stehen geschlossen hinter dieser
Forderung der größten Bevölkerungsgruppe im
Land! Jetzt muss die Regierung dafür sorgen, dass
die Beschäftigten aus ihrer steuerlichen Schieflage
befreit werden. Denn Leben, Wohnen, alles wird
immer teurer. In Summe leisten die Arbeitnehmer
zwei Drittel des gesamten Steueraufkommens in
unserem Land. Aber die Beschäftigten arbeiten,
um zu leben – und nicht umgekehrt! Wir brauchen
die Lohnsteuer-Entlastung, um die Kaufkraft zu
stärken, die Wirtschaft anzukurbeln und die hohe
Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Wir erwarten uns,
dass die wichtigsten Forderungen von AK und ÖGB
umgesetzt werden, ohne dass diese überfällige
Reform verwässert wird. Wir haben lange genug die
Hauptbelastung getragen. Jetzt sollen endlich alle
Gruppen ihren gerechten Beitrag leisten.
L
ohnsteuer runter, so
muss die Stoßrichtung
lauten. Und jetzt ist die
Regierung am Zug!
Die von uns geforderte
Lohnsteuersenkung
muss eine wirklich
spürbare Entlastung für alle
Menschen bringen. Auch
diejenigen, die so wenig verdienen, dass sie keine
Lohnsteuer zahlen, müssen durch die Lohnsteuerre-
form entlastet werden. Die Lohnsteuersenkung ist
unbedingt notwendig, weil die Steuerbelastung für
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer viel zu hoch
ist. Das österreichische Steuersystem weist hier
eine große Schieflage auf. Arbeit wird viel zu hoch,
Vermögen viel zu gering besteuert! Die Lohnsteu-
ersenkung ist aber auch wirtschaftlich sinnvoll und
notwendig. Wenn den Tirolerinnen und Tirolern
mehr Geld in der Tasche bleibt, stärkt das die Kauf-
kraft, kurbelt die Wirtschaft an, stützt die Konjunktur
und schafft Arbeitsplätze, die unbedingt notwendig
sind. Von den guten Lohn- und Gehaltserhöhungen,
die die Gewerkschaften Jahr für Jahr erkämpfen,
muss den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
endlich auch einmal netto mehr übrig bleiben.
Damit mit dem Einkommen wieder ein Auskommen
möglich ist.
A
ktuell versuchen
alle, sich arm zu
rechnen. Es werde eh
schon so viel umver-
teilt und überhaupt
sei das Kapital ein
scheues Reh, welches
schnell verschwinden
kann. Die Börsen erreichen nie
dagewesene Höchstwerte, die Immobilienpreise
sind mancherorts nur mehr unverschämt. Noch
nie wurden so viele Luxusautos verkauft, Luxuspro-
dukte, Luxus-Gastronomie und -Hotellerie boomen.
Aber jetzt soll die Mehrwertsteuer auf Bücher und
Kinokarten erhöht werden. Warum werden Luxus-
güter nicht höher besteuert? Gar nicht zu reden von
vernünftigen Einsparungen, Ausgabenkürzungen
und Strukturreformen. Steuerbetrug und Steuer-
hinterziehung werden ab einer gewissen Höhe nur
mehr als Kavaliersdelikt mit großzügigen Amnestie-
Regelungen behandelt. Völlig ausgeklammert in der
aktuellen Steuerdiskussion scheint die Einführung
ökologisch sinnvoller Lenkungsabgaben. Der Faktor
Arbeit könnte so entlastet und schädlicher unverhält-
nismäßiger Energieverbrauch belastet werden. Ganz
klar müssen bei der Steuerreform aber die Lohnsteu-
erzahler gewinnen. Es geht nicht um Neid. Es geht
um einen fairen Beitrag aller fürs Gemeinwesen.
D
ie Regierung aus SPÖ
und ÖVP hat sich bis
17. März Zeit gegeben,
um eine Steuerre-
form „auf Schiene zu
bringen“. Es gibt einen
vernünftigen, gerechten
Vorschlag für diese Steuer-
reform, ausgearbeitet von AK
und ÖGB (nachzulesen auf ak-tirol.com), der auch
moderate Besteuerung von Vermögen beinhaltet.
Unverständlich für viele Arbeitnehmer: Erst kürzlich
ging die SPÖ von Ihrer Forderung nach Vermögens-
steuern ab. Ein ÖVP-Finanzminister, dessen Ein-
nahmen – Lohnsteuer sei Dank – sprudeln, wehrte
sich erfolgreich gegen einen gerechten Beitrag der
Vermögenden zu unserer Entlastung. Immer wieder
kommen Vorschläge, die erahnen lassen, dass Ar-
beitnehmer diese Reform selber finanzieren sollen:
Erhöhung der MwSt., Erhöhung der KESt, Streichung
der zehn steuerbegünstigten Überstunden (für
viele notwendig zum Lebensunterhalt) usw. Spürbar
mehr Netto vom Brutto ohne zusätzliche Belastung
der Arbeitnehmer, das ist unsere Forderung. Oder
es heißt: „Die angekündigte Steuerreform ist alles
andere als gerecht. Die Unfähigkeit, eine gerechte
Steuerreform umzusetzen, muss zum sofortigen
Rücktritt dieser Regierung führen.“
Lohnsteuer endlich
spürbar senken!
Am Zug ist jetzt
die Regierung!
Der FaktorArbeit
gehört entlastet!
Reform dürfen nicht
Arbeitnehmer zahlen!
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
Mitarbeiter am Limit
Zeitdruck.
Der Stress in der Arbeitswelt ist im letzten halben Jahr weiter gestiegen.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter Betriebsräten von 250 heimischen Unternehmen.
E
ine Grippewelle jagt die
nächste, Masern sind wie-
der im Vormarsch und kön-
nen durchaus auch Erwach-
sene treffen. Dass aber psychische
Probleme die Ursache für mehr
als die Hälfte aller Krankenstände
sind, hören oder lesen wir nur sehr
selten. Die Maßnahmen gegen
psychische Belastungen am Ar-
beitsplatz halten sich nach wir vor
in überschaubaren Grenzen. Druck
und Stress in der Arbeitswelt stei-
gen aber kontinuierlich an, das be-
weist eine aktuelle IFES-Umfrage
imAuftrag der Arbeiterkammer.
Befragt wurden 250 Betriebsräte
heimischer Unternehmen, deren
Antworten bezüglich Betriebs-
klima oder verschiedenster Be-
dingungen am Arbeitsplatz sehr
ernüchternd sind.
Alleine 65 Pro-
zent der Befragten
sind überzeugt,
dass der Zeitdruck
im vergangenen
Halbjahr gestie-
gen ist. „Sehr
viele Mitarbeite-
rinnen und Mit-
arbeiter sind ganz
klar am Limit“,
sagt AK Präsident
Erwin Zangerl.
Betriebsklima.
Während Flexi-
bilitätsanforderungen
gestiegen
sind, hat sich gleichzeitig das Be-
triebsklima verschlechtert. Auch
sehen sich viele Betriebsräte von
den Firmenchefs zunehmend über-
gangen. 21 Prozent geben an, dass
sich ihr Einfluss verschlechtert hat,
nur 11 Prozent sehen eine Verbes-
serung. Speziell in Unternehmen
mit sinkendem Einfluss der Beleg-
schaftsvertreter erwähnen 87 Pro-
zent einen höheren Zeitdruck.
Untersuchungen zeigen, dass ein
starker Betriebsrat viel Druck auf
die Mitarbeiter abfedern kann.
Deshalb gelte es, einem
Rückgang des Einflusses
von Betriebsräten drin-
gend gegenzusteu-
ern, so Arbeiterkammer Präsident
Erwin Zangerl: „Immerhin zählen
zu den wesentlichen Aufgaben
der Betriebsräte in Unternehmen
das Schaffen von akzeptablen
Rahmenbedingungen für die Be-
legschaft und das Fördern von
sozialen, gesundheitlichen und
kulturellen Interessen der Arbeit-
nehmer. Es ist immens wichtig,
dass in Unternehmen ein starker
Betriebsrat auch garantieren kann,
dass die erwähnten Aufgaben er-
füllt werden.“
Gewinner & Verlierer.
Im
Zuge des aktuellen Struk-
turwandels in der Arbeits-
welt gibt es eindeutige
Gewinner
bzw.
Verlierer. Eine klare Mehrheit der
Betriebsräte sieht die Unterneh-
men und deren Eigentümer als
Gewinner. Auf der Strecke bleiben
Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer, die vom Wandel kaum
profitieren.
Ein weiteres Ergebnis aus der
IFES-Studie zeigt zumindest etwas
Licht am Ende des „Arbeitswelt-
Tunnels“. So blicken immerhin
59 Prozent der Betriebsräte trotz
derzeit schwächelnder Konjunktur
optimistisch auf die wirtschaftliche
Entwicklung in den kommenden
fünf Jahren.
Für AK Präsident Erwin Zan-
gerl ist dies ein gutes Zeichen. „Im
Endeffekt wollen wir ja nicht nur
schwarzmalen, aber unleugbare
Fakten gehören aufgezeigt und
Missstände müssen
verändert werden.
Wir geben positive
Ergebnisse aus un-
seren Studien auch
gerne an die Be-
schäftigten weiter,
damit die Motiva-
tion gestärkt wird
und Ausblicke auf
die berufliche Zu-
kunft von Opti-
mismus begleitet
werden.“
Nicht zu stemmen.
Mitarbeiter sind überbelastet, wirksame Maßnahmen gegen den psychischen Druck gibt es kaum.
STEUER RUNTER – LÖHNE RAUF!
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:
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OSITIONEN: ZUR
A
RBEIT
EVALUIERUNG FEHLT
Wenn die
Seele leidet
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Nr. 72, März 2015
Foto: Gernot Krautberger