I
mmer in Vorwahlzeiten kommen Lan-
des- und Stadtpolitiker aller Parteien
zur einmütigen Erkenntnis: Wohnen ist
in Tirol zu teuer. Auf Plakaten steht dann
„Wohnen muss billiger werden – aber
flott“, es werden flammende Reden
gehalten und vollmundige Verspre-
chungen abgegeben.
Nach den Wahlen läuft dann alles wie
bisher weiter: In Tirol und vor allem im
Ballungsraum Innsbruck und Umge-
bung werden nach wie vor die teuersten
Wohnungspreise verzeichnet. Und im-
mer weniger Tiroler wissen, wie sie sich
das leisten sollen. Die Menschen haben
es satt, ständig vertröstet zu werden. Der
Wohnbaulandesrat behauptet gar, es
gäbe genug Wohnungen. Ja! Woh-
nungen werden ausreichend gebaut,
aber vor allem als Anlage- und Spekula-
tionsobjekte. Denn wer kann sich eine
Dreizimmerwohnung um 1.000 Euro
und mehr pro Monat leisten? Bei einem
Durchschnittsgehalt von 1.331 Euro?
Geld ist genug da, wenn die Wohn-
bauförderung zweckgebunden für
eine echte Tiroler Wohnbauoffensive
verwendet wird! Dazu müssen die
Gemeinnützigen mindestens 2.000
Wohnungen pro Jahr errichten. Und die
AK Studie zeigt klar, dass viel billiger
gebaut werden kann. Herr Landesrat
Tratter: Jetzt heißt es bauen, bauen,
bauen – aber flott.
AK Präsident
Erwin Zangerl
Sag mir, wo die
Wohnungen sind!
KOMMENTIERT
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
7. JG. , APRIL 2015 | NR. 73
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
AK INFORMIERT
Foto:AK
J
etzt muss die Landespolitik
endlich Farbe bekennen, wie
ernst es ihr ist mit der Be-
kämpfung der drängenden
Wohnungsnot in Tirol. Diözese
Innsbruck, KAB Tirol, ÖGB Tirol
undArbeiterkammer Tirol haben die
Forderung nach erschwinglichem
Wohnen im Rahmen eines gemein-
samen Schulterschlusses bekräftigt.
AK Präsident Erwin Zangerl ist
mit seiner Geduld am Ende: „Nur
in Vorwahlzeiten kommen Landes-
und Stadtpolitik drauf, dass Woh-
nen in Tirol zu teuer ist. Nach den
Wahlen läuft dann alles gleich wei-
ter und die Menschen wissen nicht
mehr, wie sie sich das teure Wohnen
leisten können. Wir haben es satt,
ständig die gleichen Sprüche zu
hören. Wenn der Wohnbaulandes-
rat behauptet, es gäbe genug Woh-
nungen, dann hat er keine Ahnung,
was diese Wohnungen am freien
Markt kosten. Es gibt nicht genug
erschwingliche Wohnungen in Tirol
– und das ist ein Faktum!
Die Antwort auf diese Not kann
nur heißen: Bauen, bauen, bauen!
Wir brauchen endlich eine Wohn-
bauoffensive in unserem Land. Das
ist die Politik den jungen Menschen
und Familien schuldig!“
In einer neuen AK Studie stellt
Wohnbauexperte Luis Leiter ganz
klar fest, dass bei den Baukosten in
Tirol ein Einsparpotenzial von 15
Prozent liegt. Das würde bedeuten,
dass sich die Tiroler beim Wohnen
zwei Monatsmieten pro Jahr erspa-
ren könnten. Wie groß diese Ent-
lastung wäre, zeigt ein Vergleich:
Eine neu zu besiedelnde 75-Qua-
dratmeter-Wohnung kostet bei den
Gemeinnützigen Bauvereinigungen
rund 570 Euro pro Monat. Auf das
Jahr gerechnet würde eine Familie
um 1.140 Euro mehr Einkommen
zur Verfügung haben, wenn die Ein-
sparpotenziale beim Bauen genützt
würden. Auf dem freien Markt wür-
de die Ersparnis sogar 1.755 Euro
pro Jahr ausmachen. Geld, das den
Lebensstandard der Familien we-
sentlich verbessern würde. Zangerl:
„Das wäre eine echte Mietenbrem-
se und ein gesellschaftspolitischer
Meilenstein, wenn man bedenkt,
dass die jährlichen Gehaltssteige-
rungen gerade einmal bei rund zwei
Prozent liegen.“
Zangerl: „Steigende Kosten, die
künstliche Verknappung von Wohn-
raum und Bauland, zunehmend
mehr Menschen, die sich die Miete
nicht mehr leisten, geschweige denn
ein Eigenheim schaffen können – es
ist höchste Zeit für eine Trendum-
kehr. Wohnen muss in Tirol endlich
jenen Stellenwert bekommen, den es
als Grundrecht verdient.“
Das fordern Bischof Manfred
Scheuer, AK Präsident Erwin Zan-
gerl und ÖGB Vorsitzender Otto
Leist, die eine entsprechende Reso-
lution unterzeichneten.
Lesen Sie mehr dazu auf Seite 2
Resolution
gegen die Wohnungsnot: Bischof Manfred Scheuer, AK Präsident Erwin Zangerl und ÖGB-Vors. Otto Leist (v. li.).
Land muss beim
Wohnen handeln!
Dramatisch.
Immer weniger Menschen können sich das Wohnen
leisten. Diözese, ÖGB und AK verlangen wichtige Maßnahmen.
.
D
er ÖGB Tirol veranstaltet anlässlich
seines 70-jährigen Bestehens am
16. April von 15 bis 21 Uhr in Innsbruck
einen Tag der offenen Tür
(Südtiroler
Platz 14–16)
.
Ab 15 Uhr erhalten Interessierte
Einblick in das reichhaltige Angebots-
spektrum der Gewerkschaften und
bekommen zahlreiche Informationen,
etwa zu den Themen Lohn/Gehalt, Kol-
lektivverträge, Pensionsversicherung und
Pensionskonto, betriebliche Gesundheits-
förderung oder Arbeitnehmerveranla-
gung. Dazu werden Gesundheits-Checks
sowie Hör- und Sehtests angeboten, ab
19 Uhr unterhalten Günther Lieder und
Markus Linder mit Literatur & Kabarett.
Für ausreichend Verpflegung ist gesorgt.
Also: Vorbeischauen lohnt sich!
JUBILÄUM
„Das Recht auf Wohnen ist ein
fundamentales Menschenrecht.“
Bischof Dr. Manfred Scheuer
Was es jetzt
endlich braucht:
B
eschäftigte müssen meist ein Leben
lang hart arbeiten, um sich etwas
schaffen oder ansparen zu können. Wenn
es darum geht, diese Werte an die näch-
ste Generation zu übergeben, sollte jeder
Bescheid wissen. Schließlich möchten alle
Beteiligten Enttäuschungen vermeiden.
Am besten, Sie nutzen die kostenlosen
AK Infoabende zum Thema
„Erben und
schenken“
in Ihrer Nähe! Am
19. Mai
erfahren Sie in der
AK Schwaz
alles Wich-
tige von Notar Mag. Josef Reitter (Anm.
0800/22 55 22 DW 3752), ebenfalls
am
19. Mai
referiert in der
AK Landeck
Notariatssubstitut Christof Walser (Anm.
DW 3450). Beginn jeweils 19 Uhr.
FORDERUNGEN
ÖGB Tirol: Tag
der offenen Tür
Alles zu Erben
und Schenken
•
Pro Jahr
2.000 neue Wohnungen
,
um die Spekulationen einzudämmen.
•
Eine
wirkliche Bauoffensive
,
durch
Zweckbindung
der Tiroler
Wohnbauförderung.
•
Höhere Förderung:
Noch im Jahr 1991
wurde über dieWohnbauförderung mit
65 % direkt gefördert
, heute mit
we-
niger als 40 %
. Stattdessen wurde der
zeitlich befristete Annuitäten-Zuschuss
eingeführt, der 2013 noch gesenkt wur-
de, was die Mieten in Zukunft wieder
sprunghaft ansteigen lässt.
•
Eine moderate Stützung der
Betriebs- und Heizkosten zumindest
bei niedrigen Einkommen.
•
Grundstücks-Initiativen
in den
Tiroler Gemeinden, etwa durch
Vergabe von Baurechten.
•
Eine
Reduzierung der hohen
Standards
und damit der Baukosten
auf ein Mindestausmaß.
•
Neben dem geförderten
Wohnbau braucht es in Tirol auch
mehr Eigentumswohnbau
mit
erschwinglichen Preisen.