K
ONSUMENT
&
L
EBEN
9
Nr. 73, April 2015
Gib mir deine Daten, Kleine(r)!
Datenschutz.
Egal ob Facebook, Google oder Amazon – die US-Internetriesen wissen mehr über uns, als
uns lieb sein sollte. Denn für ihre zahlreichen Services bezahlen wir vor allem mit einem: mit unseren Daten.
G
oogle liest mit, Facebook
liest mit und auch der
Internethändler Amazon
lässt es sich nicht nehmen,
weit mehr von uns zu erfahren, als
nur unsere Kontodaten. Und die
Sammelwut kennt keine Grenzen,
denn das Geschäft mit unseren
Daten bringt Milliardengewinne.
So hat sich etwa Facebook zu ei-
ner der größten Werbemaschinen
weltweit entwickelt, die uns immer
noch gründlicher ausspioniert.
Das Zauberwort dafür lautet
„Nutzungsbedingungen“, die je
nach Bedarf geändert bzw. ange-
passt werden. Die Texte dazu sind
in der Regel lang und kompliziert,
sodass kaum ein User sie liest und
weiß, wofür er seine Zustimmung
gibt. Dies zeigt auch das Beispiel
des englischen Online-Shops
„Game Station“, der einen Tag
lang in seinen Bestimmungen fest-
hielt, dass jeder Kunde seine Seele
an den Shop verkauft. Fazit: Kei-
ner von 7.500 Kunden beschwerte
sich darüber.
Diese von den Unternehmen be-
absichtigte Überforderung führt zu
einer Verdrängungshaltung beim
Konsumenten: Das alles wäre nicht
so schlimm, schließlich würden es
Millionen andere auch so machen.
Und die Rechnung, die die Daten-
riesen anstellen, geht auf: Immer
wieder greifen sie durch eine neue
Hintertür Daten ab oder beglücken
Kunden mit unerwünschter Wer-
bung solange, bis der Konsument
entnervt aufgibt und die Konse-
quenzen verdrängt.
Beispiel Facebook
. Einer, der
seit Jahren einen Kampf gegen den
Datenklau von Facebook führt, ist
der Salzburger Jurist Max Schrems.
Auch wenn es bisher Achtungser-
folge gab, scheint der Kampf sei-
ner Initiative „europe-v-facebook.
org“ ein Kampf gegen Windmüh-
len. Zwar ist das europäische Da-
tenschutzrecht nicht mit dem US-
amerikanischen vergleichbar, aber
es zeigt sich deutlich, wie sehr die
US-Datenriesen auch hier den eu-
ropäischen Markt beherrschen. So
sitzt die wichtigste Datenschutz-
behörde Europas in Irland, das
auch Standort für die wich-
tigsten amerikanischen IT-
Unternehmen ist, die wie-
derum ein wesentlicher
Wirtschaftsfaktor für das
Land sind. Es verwundert so-
mit auch nicht, wenn Schrems
zahlreiche Belege vorweisen kann,
wie man verhindern will, dass sich
Datenschutz nach europäischen
Standards durchsetzt. Die globali-
sierte und vernetzte Welt lässt auch
hier grüßen, geht es doch um Mil-
liardeneinnahmen bzw. -gewinne.
„Too big to fail.“
Dabei wird
nach europäischen Richtlinien in
Social-Media-Netzwerken wie Fa-
cebook regelmäßig das Grundrecht
auf Datenschutz verletzt, teilweise
in eklatanter Weise. Denn gleicht
etwa ein User die Kontakte in sei-
Vernetzte Welten.
Der Leitsatz „Was ich nicht angebe, kann keiner wissen“ ist heute längst überholt. Und das Geschäft mit unseren Daten boomt weiter.
D
umpster sind Personen, die ein
Zeichen gegen die Verschwendung
von Nahrungsmitteln setzen, indem
sie weggeworfene Lebensmittel aus
Containern von Supermärkten „retten”
und konsumieren. Bei der Podiums-
diskussion
„Dumpstern, Foodsharing,
Lebensmittelinitiativen – Verantwortungs-
voller Umgang mit Nahrungsmitteln oder
Symptombekämpfung?“
werden wich-
tige Fragen dazu beantwortet: Welchen
Wert hat Dumpstern und Foodsharing
für Lebensmittel und Konsumenten? Was
muss sich bei der Lebensmittelproduk-
tion ändern, damit Müll erst gar nicht
entsteht? Verändern die Aktivitäten das
System der Lebensmittelerzeugung?
Die kostenlose Veranstaltung findet
am
Mittwoch, 29. April, um 19 Uhr
in der
AK Tirol in Innsbruck
statt. Es
diskutieren Heinz Gstir (Bio vom Berg),
Elisabeth Senn (Slow Food Tirol/Transiti-
on Tirol), Laurin Mackowitz (selbständiger
Lebensmittelretter) und Jutta Sunder-
mann (Aktion Agrar/ Attac). Moderation:
Univ.-Prof. Dr. Markus Schermer, Institut
für Soziologie, Universität Innsbruck.
Anmeldung erbeten unter Telefon
0800/22 55 22 – 1480.
Die Podiumsdiskussion findet im
Rahmen der neuen gemeinsamen Vor-
tragsreihe „Ernährung und alternatives
Wirtschaften“ von Arbeiterkammer Tirol
und Attac Tirol statt.
W
er weiter denkt, kauft gesünder
und näher ein – so lautet die
gemeinsame Botschaft von Ernährungs-
expertin Mag. Angelika Kirchmaier und
KR Fritz Gurgiser beim Infoabend in der
AK Kufstein
. Am
Donnerstag, 7. Mai,
geht es ab 19 Uhr
um gesunde Lebens-
mittel, die gesunde Jause, regionale Pro-
dukte und warumman beim Einkaufen
verstärkt darauf achten soll, woher die
Produkte kommen.
Anmeldung erforderlich unter 0800/22
55 22 – 3350 oder
kufstein@ak-tirol.comIm Anschluss gibts regionale Produkte
zum Verkosten und die Gelegenheit, Fra-
gen direkt im Gespräch mit den Experten
zu klären.
Dumpstern und Foodsharing
Wer weiter denkt, kauft näher ein E-Nummern?
W
er auf die Zutatenliste von Lebens-
mittel-Verpackungen schaut, ist
garantiert mit E-Nummern konfrontiert.
Mit ihnen werden in der EU Lebensmit-
telzusatzstoffe gekennzeichnet. Doch was
verbirgt sich dahinter?
Es sind verschiedene Zusatzstoffe, die
eine Speise färben, ihren Geschmack ver-
stärken, sie verdicken oder länger haltbar
machen. Zahlreiche E-Nummern gelten
als unbedenklich, einige können aber
gesundheitliche Probleme verursachen.
Ob sie ungefährlich sind oder
bedenklich, steht in der
AK Broschüre
„E-Nummern“
, kostenlos anzufordern
unter 0800/22 55 22 – 1836 oder
herunterzuladen auf ak-tirol.com
CHECK
PODIUMSDISKUSSION
WAS SIND DENN...
INFOABEND KUFSTEIN
nem Netzwerk mit jenen im Smart-
phone ab, dann sammelt Facebook
eMail-Adressen, Rufnummern und
mehr gleich mit – und das von Per-
sonen, die nicht einmal auf Face-
book angemeldet sein
müssen und somit
W
ie ausgeprägt die Markstellung der US-
Giganten ist, lässt sich anhand einiger
Zahlen eindrucksvoll darstellen: So nutzen
etwa 1,3 Milliarden Menschen weltweit die
Social-Media-Plattform
, in Öster-
reich sind es laut statista.com derzeit 3,4 Milli-
onen User – rund 40 Prozent der Bevölkerung.
Die Suchmaschine
wird sogar von
95 Prozent der österreichischen Internetuser
genutzt, Auskünfte, wieviele Suchanfragen
hierzulande aufgegeben werden, gibt Google
Österreich jedoch nicht. Und auch
Amazon
lässt sich mit wenigen Worten zusammenfas-
sen, als der weltweit größte Internethändler,
der auch in Österreich eine dominierende
Stellung einnimmt (laut einer Umfage von
Marketagent haben 2014 85% der Konsu-
menten amazon.at besucht, 72% haben dort
eingekauft). Mit dieser beherrschenden Markt-
stellung kontrollieren Google, Facebook und
Amazon auch den weltweiten Datenmarkt mit.
Mehr dazu finden Sie in den aktuellen
Ausgaben des AK Konsument.
Die Macht
der Netzgiganten
auch keine Zustimmung gegeben
haben, ihre Daten zu nutzen. Kon-
sequenzen sind für die Unterneh-
men keine zu erwarten, haben sie
doch einen Status erreicht, der als
„too big to fail“ bezeichnet wird.
Für Konsumenten ergibt sich
damit ein schwieriges Problem,
ihre Daten zu schützen, allerdings:
Man kann bei Facebook in den Pri-
vatsphäre-Einstellungen auf eine
minimale Auswertung der persön-
lichen Daten zuWerbezwecken set-
zen, man kann zudem Programme
wie Adblock, Tor oder Ghostery
verwenden, die das Mitlesen von
Dritten verhindern, man kann auch
auf andere als von Google ange-
botene Dienste zurückgreifen (Ya-
hoo, GMX, Open Street Map o. ä.).
Ebenso empfiehlt es sich, Cookies
(auf der Festplatte gespeicherte Mi-
nidateien) regelmäßig zu löschen
oder sie überhaupt abzuweisen.
Generell sollten sich Nutzer über-
legen, was sie von sich preisgeben,
denn das Netz vergisst nie, und der
Datenmarkt ist ein Markt, der Mil-
liardengewinne bringt.
N
och mehr Informationen, wie
Facebook und andere Internetriesen
auf unsere Daten zugreifen und was man
dagegen tun kann, gibt es auch im Buch
von
Max Schrems
„Kämpf um deine
Daten“
(edition a,Wien 2014).
Gewinnen mit der AK.
Wer eines von
zehn Exemplaren dieses Buchs gewinnen
und mehr wissen will, schickt ein
eMail samt Adresse mit dem Betreff
„Max Schrems“ an
ak@tirol.comDATENRIESEN
Foto: Gajus/Fotolia.com
Foto: Lukas Beck
Max Schrems
in der Tiroler AK
finden Sie auch auf
youtube unter
AK Tirol
Max Schrems
Foto: Gina Sanders/Fotolia.com