OFFEN GESAGT
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Nr. 73, April 2015
Zangerl: Lohnsteuer runter
verlangt und erreicht!
Im Gespräch.
„Die Lohnsteuer-Reform entlastet die Arbeitnehmer. Ein Erfolg von
AK und ÖGB, die diese Reform durchgesetzt haben,“ sagt AK Präsident Erwin Zangerl.
TAZ: Herr Präsident Zangerl, wie
beurteilen Sie die Lohnsteuer-
Reform?
Zangerl:
Nimmt man das Durch-
schnittseinkommen aller Tiroler
von 2.015 Euro brutto im Monat
her, dann bringt die Lohnsteuer-
Reform ein Plus von 885 Euro pro
Jahr. Für eine Familie mit zwei
Kindern und 3.700 Euro brutto im
Monat ergeben sich 1.456 Euro pro
Jahr mehr. Das ist schon eine or-
dentliche Ersparnis.
TAZ: Hat sich der Einsatz von AK
und ÖGB gelohnt?
Zangerl:
Ich freue mich, dass wir
so viel erreichen konnten. Das war
nicht immer klar. Und Tatsache ist
nun einmal, dass von dem 5-Mil-
liarden-Euro-Entlastungspaket
4,9 Milliarden in die Lohnsteuer-
Reform fließen sollen. Ich bin
stolz, dass hier die AK Tirol und
die AK Vorarlberg Vorreiter dafür
waren. Vor allem aber war dieser
österreichweite
Schulterschluss
von 882.184 Beschäftigten, die
mit ihrer Unterschrift die überfäl-
lige Reform eingefordert haben,
überhaupt erst möglich, weil AK
Tirol und AK Vorarlberg die Un-
terschriften-Aktion im Juni 2014
ins Leben gerufen haben!
TAZ: Hat sich der Druck auf die
Regierung ausgezahlt?
Zangerl:
Der Erfolg unserer Ak-
tion hat gezeigt, wie stark die Ar-
beitnehmer sind, wenn sie sich
solidarisch zeigen und gemeinsam
für ihre berechtigten Forderungen
eintreten. Erinnern wir uns, dass
Ex-Vizekanzler und Finanzmi-
nister Spindelegger kategorisch
‚Nein‘ zu einer Entlastung der Ar-
beitnehmer gesagt hat. Und verges-
sen wir nicht die dramatischen in-
nerparteilichen Entwicklungen, die
dann zu seinem Rücktritt geführt
haben. Und zwar deshalb, weil wir
hart in der Sache geblieben sind.
TAZ: Können wir uns die Lohn-
steuer-Reform leisten?
Zangerl:
Die Steuerentlastung
kommt angesichts der schwachen
Wirtschaftsentwicklung genau zur
richtigen Zeit. Die erhöhte Kauf-
kraft nutzt den Arbeitnehmern und
stimuliert über den Mehr-Konsum
zugleich die Wirtschaft.
TAZ: Wo sehen Sie die größten
Erleichterungen für die Arbeit-
nehmer?
Zangerl:
Besonders positiv sind
die Senkung des Eingangssteuer-
satzes von 36,5 auf 25 Prozent, die
Erhöhung des Arbeitnehmer- bzw.
Verkehrsabsetzbetrages und die
Erhöhung der sogenannten Nega-
tivsteuer für Geringverdienende
von 110 auf 400 Euro bzw. ihre
Neu-Einführung für Pensionisten
in Höhe von 110 Euro.
TAZ: Es kommen aber auch kri-
tische Stimmen, die sagen, dass
dafür woanders belastet wird. Tei-
len Sie diese Meinung?
Zangerl:
84 Prozent des Entlas
tungsvolumens kommt Arbeit-
nehmern mit einer jährlichen Steu-
erbemessungsgrundlage von bis zu
45.000 Euro pro Jahr zugute – das
entspricht einem Monatseinkom-
men von bis zu rund 4.600 Euro.
TAZ: Wie geht es jetzt weiter?
Zangerl:
Durch die Lohnsteuer-
Reform werden Tirols Beschäftigte
über 350 Millionen Euro zusätzlich
verfügen. Das kommt allen zugute,
auch der heimischen Wirtschaft.
Leider wurde die kalte Progression
nicht abgeschafft. Aber auch Teile
in der Gegenfinanzierung sind zu
hinterfragen: Etwa bei der Grund-
erwerbssteuer und den Topfsonder-
ausgaben. Es ist das falsche Signal,
die Schaffung von Wohnraum oder
die Bildung einer zusätzlichen
Altersversorgung steuerlich nicht
mehr zu begünstigen.
+PLUS –MINUS
I
n der Vergangenheit
wurde der Innsbru-
cker Taxitarif auf Antrag
der Wirtschaftskammer
im Abstand von zwei
Jahren erhöht, zuletzt im März 2013.
Dabei wurde als Hauptargument stets
die starke Verteuerung beim Treib-
stoff angeführt. Das Land ist diesem
Argument stets durch höhere Tarife
nachgekommen. Durch die deutlich
gesunkenen Treibstoffpreise verlangt
jetzt die AK im Gegenzug vom Land,
die Taxitarife wieder entsprechend zu
verbilligen. Kurze schriftliche Antwort:
„...nach Rücksprache mit Frau Landes-
rätin Zoller-Frischauf wird mitgeteilt,
dass eine Änderung der Verordnung
nicht angedacht ist.“ Die Moral von der
Geschichte: Teurer werden ist für die
Wirtschaft nicht schwer – billiger werden
dagegen sehr …
E
in Unfall in der
Freizeit ist schnell
passiert, und die
Bergung mit dem
Hubschrauber kann die
Betroffenen mehrere tausend Euro ko-
sten, was zu enormen Problemen für die
Verunglückten geführt hat. Die AK Tirol
hat diese Problematik immer wieder
aufgezeigt und eine Lösung dieses Kos
tenproblems durch das Land verlangt.
Zusätzlich war die AK Tirol von sich aus
in Vorleistung getreten und hatte für ein
Jahr eine entsprechende Versicherung
abgeschlossen. AK Präsident Zangerl:
„Besonders ungerecht ist nämlich, dass
das Land etwa bei der Hubschrauberber-
gung von Kühen die anfallenden Kosten
bis auf einen Selbstbehalt von 250 Euro
übernommen hat. Zumindest diese
Regelung sollte auch für verunglückte
Menschen gelten!“
Nunmehr scheint sich der Einsatz der
AK für die Tiroler gelohnt zu haben und
sich eine positive Lösung abzuzeich-
nen: LH Platter hat in einem Schreiben
an den AK Präsidenten zugesagt, im
Zuge der Neuregelung der Flugrettung
diese Problematik im Teilbereich der
Freizeitunfälle entweder durch ein
Versicherungsmodell oder durch einen
Härtefonds zu lösen.
AKUT
Billiger Sprit!
Teure Taxis?
Heli-Bergung
vor Regelung
Erwin Zangerl:
„Durch die Lohnsteuer-Reform werden Tirols Beschäftigte über 350 Millionen Euro zusätzlich verfügen.“
Foto: AK Tirol
Das bringt mir
die Steuersenkung
mehrnetto.arbeiterkammer.at
IHRE PERSÖNLICHE ERSPARNIS
AUF EINEN KLICK
Gleicher
Beitrag für alle
B
ei der Erhöhung der Grunder-
werbssteuer werden wir rechtlich
prüfen lassen, ob die Ausnahmen für
Wirtschaft und Bauern zulässig sind.
Wenn, dann sollten alle Gruppen den
gleich hohen steuerlichen Beitrag
leisten. Ebenso sollte auch bei den
Topfsonderausgaben nachgeschärft
werden. Es ist das falsche Signal, die
Schaffung von Wohnraum oder die
Bildung einer zusätzlichen Altersver-
sorgung nicht mehr zu begünstigen.