Anhang
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M: Optimal wäre diese einkommensabhängige Variante mit den Zuverdienstgrenzen der anderen Varianten –
also ich glaube, das sind 18.000 Euro. Das wäre ideal gewesen.
I: Ok. Aber Sie haben sich trotz der geringeren Zuverdienstgrenze für die einkommensabhängige Variante
entschieden, es also keine Alternative?
M: Nein, absolut nicht. Denn ich wäre, so bekomme ich das Geld geschenkt, oder? Ich würde nicht dafür
arbeiten gehen, wenn ich es so auch bekomme. Ich verstehe, ehrlich gesagt, den Sinn nicht von der
geringeren Zuverdienstgrenze. Ich verstehe es nicht. Sie wollen, dass man dann beim Kind bleibt, aber ich
habe mir gedacht, dass sie eben diese Variante eingeführt haben, damit Managementpositionen auch
Kinder kriegen, das war eigentlich … Ich muss sagen, dass es das einkommensabhängige
Kinderbetreuungsgeld (zögert), wenn es das nicht gäbe, dann weiß ich nicht, ob ich sofort schwanger
geworden wäre. Also das muss ich dazu sagen. Und ich verstehe aber dann wiederum diesen Widerspruch
nicht, warum man dann plötzlich ... zuerst möchte man ihnen etwas bieten, den Managern, und dann wird
ihnen etwas gestrichen, und dann soll man plötzlich wieder voll verdienen. Das ist schon ein bisschen
eigenartig.
I: Das bedeutet wirklich, dass das Kinderbetreuungsgeld – beziehungsweise konkret die einkommensabhängige
Variante – eine Rolle für den Zeitpunkt der Geburt gespielt hat?
M: Absolut. Ja. Ich war 26, als ich schwanger wurde, hatte ein Studium hinter mir und habe jetzt drei Jahre in
diesem Job. Ja, dann muss ich mir überlegen, die Wohnsituation, ich möchte meinem Kind auch etwas
bieten. Ohne diese Variante hätte ich vielleicht noch zwei, drei Jahre gewartet. Ja.
I: Ok. Gut. Und Sie stoßen mit Ihren aktuellen Arbeitszeiten beziehungsweise dem Einkommen, das Sie dafür
erhalten, an die Zuverdienstgrenzen?
M: Ja.
I: Wie sieht das Ihr Arbeitgeber? Ist er…
M: (unterbricht) Absolut. Er ist froh um jede Stunde, die ich arbeite.
I: Und wie schaut Ihre Arbeitszeitregelung aus?
M. Ich schaue, dass ich am Abend arbeite, wenn mein Mann zuhause ist, weil ich mein Kind nicht abgeben will.
Ich arbeite ca. drei Stunden die Woche – entweder Dienstag oder Donnerstag abends.
I: Gut.
M: Und Emails und so beantworte ich von daheim auch.
I: Ah, nun noch ein paar gesellschaftspolitische Fragen. Wie sehen denn Sie persönlich die Rolle der Mutter
beziehungsweise des Vaters in der Familie? Haben Sie klare Rollenbilder?
M: Ja, ich finde es gerade wichtig in den ersten, in den ersten eineinhalb, zwei Jahren, dass die Mutter daheim
ist, vor allem wenn man stillt, natürlich. Weil ich bin absoluter Stillfan (lacht). Und ja, ein Kind braucht
einfach seine Mutter.
I: Und die Vaterrolle?
M: Finde ich auch sehr wichtig. Ich sehe es nur in meinem Bekanntenkreis, dass viele Mütter ihren Männern
nicht trauen. Ich kann meinem Mann zu 100% vertrauen, aber leider – glaube ich – ist der Großteil der
Frauen, hat halt ein bisschen Vorbehalte, was die Abgabe des Kindes betrifft. Außerdem glaube ich, ist es