Anhang
130
M: Ja, gute private Arbeitgeber sicher. Was ich mir vorstellen kann, zu viel Flexibilität irgendwann ist da ein
Raumproblem, wenn jeder seinen Arbeitsplatz hat und jeder nur zehn Stunden da ist, dann habe ich
irgendwann ein Raumproblem. Und da verstehe ich auch den Arbeitgeber, dass der Arbeitsplatz besetzt ist,
die eine möchte von acht bis zwölf, die andere von zehn bis zwei, und irgendwann geht sich das nicht mehr
aus, und man will ja irgendwo auch konstant sein und seinen Arbeitsplatz haben, die ersten zwei Stunden
dort, die nächsten zwei Stunden dann da, es weiß ja dann keiner mehr, wo ist denn die erreichbar, auch von
den Kunden weiß es dann keiner mehr. Jedes Mal wenn einer anruft, nimmt jemand anderer das Telefon
ab. Das geht ja nicht.
I: Ok. Nun ein paar gesellschaftspolitische Fragen. Wie sehen Sie persönlich die Rolle von einer Mutter oder
einem Vater in der Familie? Haben Sie da gewisse Rollenbilder oder Aufgaben, die Sie der einen oder dem
anderen ausschließlich zuordnen?
M: (zögert) Ich wehre mich gegen eine vollkommene Gleichschaltung.
I: Was verstehen Sie unter Gleichschaltung?
M: Ich glaube nicht, dass die Rolle einer Mutter vom Vater erfüllt werden kann und umgekehrt. Ich bin aber
sehr davon überzeugt, dass beide Elternteile für das Wohl des Kindes verantwortlich und wichtig sind, das
heißt dass man für Väter einen Anreiz schafft um in Karenz zu gehen oder auch den Papamonat nach der
Geburt, den halte ich für wahnsinnig wichtige Ansätze und ich halte es auch für die Väter wichtig, dass man
in unserer Leistungsgesellschaft einmal… Die Leistungsgesellschaft ist ja von Männern dominiert und von
Männern gemacht. Die Männer nehmen sich über diesen Druck eigentlich selber das Vaterglück weg. Das
wird die ältere Generation, so meine Eltern verstehen das nicht, das war sowieso kein Thema, aber in
meinem Bekanntenkreis die jungen Väter wollen alle gern Zeit mit den Kindern verbringen. Das hat sich
einfach geändert jetzt im Gegensatz zur Trümmergeneration nach dem Krieg, da war das einfach anders das
Väterverständnis in Europa war eigentlich sehr lang so, dass die Väter mit der Kindererziehung und der
Familie nichts zu tun haben und eigentlich erst jetzt in meiner Generation ändert sich das ein bisschen
großflächig.
I: Das heißt, dass das Rollenbild Vater und Mutter, so wie Sie es sehen, mit dem Gesellschaftlichen recht
ähnlich ist oder glauben Sie, dass in der Gesellschaft als Ganzes das Rollenbild anders ist wie Sie das sehen?
M: Ich glaube, dass es derzeit in ein einem Umbruch ist, dass es immer mehr Väter gibt, die sich auch für die
Kindererziehung mehr verantwortlich sehen und mehr Zeit verbringen wollen mit den Kindern. Es ist noch
nicht bei allen Vätern so, es wird auch nie bei allen so sein, aber derzeit ist einfach so der Umschwung und
das merkt man auch an der Gesetzgebung, dass jetzt eben ein Papamonat kommt, dass Väter in Karenz
gehen dürfen und so weiter, das merkt man einfach da.
I: Worauf führen Sie das zurück? Oder wie erklären Sie sich das, dass sich das ändert, dass mehr Väter ihre Rolle
in der Familie, in der Kindererziehung wahrnehmen wollen? Sie haben auf der einen Seite gesagt
Leistungsgesellschaft, Männergeschichte, die nehmen sich da selber sehr viel. Auf der anderen Seite gibt es
sehr viele Männer, die sehr wohl in Karenz gehen wollen und ihren Teil beitragen wollen. Wo sehen Sie da
die Ursachen?
M: (zögert lange) Eigentlich, eigentlich in der Emanzipation der Frau.
I: Ok?
M: Das ist sicher eine entscheidende Ursache, dass irgendwann einmal das gefallen ist, dass der Vater
grundsätzlich das Familienoberhaupt ist, das ist so ein Prozess, der so in den 70er Jahren angefangen hat,
dass Frauen selber entscheiden, was sie arbeiten gehen und nicht mehr den Mann fragen müssen, das
waren so die ersten Schritte und die Emanzipation der Frau, der Wunsch der Frau auch im Berufsleben