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Quantitative Analyse

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Im Rahmen des strukturellen Arbeitsangebotsmodells wird angenommen, dass Personen mit

flexiblem Arbeitsangebot aus verschiedenen Arbeitsangebotskategorien wählen. Da bei Frauen die

Verteilung des Arbeitsangebots typischerweise stärker variiert als bei Männern (z.B. ist die

Teilzeitquote bei Frauen deutlich höher als bei Männern), werden für Frauen sechs solcher

Kategorien (0 Stunden, 1-12 Stunden, 13-20, 21-24, 35-40, mehr als 40), für Männer hingegen nur

vier (0, 1-20, 21-40, mehr als 40) spezifiziert. Wie ersichtlich repräsentiert jeweils eine Kategorie

Arbeitslosigkeit (0 Stunden). Für diese Kategorie wird zusätzlich zwischen freiwilliger und

unfreiwilliger Arbeitslosigkeit differenziert, um in den Schätzungen auch Restriktionen der

Arbeitsnachfrage abbilden zu können

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. Die Unterscheidung zwischen unfreiwilliger und freiwilliger

Arbeitslosigkeit erfolgt dergestalt, dass mithilfe des Antwortmusters auf bestimmte Fragen im

Datensatz (z.B.

„Waren Sie in den letzten vier Wochen auf Arbeitssuche?“

oder

„Ist es möglich,

innerhalb von zwei Wochen eine Erwerbstätigkeit anzutreten?“

) sowie einiger soziodemographischer

Charakteristika für jede Person im Datensatz eine individuelle Beschäftigungswahrscheinlichkeit,

gegeben die Person möchte Arbeit anbieten, geschätzt wird.

Im Rahmen der Schätzungen werden beobachtete oder zuvor ebenfalls geschätzte

Stundenlöhne verwendet, um für jede der spezifizierten Arbeitsangebotskategorien die Höhe des

Einkommens sowie das Stundenausmaß von Freizeit zu errechnen. Dies (Einkommen und Freizeit)

sind die beiden wesentlichen Parameter einer im Rahmen des Modells geschätzten Nutzenfunktion,

die bestimmt

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, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich eine Person für eine bestimmte

Arbeitsangebotskategorie entscheidet. Werden einzelne Komponenten des Steuer- und

Transfersystems geändert, so ändern sich potenziell auch die Einkommen in einer bestimmten

Arbeitsangebotskategorie. Daraus folgt, dass sich auch die Wahrscheinlichkeit, diese Kategorie zu

wählen, ändert. Auf Basis der geänderten Wahrscheinlichkeiten wird schließlich eine erwartete

Änderung des individuellen Arbeitsangebots berechnet.

Die Schätzungen werden getrennt für flexible Paare (beide Partner haben flexibles

Arbeitsangebot), Paare, bei denen jeweils nur ein Partner ein flexibles Arbeitsangebot hat, sowie

männliche und weibliche Singles mit flexiblem Arbeitsangebot geschätzt. Um der Fragestellung

gerecht zu werden, wird auch berücksichtigt, dass Kosten für externe Kinderbetreuung anfallen,

wenn höhere Arbeitsangebotskategorien gewählt werden.

3.6.2. Simulationsergebnisse

Im Folgenden werden die Ergebnisse von Simulationen der in Österreich wählbaren

Kinderbetreuungsgeld-Varianten präsentiert. Dabei sind zwei Vorbehalte anzumerken. Erstens ist der

Betrachtungszeitraum des Mikrosimulationsmodells grundsätzlich ein Jahr, da unter anderem in den

Daten, auf denen das Modell basiert, jährliche Einkommen ausgewiesen sind. Eine Berücksichtigung

der Kinderbetreuungsgeld-Varianten ist daher insofern schwierig, als sich der Zeitraum, über den

Kinderbetreuungsgeld ausbezahlt wird, über ein Jahr hinaus erstreckt, zwischen den einzelnen

Varianten variiert und zusätzlich von den Beziehern selbst bestimmt werden kann. Um

aussagekräftige Simulationen durchführen zu können, wurde daher der Betrachtungszeitraum des

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In einer Analyse, die derartige Nachfrageeffekte nicht berücksichtigt, würde das Ergebnis verzerrt, da

beispielsweise Personen, die Arbeit anbieten wollen, dies aber aufgrund fehlender Nachfrage nicht können, zu

den Beschäftigten gezählt würden.

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Die Nutzenfunktion differenziert zusätzlich nach Anzahl der Kinder bestimmten Alters, Staatsangehörigkeit

und Alter. Sie wird generell als „Translog-Funktion“ (inklusive Quadrats- und Kreuztermen) spezifiziert.