Quantitative Analyse
57
Im Rahmen des strukturellen Arbeitsangebotsmodells wird angenommen, dass Personen mit
flexiblem Arbeitsangebot aus verschiedenen Arbeitsangebotskategorien wählen. Da bei Frauen die
Verteilung des Arbeitsangebots typischerweise stärker variiert als bei Männern (z.B. ist die
Teilzeitquote bei Frauen deutlich höher als bei Männern), werden für Frauen sechs solcher
Kategorien (0 Stunden, 1-12 Stunden, 13-20, 21-24, 35-40, mehr als 40), für Männer hingegen nur
vier (0, 1-20, 21-40, mehr als 40) spezifiziert. Wie ersichtlich repräsentiert jeweils eine Kategorie
Arbeitslosigkeit (0 Stunden). Für diese Kategorie wird zusätzlich zwischen freiwilliger und
unfreiwilliger Arbeitslosigkeit differenziert, um in den Schätzungen auch Restriktionen der
Arbeitsnachfrage abbilden zu können
35
. Die Unterscheidung zwischen unfreiwilliger und freiwilliger
Arbeitslosigkeit erfolgt dergestalt, dass mithilfe des Antwortmusters auf bestimmte Fragen im
Datensatz (z.B.
„Waren Sie in den letzten vier Wochen auf Arbeitssuche?“
oder
„Ist es möglich,
innerhalb von zwei Wochen eine Erwerbstätigkeit anzutreten?“
) sowie einiger soziodemographischer
Charakteristika für jede Person im Datensatz eine individuelle Beschäftigungswahrscheinlichkeit,
gegeben die Person möchte Arbeit anbieten, geschätzt wird.
Im Rahmen der Schätzungen werden beobachtete oder zuvor ebenfalls geschätzte
Stundenlöhne verwendet, um für jede der spezifizierten Arbeitsangebotskategorien die Höhe des
Einkommens sowie das Stundenausmaß von Freizeit zu errechnen. Dies (Einkommen und Freizeit)
sind die beiden wesentlichen Parameter einer im Rahmen des Modells geschätzten Nutzenfunktion,
die bestimmt
36
, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich eine Person für eine bestimmte
Arbeitsangebotskategorie entscheidet. Werden einzelne Komponenten des Steuer- und
Transfersystems geändert, so ändern sich potenziell auch die Einkommen in einer bestimmten
Arbeitsangebotskategorie. Daraus folgt, dass sich auch die Wahrscheinlichkeit, diese Kategorie zu
wählen, ändert. Auf Basis der geänderten Wahrscheinlichkeiten wird schließlich eine erwartete
Änderung des individuellen Arbeitsangebots berechnet.
Die Schätzungen werden getrennt für flexible Paare (beide Partner haben flexibles
Arbeitsangebot), Paare, bei denen jeweils nur ein Partner ein flexibles Arbeitsangebot hat, sowie
männliche und weibliche Singles mit flexiblem Arbeitsangebot geschätzt. Um der Fragestellung
gerecht zu werden, wird auch berücksichtigt, dass Kosten für externe Kinderbetreuung anfallen,
wenn höhere Arbeitsangebotskategorien gewählt werden.
3.6.2. Simulationsergebnisse
Im Folgenden werden die Ergebnisse von Simulationen der in Österreich wählbaren
Kinderbetreuungsgeld-Varianten präsentiert. Dabei sind zwei Vorbehalte anzumerken. Erstens ist der
Betrachtungszeitraum des Mikrosimulationsmodells grundsätzlich ein Jahr, da unter anderem in den
Daten, auf denen das Modell basiert, jährliche Einkommen ausgewiesen sind. Eine Berücksichtigung
der Kinderbetreuungsgeld-Varianten ist daher insofern schwierig, als sich der Zeitraum, über den
Kinderbetreuungsgeld ausbezahlt wird, über ein Jahr hinaus erstreckt, zwischen den einzelnen
Varianten variiert und zusätzlich von den Beziehern selbst bestimmt werden kann. Um
aussagekräftige Simulationen durchführen zu können, wurde daher der Betrachtungszeitraum des
35
In einer Analyse, die derartige Nachfrageeffekte nicht berücksichtigt, würde das Ergebnis verzerrt, da
beispielsweise Personen, die Arbeit anbieten wollen, dies aber aufgrund fehlender Nachfrage nicht können, zu
den Beschäftigten gezählt würden.
36
Die Nutzenfunktion differenziert zusätzlich nach Anzahl der Kinder bestimmten Alters, Staatsangehörigkeit
und Alter. Sie wird generell als „Translog-Funktion“ (inklusive Quadrats- und Kreuztermen) spezifiziert.