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WISO Seite 57

neuen EU-Richtlinie nicht Gebrauch zu ma-

chen und für die Rücksendekosen vorerst

noch selbst aufzukommen.

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Die nach wie vor hohen Rücksendequoten

im Onlineversandgeschäft führen aber nicht

nur zu enormen Kosten für die Unternehmen

sondern auch zu einer überaus schlechten

Umweltbilanz. Der deutsche Zustelldienst

DHL rechnete vor: Der Versand eines Pa-

ketes über deren Zustellsystem verursacht

einen CO2-Ausstoß von 500 Gramm. Bei

800.000 Paketen, die in Deutschland Tag

für Tag von Kunden wieder zurückgeschickt

werden, entspricht das einem CO2 Ausstoß

von 400 Tonnen. Die gleiche Menge verur-

sachen 255 Autofahrten von Frankfurt nach

Peking.

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Experten kritisieren auch die mangelnde

Koordinierung der Paketzusteller. Express-

zustellungen am selben Tag sind in der

Branche im Kampf um Marktanteile mitt-

lerweile gang und gäbe. Anstelle einer Re-

duktion des Verkehrsaufkommens bedingt

durch wegfallende Einkaufswege führt der

Onlinehandel unter derzeitigen Bedingun-

gen sogar zu einer Verkehrszunahme. Dies

liegt unter anderem an der mangelnden

Optimierung der Lieferwege, vor allem bei

Express-Zustellungen.

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Der Onlinehandel und seine Auswirkungen auf

den Arbeitsmarkt

Die Schlagzeilen insolventer Einzelhandelsunter-

nehmen haben in den letzten Jahren verstärkte

Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Jänner 2012

sorgte das Aus von Schlecker für eine der spektaku-

lärsten Pleiten der deutschen Handelsgeschichte. In

Österreich gingen in den Jahren 2010 und 2013 mit

Cosmos und Niedermeyer gleich zwei große Elekt-

roeinzelhändler in Konkurs. Im April 2014 musste

schlussendlich der Computerhändler Ditech seinem

ungezügelten Expansionswahn Tribut zollen und

meldete nach 15-jährigem Bestehen Konkurs an. 22

Standorte und rund 250 Mitarbeiter sind betroffen.

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Die Marke Ditech bleibt durch die Übernahme des

Computerhändlers E-Tec vorerst jedoch weiterhin

bestehen.

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Neben dem Elektrohandel geriet in den letzten Jah-

ren aber auch die Baumarktbranche immer mehr

ins Straucheln. Nachdem die deutsche Baumarkt-

kette Obi bereits 2012 eine erste Kündigungswelle

in Österreich gestartet hatte, verkündete das Unter-

nehmen im April 2014 die Streichung weiterer 73 Ar-

beitsplätze in der Wiener Zentrale.

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Um die Konkur-

renten Hornbach und Baumax ist es finanziell ähnlich

bestimmt. Bei der Suche nach möglichen Gründen

spielt das Geschäft im Internet eine nicht unwesent-

liche Rolle. Tatsache ist, dass viele Baumarktketten

den Trend zum Onlineverkauf falsch eingeschätzt

beziehungsweise verschlafen haben. Im Jahr 2012

war es beispielsweise Amazon, das für die Verkäufe

der meisten Bohrmaschinen in Österreich sorgte.

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cc Tatsuo Yamashita

12

http://derstandard.at/2000001593928/Onlinehandel-Die-einfache-Ruecksendung-reicht-bald-nicht-mehr-aus

13

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/e-commerce-boom-online-shopping-ein-umwelt-wahnsinn/8186932-4.

html

14

http://austria24.tv/ressorts/wirtschaft/vcoe-Onlinehandel-boomt/

15

http://derstandard.at/1395364141627/DiTech-Sanierung-gescheitert

16

http://derstandard.at/2000004865918/DiTech-Neu-Erste-Filialen-oeffnen-naechste-Woche

17

http://wien.orf.at/news/stories/2643866/

18

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1326714/Baumaerkte-Obi-und-Hornbach-straucheln-Baumax-hofft