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neuen EU-Richtlinie nicht Gebrauch zu ma-
chen und für die Rücksendekosen vorerst
noch selbst aufzukommen.
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Die nach wie vor hohen Rücksendequoten
im Onlineversandgeschäft führen aber nicht
nur zu enormen Kosten für die Unternehmen
sondern auch zu einer überaus schlechten
Umweltbilanz. Der deutsche Zustelldienst
DHL rechnete vor: Der Versand eines Pa-
ketes über deren Zustellsystem verursacht
einen CO2-Ausstoß von 500 Gramm. Bei
800.000 Paketen, die in Deutschland Tag
für Tag von Kunden wieder zurückgeschickt
werden, entspricht das einem CO2 Ausstoß
von 400 Tonnen. Die gleiche Menge verur-
sachen 255 Autofahrten von Frankfurt nach
Peking.
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Experten kritisieren auch die mangelnde
Koordinierung der Paketzusteller. Express-
zustellungen am selben Tag sind in der
Branche im Kampf um Marktanteile mitt-
lerweile gang und gäbe. Anstelle einer Re-
duktion des Verkehrsaufkommens bedingt
durch wegfallende Einkaufswege führt der
Onlinehandel unter derzeitigen Bedingun-
gen sogar zu einer Verkehrszunahme. Dies
liegt unter anderem an der mangelnden
Optimierung der Lieferwege, vor allem bei
Express-Zustellungen.
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Der Onlinehandel und seine Auswirkungen auf
den Arbeitsmarkt
Die Schlagzeilen insolventer Einzelhandelsunter-
nehmen haben in den letzten Jahren verstärkte
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Jänner 2012
sorgte das Aus von Schlecker für eine der spektaku-
lärsten Pleiten der deutschen Handelsgeschichte. In
Österreich gingen in den Jahren 2010 und 2013 mit
Cosmos und Niedermeyer gleich zwei große Elekt-
roeinzelhändler in Konkurs. Im April 2014 musste
schlussendlich der Computerhändler Ditech seinem
ungezügelten Expansionswahn Tribut zollen und
meldete nach 15-jährigem Bestehen Konkurs an. 22
Standorte und rund 250 Mitarbeiter sind betroffen.
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Die Marke Ditech bleibt durch die Übernahme des
Computerhändlers E-Tec vorerst jedoch weiterhin
bestehen.
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Neben dem Elektrohandel geriet in den letzten Jah-
ren aber auch die Baumarktbranche immer mehr
ins Straucheln. Nachdem die deutsche Baumarkt-
kette Obi bereits 2012 eine erste Kündigungswelle
in Österreich gestartet hatte, verkündete das Unter-
nehmen im April 2014 die Streichung weiterer 73 Ar-
beitsplätze in der Wiener Zentrale.
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Um die Konkur-
renten Hornbach und Baumax ist es finanziell ähnlich
bestimmt. Bei der Suche nach möglichen Gründen
spielt das Geschäft im Internet eine nicht unwesent-
liche Rolle. Tatsache ist, dass viele Baumarktketten
den Trend zum Onlineverkauf falsch eingeschätzt
beziehungsweise verschlafen haben. Im Jahr 2012
war es beispielsweise Amazon, das für die Verkäufe
der meisten Bohrmaschinen in Österreich sorgte.
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cc Tatsuo Yamashita
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http://derstandard.at/2000001593928/Onlinehandel-Die-einfache-Ruecksendung-reicht-bald-nicht-mehr-aus13
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/e-commerce-boom-online-shopping-ein-umwelt-wahnsinn/8186932-4.html
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http://austria24.tv/ressorts/wirtschaft/vcoe-Onlinehandel-boomt/15
http://derstandard.at/1395364141627/DiTech-Sanierung-gescheitert16
http://derstandard.at/2000004865918/DiTech-Neu-Erste-Filialen-oeffnen-naechste-Woche17
http://wien.orf.at/news/stories/2643866/18
http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1326714/Baumaerkte-Obi-und-Hornbach-straucheln-Baumax-hofft