Tiroler Arbeiterzeitung - page 8

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THEMA:
SOZIALES & RECHT
Nr. 45, November 2012
U
m Familie und Beruf unter ei-
nen Hut zu bringen, entschei-
den sich immer mehr Frauen
für das Modell Teilzeitarbeit. Fast jede
zweite Berufstätige Frau in Tirol arbeitet
Teilzeit (47,7 %). Tendenz steigend. Der
Umstieg auf Vollzeit ist auch deswegen
oft schwer, weil die notwenigen Betreu-
ungseinrichtungen fehlen.
Was lange Teilzeitarbeit für Frauen
bedeuten kann, illustriert folgendes Bei-
spiel: Der Vergleich ist zwar schwierig,
aber der Berufsverlauf zweier Verkäu-
ferinnen mit gleichem Einstiegsgehalt
zeigt, wie sich unterschiedliche Wieder-
einstiegsmodelle auf die spätere Pension
auswirken. Während die eine, Eva, nach
den beiden Kindern mit Unterstützung
ihres Mannes früher wieder einsteigt
und zwar gleich in Vollzeitarbeit, bleibt
die zweite Mama, Maria, länger bei den
Kindern zu Hause, arbeitet danach 18
Jahre Teilzeit und wechselt später in
Vollzeit. Eva, die früher wieder voll ein-
gestiegen ist, geht mit 62 Jahren vorzei-
tig in Pension und bekommt nach den
heute geltenden Regeln 1.370 Euro Pen-
sion. Maria hingegen, die länger bei den
Kindern geblieben ist, lange Teilzeit ge-
arbeitet hat – bekommt am Berufsende
890 Euro Pension (siehe Grafik rechts).
Die Faustregel „Halber Lohn heißt
halbe Pension“ ist also nicht ganz von
der Hand zu weisen.
Das muss besser werden
Familie, Karriere und eine Pension, von
der man auch leben kann – damit das
für alle möglich wird, fordert die AK:
Betreuung:
Mehr ganztägige Kin-
derbetreuungs- und Schulangebote
und verbesserte Öffnungszeiten, damit
Frauen, die wieder Vollzeit arbeiten wol-
len, dies auch tun können.
Chancen:
Eltern sollen bessere Be-
rufschancen haben. Auch Teilzeitbe-
schäftigte sollten die Möglichkeiten
auf Weiterbildung im Betrieb bekom-
men und Unternehmen sollten ihre
Vollzeitstellen ihren Teilzeitkräften an-
bieten.
<<
Frauen.
Lange Teilzeitarbeit wirkt sich negativ auf die Höhe der Pension aus. Das trifft
vor allem Mütter, die wegen der Kinderbetreuung oft nicht Vollzeit arbeiten können.
Wenn Kinder kommen,
verringern die meisten
Frauen ihre Arbeitszeit.
Aber Achtung: Lange
Teilzeit heißt weniger
Berufschancen
und weniger
Pension!
Was kostet Teilzeit
HEUTE
HEUTE
2019
2021
2035
Beförderung zur
Abteilungsleiterin
2056
vorzeitige
Pensionie-
rung mit 62
2056
vorzeitige
Pensionierung
mit 62
2019
2024
Wiederaufnahme der
Arbeit in Teilzeit
2042
Vollzeit
40 STUNDEN
40 STUNDEN
Karenz
40 STUNDEN
40 STUNDEN
20 STUNDEN
40 STUNDEN
Karenz
1.600 €
1.600 €
1.600 €
800 €
2.200 €
1.600 €
1.370 €
Pension
890 €
Pension
Ich bin Eva.
Endlich 18, die Lehre als Verkäu-
ferin ist beendet. Ich verdiene ei-
genes Geld. Ich will Familie und
Beruf. Am liebsten hätte ich zwei
Kinder, kurz hintereinander, einen
Mann, der mir hilft, damit ich wie-
der in den Beruf einsteigen kann.
Ich will mindestens Abteilungslei-
terin werden.
Ich bin Maria.
Endlich 18. Ich habe meine
Lehre als Verkäuferin abge-
schlossen. Ich will bald eine
Familie gründen. Zwei Kinder
wären genau richtig. Und ich
will mir viel Zeit für die Fami-
lie nehmen. Nach der Karenz
kann ich in meinem Job auch
Teilzeit arbeiten.
D
ie Altersteilzeit gibt älteren Be-
schäftigten die Möglichkeit,
ihre Arbeitszeit mit Zustim-
mung des Arbeitgebers zu reduzieren.
So kann ein gleitender Übergang in die
Pension geschaffen werden. Die Arbeits-
zeit wird um 40 bis 60% verringert und
das Entgelt beträgt dabei je nach Modell
zwischen 70 und 80% des bisherigen
Einkommens. Der Betrieb bekommt
dazu eine Förderung vom AMS.
Es gibt unter bestimmten Bedin-
gungen nach wie vor sogenannte Block-
modelle, die es ermöglichen, im ersten
Durchrechnungszeitraum voll weiter
zu arbeiten, um dann im zweiten Ab-
schnitt die eingearbeiteten Zeiten zu
verbrauchen und damit vom Dienst
freigestellt zu sein.
Laufzeit verkürzt:
Die Laufzeit der
geförderten Altersteilzeit wird für neue
Vereinbarungen ab 1. Jänner 2013 von
derzeit noch bis zu sieben Jahren auf
maximal fünf Jahre verkürzt.
Zugangsalter bleibt gleich:
Das
Mindestalter für Altersteilzeit bleibt
gleich: Für Männer 58 Jahre und für
Frauen 53 Jahre. Ob altersabhängig mit
der neuen Höchstlaufzeit von dann nur
mehr fünf Jahren ein nahtloser Über-
gang in die Pension möglich ist oder
eine Altersteilzeitvereinbarung diesbe-
züglich erst entsprechend später abge-
schlossen werden kann, muss im Einzel-
fall geprüft werden.
Ersatzkraft:
Ab Jänner 2013 sind
geförderte Blockzeitvereinbarungen
nur noch möglich, wenn spätestens
mit Beginn der Freizeitphase entweder
eine zuvor arbeitslose Person über der
Geringfügigkeitsgrenze als Ersatzar-
beitskraft neu eingestellt oder zusätz-
lich ein Lehrling ausgebildet wird.
Beginn noch heuer?
Da es Än-
derungen bei der Höchstlaufzeit ge-
ben wird, ist im Einzelfall rasch zu
überlegen, ob bei Vorliegen der Vo-
raussetzungen der Beginn einer Alters-
teilzeitvereinbarung besser noch 2012
stattfinden soll!
<<
Altersteilzeit neu
ab 1. Jänner 2013
Neu.
Ab Jänner 2013 gibt es Änderungen bei der Altersteilzeit. Die Laufzeit wird auf maximal
fünf Jahre verkürzt. Bei Blockmodellen muss wieder eine Ersatzarbeitskraft eingestellt werden.
Weniger arbeiten,
um einen gleitenden Übergang in die Pension zu schaffen.
Vergleich.
Wer lange Teilzeit arbeitet, bekommt am Ende des Berufslebens auch deutlich weniger Pension.
IM SCHNITT
Das gibts in
der Pension
I
n Tirol gibt es derzeit rund
115.000
Pensionsbezieher.
Aber wie hoch sind eigentlich die
Pensionen in Tirol?
Im Durchschnitt.
Die durch-
schnittliche Pension der Unselb-
ständigen in Tirol beträgt 1.076
Euro, bei den Männern 1.450
Euro und bei den Frauen 827 Euro
(Schnitt aller Pensionsarten).
Alterspension.
In Tirol gibt es rund
80.000 Bezieher von Alterspensi-
on. Ihre Pension beträgt im Durch-
schnitt 1.196 Euro (Männer:
1.640 Euro, Frauen: 870 Euro).
Invaliditätspension.
Rund 15.500
Bezieher von Invaliditätspension
bzw. Erwerbsunfähigkeitspension
erhalten im Schnitt 1.048 Euro
Pension (Männer: 1.185 Euro,
Frauen: 775 Euro).
Witwenpension.
Wer in Tirol eine
Witwen-/Witwer-Pension bezieht,
erhält im Schnitt 729 Euro (Män-
ner: 298 Euro, Frauen: 771 Euro).
Diese Pensionsart beziehen in Ti-
rol rund 20.500 Menschen.
AK AUF YOUTUBE
Kurzfilme zu
Verteilungsfragen
W
as
verdienen
österrei-
chische
Normalverdiener
im Vergleich zu Top-Managern und
Aktionären? Der Unterschied ist
enorm. Ein Kurzfilm zeigt auf: Der
Normalverdiener hat 2.000 Euro
im Monat, ein Top-Manager ver-
dient fast 50mal so viel!
Es gibt noch einen sehenswerten
Videoclip: „Weißt eh wer zahlt!“.
Wie viel die Arbeitnehmer an Steu-
ern leisten, wie hoch ihr Beitrag für
den Staat ist und wie wenig andere
Gruppen zahlen.
Anschauen und weiterverbreiten!
Zu finden auf
/
akoesterreich
BROSCHÜRE BABY
Das sollten
Eltern wissen
D
ie AK hilft werdenden El-
tern mit zwei Broschüren,
den Überblick zu behalten: „Ein
Baby kommt“ gibt Infos zu Mel-
depflichten, Wochengeld, Kün-
digungsschutz, Karenz, Kinder-
betreuungsgeld,
Elternteilzeit,
Familienbeihilfe. Im beliebten „El-
ternfahrplan“ sind die wichtigsten
Fristen und Termine übersichtlich
zusammengefasst. Einfach be-
stellen unter
0800/22 55 22
- 1633
oder herunterladen auf
Foto:C.Fotowerk/fotolia.com
Teilzeit: Halber Lohn
heißt halbe Pension
Auskünfte
zu den derzeit geltenden
Bestimmungen und der Altersteil-
zeit neu ab 1. Jänner 2013 erteilen
die AK Experten unter der Hotline
0800/22 55 22 -1414.
!
Quelle: AK Für Sie 06/2012, Berechnungen auf Basis des heutigen Geldwerts, der derzeit geltenden Pensionsregelungen und nach heutigen Durchschnittslöhnen
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12
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