Tiroler Arbeiterzeitung - page 10

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THEMA:
POSITIONEN
Die Löhne müssen
kräftig steigen
Beschämend.
Noch immer liegen die Tiroler Einkommen ganz hinten im Bundesländervergleich.
D
ie Einkommen der Tirole-
rinnen und Tiroler sind im
Vorjahr laut Hauptverband
der Sozialversicherungsträger im
Schnitt um 65 Euro gestiegen. Ge-
nerell kam es zu einem Lohnplus von
2,9 %. Theoretisch liegt dieses Plus
zwar über der allgemeinen Inflati-
onsrate. Doch gerade die Dinge des
täglichen Lebens und das Wohnen
liegen über der Inflationsrate. In die-
sen Bereichen müssen jedoch die Ar-
beitnehmerhaushalte besonders viel
investieren. Was bedeutet, dass viele
Haushalte den Gürtel noch enger
schnallen mussten.
Kampf gegen Flaute.
Eine mä-
ßige Lohnentwicklung bei der Mehr-
heit der Beschäftigten schwächt aber
die Kaufkraft der Arbeitnehmer und
schadet der Wirtschaft, die weni-
ger Produkte absetzen kann. Gerade
wegen der Wirtschaftsflaute in ganz
Europa wäre jedoch ein starker Lohn-
zuwachs für eine stabile Kaufkraft-
entwicklung besonders wichtig. Laut
Arbeitsklima-Index reichte 2012 für
61 % der Arbeitnehmer das Einkom-
men gerade noch oder gar nicht mehr
zum Erhalt des eigenen Wohlstandes.
Kein Wunder, denn seit 2001 konnte
überhaupt nur das bestverdienende
Viertel der Arbeitnehmer Zuwächse
AUS DEM ÖGB
Einladung zum
Kinoabend
D
er ÖGB bietet im ÖGB-Haus
Innsbruck einmal im Monat
einen Gratisfilmabend an. Mit den
sozialkritischen Filmen können
sich Mitglieder und Politikinteres-
sierte ein Bild über Missstände
in unserer Gesellschaft verschaf-
fen. Der Startschuss, sozusagen
die Premiere der ÖGB-Filmnacht,
findet am Dienstag, dem 22. Ok-
tober 2013, um 19 Uhr mit der
Vorführung der beunruhigenden
Dokumentation „Work Hard - Play
Hard” über unsere moderne Lei-
stungsgesellschaft, die einzelne
MitarbeiterInnen geschickt in-
strumentalisiert, statt. Im großen
Saal des ÖGB in Innsbruck wird
den Besuchern aufgezeigt, wie un-
aufhaltsam ArbeitnehmerInnen in
unserer Gesellschaft unter Druck
gesetzt und ausgebeutet werden.
Einer Art Spurensuche nach dem
Geld im weltweiten Finanzsystem
widmet sich der zweite ÖGB-Film-
abend am Donnerstag, dem 21.
November. Im Dokumentarfilm
„Let’s make money“ zeigt Regis-
seur Erwin Wagenhofer auf, dass
keiner von uns wissen kann, wo
sein Geld ist. Sicher ist nur, dass
es sich nicht bei der Bank seines
Vertrauens befindet.
22. Oktober 2013: ÖGB-Film­
abend - „Work Hard - Play Hard“.
Beginn: 19.30 Uhr, ÖGB-Haus
Innsbruck, 7. Stock, großer Saal.
Eintritt frei!
Nr. 55, Oktober 2013
Wohlstand.
Gehts den Menschen gut, gehts der Wirtschaft gut. Das ist das
Gebot der Stunde bei den bevorstehenden Lohnverhandlungen.
über der Inflationsrate erzielen. Ein
Bezieher eines mittleren Lohns bzw.
Gehalts konnte sich 2011 um 3 %
weniger leisten als eine vergleichbare
Person zehn Jahre zuvor. Beim un-
teren Viertel der Lohnhierarchie, den
Geringverdienern, macht das Minus
gar 13 % aus.
Kaufkraft stärken.
Die stei-
gende Ungleichverteilung spiegelt
die Veränderung der Beschäftigungs-
struktur wider. Ursachen sind die Zu-
nahme „atypischer“ Beschäftigungs-
formen wie Leiharbeit, geringfügige
oder Teilzeitbeschäftigung, Praktika,
Berufsunterbrechung wegen Kündi-
gung, Befristung und Konkurs sowie
die Zunahme von niedrig entlohnten
Vollzeitjobs. Von geringer Entlohnung
sind großteils Frauen und Junge be-
troffen. Verantwortlich ist auch das
Entlohnungsverhalten der Unterneh-
men. Sie bezahlen viele Überstunden
nicht oder stufen zu niedrig ein. Dazu
kommen unmäßige Dividendenaus-
schüttungen an die Eigentümer sowie
exorbitante Managergagen.
Unverschämte Gagen.
Ein
Manager eines börsennotierten Top-
Unternehmens verdiente 2012 im
Schnitt um 6,5 % mehr als ein Jahr
zuvor, nämlich 1,4 Millionen Euro
im Jahr. Das ist beinahe das 50-fache
eines durchschnittlichen Beschäftigten!
2000 war es „nur“ das 20-fache.
Lohnsteuerreform überfällig.
Kräftige Steigerungen der kleinen
und mittleren Einkommen sind daher
wirtschaftlich vernünftig und sozial
gerecht. Ansetzen muss man auch bei
der Lohnsteuer, denn für die Kaufkraft
ist das Nettoeinkommen entschei-
dend. Besonders ungerecht ist der viel
zu hohe Eingangssteuersatz von 36,5
%, der auf jeden Euro zu zahlen ist,
wenn man mehr als 1.200 Euro mo-
natlich verdient. Die Arbeiterkammer
verlangt von der nächsten Regierung,
diesen Steuersatz deutlich abzusenken
und die Steuerstufen jährlich an die
Teuerung anzupassen.
Ab einer Million.
Die AK verlangt
die Einführung einer Millionärssteuer
auf Vermögen ab einer Million Euro
netto. Gegner versuchen den Men-
schen häufig einzureden, das würde die
Mittelschicht treffen. Das Gegenteil ist
wahr: Den Reichen einen gerechten
Teil zum Steueraufkommen abzuver-
langen, schafft erst den finanziellen
Spielraum für die längst überfällige
Entlastung kleiner und mittlerer Ein-
kommen sowie für wichtige Zukunfts-
investitionen.
<<
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Erwin Zangerl,
AK Präsident
E
in Blick auf die privaten Vorsorgemodelle zeigt,
dass das gesetzliche Pensionssystem für eine ver-
antwortungsvolle Altersvorsorge aller Menschen in
unserem Land alternativlos ist. Umso schäbiger sind
Versuche von Wirtschaftsseite, unser System als un-
finanzierbar hinzustellen und die Kosten dafür in Fra-
ge zu stellen. Unser Pensionssystem hat sich in guten
und in schlechten Zeiten bewährt. Dazu gehört auch
die Aufgabe des Staates, den Generationenvertrag
zu erfüllen. Allerdings hat das Sinken der Lohnquote
die Beitragseinnahmen reduziert. Deshalb brauchen
wir wieder mehr Vollzeitarbeitsplätze. Denn das Schlimmste wäre drohende
Altersarmut. Umso verwerflicher ist die Praxis mancher Unternehmer, ältere
Beschäftigte aus Kostengründen zu kündigen. Dazu kommt noch, dass immer
mehr Beschäftigte wegen Invalidität aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Was
zeigt: Wir haben kein Pensionsproblem, wir haben ein Beschäftigungs- und ein
Gesundheitsproblem. WennWirtschaft und Politik ihre Hausaufgaben machen,
bleibt auch unser Pensionssystem das, was es ist: Eines der besten Modelle.
<<
grüne in der ak
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
D
ie Regierungen der letzten 20 Jahre, egal ob Blau-
Schwarz oder Rot-Schwarz, haben bei den Pensi-
onen zugunsten der Finanzinstitute entschieden. Doch
vor allem die zweite (betriebliche) und dritte (private)
Säule der Altersvorsorge sind unsicher, weil gebun-
den an die Kapitalmärkte und so tagtäglichen Schwan-
kungen ausgesetzt. Und gerade diese Parteien haben
beim letzten Wahlkampf Slogans, wie „Pensionen
sichern“ oder „Sorgenfrei in die Pension“ plakatiert.
Die dauernde Verunsicherung und einschlägige Kam-
pagnen von Banken, Versicherungen und diverser politischer Parteien dienen
letztendlich nur einer Geschäftemacherei. Die Versprechen könnten bei weitem
nicht eingehalten werden. Die gesetzliche Pension ist die einzige Pension, die
wirklich sicher ist! Durch die steigende Lebenserwartung muss aber das echte
Pensionsantrittsalter Schritt für Schritt erhöht werden. Dazu braucht es aber
auch ausgleichende Maßnahmen auf der betrieblichen Ebene, die ein Arbeiten
im Alter überhaupt erst möglich machen. Doch eines ist sicher: 45 Jahre ar-
beiten sind genug!
<<
freiheitliche arbeitnehmer in der ak
Heribert Mariacher,
Fraktionsobmann
D
ie Höhe der zu erwartenden Pension hängt sehr
stark mit dem sogenannten Durchrechnungs-
zeitraum zusammen. Jede Erhöhung des Durchrech-
nungszeitraums hat eine Minderung der Pensions-
höhe zur Folge. In der Praxis bedeutet dies, dass die
Pensionsversorgungslücke noch größer wird und eine
Pensionszusatzversicherung zur Sicherung des per-
sönlichen Lebensstandards notwendig ist. Hier muss
aber die Forderung angebracht werden, dass es für
dieses Vorsorgemodell eine staatliche Garantie für
Pensionszusatzversicherungen gibt, damit diese nicht ins Uferlose fallen.
Weiters muss die Ausgleichszulage höher sein als die bedarfsorientierte Min-
destsicherung. Immer mehr Frauen entscheiden sich für Teilzeitarbeit. Doch
halber Lohn heißt halbe Pension. Auch Teilzeitbeschäftigte sollten die Möglich-
keiten auf Weiterbildung im Betrieb bekommen, und Unternehmen sollten ihre
Vollzeitstellen ihren Teilzeitkräften anbieten. Eine weitere Forderung der Frei-
heitlichen Arbeitnehmer ist die Beibehaltung der Zugangsalter-Regelung bei
der Altersteilzeit.
<<
Sozialdemokratische GewerkschafterInnen
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
I
n Österreich erfolgt die Alterssicherung durch ein
umlagefinanziertes System. Dieses System steht
für lebensstandardsichernde Pensionen und ver-
hindert Altersarmut. Aufgrund der demografischen
Entwicklung werden wir in Zukunft mehr Geld für die
öffentliche Alterssicherung benötigen. Der richtige
Hebel, unser Pensionssystem finanziell abzusichern,
ist die Anhebung der Erwerbsbeteiligung. Als sozi-
aldemokratische GewerkschafterInnen werden wir
uns gegen jegliche Kürzungen, Verschlechterungen
sowie Anhebung des gesetzlichen Pensionsantritts-
alters bei allen Alterspensionen wehren. Zudem brauchen Pensionisten hö-
here Pensionen, damit die Kaufkraft erhalten bleibt. Letztendlich muss die
Schwerarbeitsregelung verbessert werden, damit alle schwer belastenden
Tätigkeiten erfasst sind. Wir pochen darauf, dass es künftig keine Verschlech-
terung der Langzeitversichertenregelung gibt. Frauen müssen künftig Kinder-
erziehungszeiten angerechnet werden, gleich wie für Junge der Präsenz- und
Zivildienst und auch Arbeitslosenzeiten.
<<
AK Fraktionen zum Thema:
Sicherung unserer Pensionen
Foto:drubig-photo/Fotolia.com
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