Tiroler Arbeiterzeitung - page 10

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THEMA:
POSITIONEN
Tirol braucht
sichere Vollarbeitsplätze
Arbeit.
AK Präsident Zangerl schlägt ein Fünf-Punkte-Programm für beschäftigungswirksame Maßnahmen vor.
D
ie Sorge um den Arbeitsplatz
stellt für viele Arbeitnehmer
ein immer drängenderes Pro-
blem dar. Vor allem Junge schaffen
immer seltener den regulären Be-
rufseinstieg, und die Arbeitnehmer
der Gruppe 50plus geraten immer öf-
ter in die Kündigungsfalle und finden
danach keinen adäquaten Arbeitsplatz
mehr. Die Arbeitslosenzahlen in Tirol
belegen diesen Trend. „Es braucht in
Tirol ein Konjunkturprogramm für
mehr Vollarbeitsplätze“, verlangt AK
Präsident Erwin Zangerl.
„Mit dem Projekt Rückenwind hat
die AK Tirol eine beschäftigungspo-
litische Maßnahme für junge Tiroler
gesetzt, die bereits acht Monate nach
Start mehr als 100 jungen Menschen
eine berufliche Zukunftsperspektive
gebracht hat. Wir müssen jedoch alle
im Land gemeinsam an einem Strang
ziehen, um das Problem der Jugend-
und Altersarbeitslosigkeit aktiv zu
bekämpfen. Mit dem AMS und der
AMG im Land haben wir starke Part-
ner, die über die Probleme Bescheid
wissen. Dennoch sollten wir dieser
Arbeitsplatzkrise noch aktiver begeg-
nen.“
Betriebe neu ansiedeln.
Aufgrund besorgniserregender Ar-
beitsplatzdaten hat die Arbeiterkam-
mer Tirol vorgeschlagen, im Rahmen
VOLLVERSAMMLUNG
AK Budget für
2014 beschlossen
D
ie Vollversammlung der
AK Tirol hat das Budget
für 2014 in Höhe von rund
35,8 Mio. Euro beschlossen.
AK Präsident Erwin Zangerl:
„Durch die Beiträge der Be-
schäftigten kann die AK ihre
Aufgaben für ihre fast 300.000
Mitglieder bestens erfüllen. Die
AK ist auf keine öffentlichen
Mittel angewiesen, wodurch die
hohe Unabhängigkeit der Inte-
ressenvertretung der Arbeit-
nehmer gegenüber Staat und
Wirtschaft gewährleistet ist. In
Österreich verfügen wir als AK
über 3 Millionen Stimmen, fast
300.000 davon allein in Tirol,
für mehr Verteilungsgerechtig-
keit. AK Direktor Mag. Gerhard
Pirchner: „Die AK Tirol budge-
tiert sparsam im Sachaufwand
und beim Personaleinsatz. Die
Mittel werden im kommenden
Jahr in noch stärkere, hoch-
qualifiziertere und modernere
Service- und Beratungsleistung
investiert. Auch die Regionali-
sierungsoffensive für AK Mit-
glieder in allen Tiroler Bezirken
wird weitergeführt. Allein im
letzten Jahr verzeichnete die
Arbeiterkammer Tirol insge-
samt mehr als 320.000 tele-
fonische und persönliche Bera-
tungen.
Nr. 56, November 2013
Gute Arbeit.
„Statt immer mehr ungeregelter Beschäftigungsverhältnisse
brauchen die Tirolerinnen und Tiroler Vollarbeitsplätze, die ordentlich bezahlt
werden“, stellt AK Präsident Zangerl klar. „Jetzt ist das Land am Zug – die AK
Tirol ist bereit, ein beschäftigungswirksames Konjunkturprogramm mitzutragen.“
einer Beschäftigungsoffensive neue
Prioritäten im Landesbudget zu set-
zen. Dazu gehört auch ein Betriebs­
ansiedelungskonzept für das Land
und die einzelnen Bezirke und Regi-
onen. „Wir haben mit dem Arbeits-
landesrat jetzt einen Ansprechpartner
in der Regierung, mit dem eine ent-
sprechende Offensive gesetzt werden
kann“, betont Zangerl.
Neue Arbeit.
Positiv ist auch,
dass unsere Initiative für mehr Kin-
derbetreuungsplätze von Bund und
Land aufgenommen wurde. Mit den
von der Regierung angekündigten
jährlich 100 Millionen Euro können
35.000 neue Plätze in der Kleinkind-
betreuung geschaffen, bei 70.000
Plätzen die Öffnungszeiten verlän-
gert und mehr qualifiziertes Personal
für die Kinderbetreuung eingesetzt
werden. Das sind sinnvolle Investiti-
onen, die Arbeitsplätze schaffen. Wir
begrüßen hier die engagierten Bemü-
hungen von LR Beate Palfrader, die
diese Lücken in Tirol schließen will.
Von uns bekommt sie dafür unsere
volle Unterstützung. Auch im Bereich
Gesundheit und Pflege gibt es höch-
sten Bedarf an Fachkräften. Hier ge-
hören die Rahmenbedingungen ver-
bessert. Und wir werden massiv eine
Wiedereinführung des Kinderregress
bekämpfen, so Zangerl.
Schutz für Ältere.
Wir ge-
ben uns aber auch nicht zufrieden mit
der steigenden Zahl an Menschen,
die angeblich „zu alt“ für einen Job
sind. Zu fordern ist die Wiederein-
führung eines Bonus-Malus-Systems,
das aus heutiger Sicht kurzsichtig
abgeschafft worden ist: Unterneh-
men sollen belohnt werden, wenn
sie Personen der Generation 50plus
einstellen oder ältere Mitarbeiter
länger im Betrieb halten, ein Malus
soll andererseits fällig werden, wenn
ältere Mitarbeiter auf die Straße ge-
setzt werden. Die Erfahrung älterer
Beschäftigter ist ein Schatz, den es zu
heben und zu bewahren gilt. Kluge
Betriebe setzen deshalb auf den ganz-
heitlichen Ansatz des Generationen-
Managements.
Sechs Wochen Urlaub.
Eine sechste Woche Urlaub nach 25
Arbeitsjahren ist eine weitere wichtige
Maßnahme zur Gesunderhaltung der
Arbeitnehmer. Es ist ein Gebot der
Stunde, dafür zu sorgen, dass Men-
schen möglichst lange gesund an ih-
rem Arbeitsplatz tätig sein können.
Deshalb fordern wir auch vehement
die Einführung einer sechsten Ur-
laubswoche nach 25 Arbeitsjahren,
und zwar unabhängig davon, ob sie
beim selben Dienstgeber geleistet
wurden oder nicht.
<<
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Erwin Zangerl,
AK Präsident
G
ehts den Arbeitnehmern gut, gehts der Wirtschaft
und dem Land gut. Wenn dieMenschenmehr Geld
in der Tasche haben, können sie auch mehr ausgeben.
So einfach ist das Rezept, um die Inlandsnachfrage und
damit die Konjunktur in unserem Land zu beleben. Die
Arbeitnehmer müssen endlich ein größeres Stück von
den Unternehmensgewinnen bekommen. Tatsache ist,
dass die Beschäftigten ihr Geld zu fast 100 Prozent
wieder in die heimische Wirtschaft investieren. Im Ge-
gensatz zu den Großanlegern und Börsenspekulanten
verlagern die Arbeitnehmer ihr Geld nicht auf ferne
Bankenplätze, sondern sichern mit ihrem Einkommen die heimische Wirtschaft.
Umso wichtiger sind deutliche und höhere Gehalts- und Lohnzuwächse als in den
vergangenen Jahren. Denn jedes Prozent mehr an Lohnzuwachs kommt eins zu
eins der heimischen Wirtschaft zugute. Das sollte die Arbeitgeberseite bei den
laufenden Kollektivvertragsverhandlungen bedenken. Deshalb braucht es höhere
Löhne, niedrigere Steuern und vernünftige Preise bei Leben und Wohnen als das
beste Rezept für einen Konjunkturaufschwung.
<<
grüne in der ak
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
D
ie ArbeitnehmerInnen brauchen mehr Netto in der
Tasche, denn wichtigster Wachstumsmotor ist
der Konsum, der durch höhere Löhne angetrieben wird.
Deswegen ist es kaum nachvollziehbar, dass um jeden
Prozentpunkt Lohnerhöhung gekämpft werden muss.
Dabei geht es auch um die Verbesserung der Gesamt-
wirtschaft. Es ist ein sinnvoller Kreislauf: Höhere Löhne -
höherer Konsum - höhere Nachfrage - Investitionen und
Neueinstellungen. Und von höheren Löhnen profitiert
nicht nur die Volkswirtschaft, sondern durch höhere Steu-
ereinnahmen auch der Staat, der das Geld in die Bildung, Forschung und Entwick-
lung investieren kann. Konkret können höhere Löhne auch die regionaleWirtschaft
fördern. Es gibt immer mehr meist kleine Firmen, die auf lokale Produktion setzen,
zwar etwas teurer, aber mit weniger Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung.
Um diesen höheren Kosten gerecht zu werden, sind höhere Löhne für Arbeitneh-
merInnen essenziell. Das funktioniert aber nicht, wenn jeder Cent dazu verwendet
werden muss, um überhaupt über die Runden zu kommen.
<<
freiheitliche arbeitnehmer in der ak
Heribert Mariacher,
Fraktionsobmann
W
ir brauchen in Österreich einen Konjunkturauf-
schwung, und das ist durch höhere Löhnemöglich.
Denn stärkerer Lohnzuwachs bei niedrigen und mittleren
Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
führt zu einer größeren Kaufkraft. Dass eine höhere Kauf-
kraft wiederum einen Konjunkturaufschwung unterstützt,
das ist Fakt. Fakt in Österreich ist es aber auch, dass der
Großteil einer Lohnerhöhung nicht beim Arbeitnehmer
ankommt. Ohne Reformen bei Lohnnebenkosten wird es
nicht möglich sein, eine konjunkturbelebende Lohnsteige-
rung zu erreichen. Der Eingangssteuersatz von 36,5 Prozent gehört schnellst-
möglich gesenkt. Sozialversicherungsträger gehören zusammengelegt und die
Verwaltung schlanker gemacht. Falls eine neue Regierung diese Reformen nicht
angeht, werden wir keinen Binnenaufschwung erreichen. Wir Freiheitliche Arbeit-
nehmer setzen uns ein für Steuersenkung, die Zusammenlegung der Sozialversi-
cherungsträger und einen Mindestlohn von 1.600 Euro , um die Binnennachfrage
zu stärken und Arbeitsplätze in Österreich zu sichern.
<<
Sozialdemokratische GewerkschafterInnen
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
E
ines ist klar: Die gute Lage des Wirtschaftsstand-
ortes Österreich ist ohne die notwendige Inlands-
nachfrage und den damit verbundenen Konsum auf
Dauer nicht mehr zu halten. Nur auf den Export zu
setzen ist der falsche Weg. Wirtschafts- und neoli-
berale Kräfte wollen niedrige Löhne und wir sozialde-
mokratische GewerkschafterInnen sind in mehr als
452 jährlich stattfindenden Kollektivvertragsverhand-
lungen gefordert, für ArbeitnehmerInnen Lohn- und
Gehaltssteigerungen auszuverhandeln. Bisher mit
Erfolg, auch wenn sich die Verhandlungen als immer
komplizierter erweisen. Mitunter auch deswegen, weil GroßunternehmerInnen
längst in die Politik eingezogen sind und diese auch massiv beeinflussen und
damit auch unser Alltagsleben betroffen ist. Als GewerkschafterInnen, die sich
das ganze Jahr lang für die ArbeitnehmerInnen einsetzen, ist es wichtig, den
längst überfälligen Mindestlohn von 1.500 Euro umzusetzen. Zudem werden
wir auch mit Hochdruck daran arbeiten, dass der Faktor Arbeit steuerlich ent-
lastet wird, damit mehr Netto vom Brutto übrig bleibt.
<<
AK-Fraktionen zum Thema:
Aufschwung durch höhere Löhne
Foto: rangizzz/Fotolia.com
Foto:Auremar/Fotolia.com
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