Tiroler Arbeiterzeitung - page 1

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as ist ein Freizeitunfall,
was ein Notfall? Diese
oft folgenschwere Unter-
scheidung bei Hubschrauber-Einsät-
zen führt immer wieder zu existenz-
bedrohenden Problemen. Gerade in
Tirol kommt es laufend zu Unfällen
am Berg. Während sich Land und
Sozialversicherung bei medizinischen
Notfällen die Kosten für eine Heli-
Bergung teilen, sind Verletzte nach
Sport- und Freizeitunfällen oder bei
Bergnot mit Rechnungen von meh-
reren tausend Euro konfrontiert, die
sie selbst zu zahlen haben. Außer, sie
haben mit einer privaten Versicherung
vorgesorgt.
Mehrfach hat die Arbeiterkammer
Tirol auf die­se Grauzone aufmerksam
gemacht und Rechtssicherheit für die
Verunglückten durch eine verbind-
liche Regelung eingefordert. AK Prä-
sident Erwin Zangerl: „Die Regelung
des Landes sorgt für mehr Fragen als
Antworten. Es kommt zu einem Un-
fall, der Rettungshubschrauber wird
alarmiert, oft ohne dass der Patient
davon weiß, weil er etwa bewusstlos
ist, und dann muss sich der Betrof-
fene noch mit Kosten von mehreren
tausend Euro herumschlagen. Unfall
ist Unfall. Es muss endlich klargestellt
werden, dass alle medizinisch not-
wendigen Flüge abgedeckt sind. Was
für Kühe in Tirol gilt, muss auch für
Menschen gelten“.
Denn verletzte oder tote Kühe wer-
den auf Kosten des Landes (Selbsthalt
250 Euro) mit dem Hubschrauber
von den Almen abtransportiert, ver-
unglückte Menschen hingegen wer-
den teilweise voll zur Kassa gebeten.
Erwin Zangerl: „Gesundheitslan-
desrat Bernhard Tilg ist aufgerufen,
diese Ungerechtigkeit zu beseitigen.“
Wie bei Herrn Franz F. Er hatte einen
Unfall im Bereich des Karwendelge-
birges, bei dem er zeitweise bewusst-
los war. Die Bergwacht verständigte
den Notarzthubschrauber, der ihn
ins Krankenhaus flog. Am nächsten
Tag wurde Herrn F. eine Rechnung in
Höhe von 3.000,70 Euro ausgestellt.
Von seiner gesetzlichen Versicherung
wurde ihm eine teilweise Übernah-
me in Höhe des tarifmäßigen Satzes
in Aussicht gestellt. Nachdem keine
andere Versicherung die Kosten über-
nahm, konnten die AK Konsumen-
tenschützer von der Rettungsfirma
einen 25%igen Nachlass und die Be-
zahlung des Restbetrages in zwölf un-
verzinsten Teilbeträgen erreichen. Das
Land Tirol lehnt eine Kostenübernah-
me ab, weil es sich „eindeutig um ei-
nen Einsatz in Folge eines Unfalls in
Ausübung von Sport und Touristik
am Berg“ handelt.
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Teure Rettung.
Betroffene müssen Tausende Euro selbst bezahlen. Die AK fordert vom Land
Tirol eine einheitliche Kosten-Regelung für alle notwendigen Rettungshubschrauberflüge.
„Was für Kühe gilt, muss auch für verunglückte
Menschen in Tirol gelten.“
Erwin Zangerl, AK Präsident
Heli-Rettung darf nicht zum
finanziellen Notfall
werden!
Arbeiterzeitung
Tiroler
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ie Zahl der Hilfesuchenden beim
AK Unterstützungsfonds steigt
weiter an. Es geht um persönliche
Schicksale, von drohenden Exekuti-
onen bis hin zu Delogierungen usw.
Experte Dr. Lothar Müller berät in der
AK Reutte am 27. Nov, 11-14 Uhr,
AK Telfs am 4. Dez, 10-12 Uhr und
AK Schwaz am 11. Dez, 10-12 Uhr.
Bitte voranmelden bei der AK und alle
nötigen Unterlagen mitbringen.
Kompetente Hilfe
in Notfällen
SPRECHTAGE IM BEZIRK
Sicher ist sicher.
Die Helfer aus der Luft retten viele Leben. Aber die Rechnung danach kann auch zum finanziellen Notfall werden.
I
n die Falle getappt: So ergeht es
vielen Konsumenten in der digitalen
Welt. Die AK Tirol veranstaltet mit den
Betriebsräten aus Wattens einen kos­
tenlosen Infoabend „Vorsicht: Internet,
Handy & Co!“ am Do. 21. Nov, 19 Uhr
in der MZO Mehrzweckhalle Oberdorf
(Garbergasse 3, Nähe Freiwillige Feu-
erwehr) in Wattens. Hier erfahren Sie
von AK Experten das Wichtigste über
Cybercrime, Gewinnfallen, „Gratis“-
Schmäh, Phishing, sicheres Einkaufen
im Internet, Produktpiraterie, Voraus-
zahlungsbetrug, Datenschutz, private
Verkaufsportale als Falle uvm. Anmel-
dung unter 0800/22 55 22 – 1832
oder
INFOABEND IN WATTENS
Vorsicht: Internet,
Handy & Co!
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ie schaut die Zukunft unserer
Pensionen aus? Das erfahren
Sie vom Direktor der Pensionsversi-
cherungsanstalt (PVA) Dr. Christian
Bernard bei kostenlosen AK Infoa-
benden in Telfs und Landeck. Er gibt
außerdem Tipps, was beim „neuen“
Pensionskonto zu beachten ist. Für
alle Interessierten: Vorbeikommen
am Dienstag, 19. November um 19
Uhr in der AK Telfs, Moritzenstraße 1
(Anmeldung unter 0800/22 55 22
- 3838 oder
oder
am Dienstag, 26. November um 19
Uhr in der AK Landeck, Malserstraße
11 (Anmelden unter 0800/22 55 22
– 3434 oder
.
veranstaltungen
Wie sicher sind
die Pensionen?
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der kammer für arbeiter und angestellte für tirol
6. Jg. , November 2013 | Nr. 56
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aufend wenden sich verzweifelte
Patienten und ihre Angehörigen
mit Anfragen und Beschwerden an die
AK. Es wurden ihnen teils exorbitante
Kosten nach Hubschraubereinsätzen
verrechnet. Das bringt viele Betroffene
in ernste finanzielle Probleme.
Wer rasch hilft, hilft doppelt – nicht
so bei mancher Heli-Rettung. Denn die
derzeitige Regelung bei der Abrech-
nung ist skandalös. Zwar wird immer
öfter der Rettungshubschrauber alar-
miert, aber die Kosten dafür müssen
Betroffene dann selbst tragen, wenn
sie nicht zusätzlich versichert sind.
Die Krankenkassen decken nur ei-
nen Teil ab. Und das Land beruft sich
auf eine höchst fragwürdige Regelung:
Bei Einsätzen infolge von Verkehrsun-
fällen oder Notfällen werden die Kos­
ten für die Rettung aus der Luft über-
nommen, bei Freizeitunfällen jedoch
nicht. Da fragen sich die Bürger zu
Recht: Wann wird was bezahlt? Ist ein
Herzinfarkt beimWandern, Radfahren
oder beim Skifahren ein Notfall oder
ein Freizeitunfall? Nicht einmal Kinder
sind verschont: Ein Vierjähriger, der
bei einem Skikurs verunglückte, erhielt
eine Hubschrauberrechnung von mehr
als 4.000 Euro. Die Wiener Städtische
sprang zum Glück freiwillig ein.
Die Bürger verlangen, dass das Land
alle Patienten gleich behandelt. Tirol,
das sich so gerne als Sport- und Frei-
zeitland positioniert, sollte zumindest
im Bereich der Rettung aus der Luft
endlich eine zufriedenstellende Lösung
anbieten. Oder aber man müsste im
Falle eines Falles laut Muh schreien:
Denn verunglückte Rinder werden zum
Selbstbehalt von 250 Euro auf Landes­
kosten (!) mit dem Hubschrauber von
der Alm abtransportiert. Warum nicht
auch die Menschen?
kommentiert
Gleichbehandlung
bei der Bergung
AK Präsident
Erwin Zangerl
Foto:StephanMorrosch/Fotolia.com
Foto:Noam/Fotolia.com
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