Tiroler Arbeiterzeitung - page 7

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THEMA:
Teures Leben
Nr. 56, November 2013
Beschäftigte haben nichts davon
Behörden müssen ermitteln
GUT ZU WISSEN
E
ssen, Wohnen, Energie: Es
sind die Güter des täglichen
Lebens, die teurer werden
oder teuer bleiben. Die Lebensmittel-
preise zogen mit 4,4 Prozent doppelt
so stark an wie die Teuerung insge-
samt. Österreich ist in der Eurozone
das Land mit dem höchsten Preisni-
veau bei Lebensmitteln, so das EU-
Statistikamt Eurostat.
Familien trifft es.
Beim Woh-
nen stöhnen viele Familien unter
der immer größeren Belastung. Kein
Wunder: Die Mieten und Betriebs-
kosten sind in den letzten Jahren
doppelt so stark gestiegen, wie die
allgemeine Teuerung. Das spürt auch
Familie R. aus Innsbruck: „Miete
und Betriebskosten müssen immer
am Monatsersten bezahlt werden,
das reißt ein immer größeres Loch
in unser Haushaltsbudget. Glückli-
cherweise sind wir nicht auf das Auto
angewiesen, denn es tut schon weh,
wenn bei einmal Tanken gleich 70
Euro weg sind. Wir hoffen jeden Mo-
nat, dass keine größere Anschaffung
nötig ist, damit wir halbwegs über die
Runden kommen. Der Schulbeginn
der Kinder, eine kaputte Waschma-
schine oder der Kühlschrank, eine
größere Reparatur am Auto, schon
gibts Probleme. Dabei arbeiten wir
beide, meine Frau halbtags. Auch
beim Einkaufen merken wir, wie
teuer das Leben wird. Wir schauen
genau auf den Preis, studieren die
Prospekte, um Sonderangebote zu
finden und so Kosten zu sparen.“
Familie R. ist schon lange kein
Einzelfall, sondern die Regel. Den
Arbeitnehmern bleibt immer weni-
ger frei verfügbares Geld übrig. Die
Gehaltssteigerungen der letzten Jahre
liegen meist unter der Teuerungsrate,
die Steuerbelastung steigt, und dazu
kommen noch die Preissprünge beim
Leben und Wohnen. Kein Wunder,
dass inzwischen auch die Konsum-
ausgaben zurückgehen, und immer
mehr Haushalte den Gürtel enger
schnallen müssen.
Lebensmittel-Hochpreise.
Es gibt ihn noch immer, den Öster-
reich-Aufschlag auf die Lebensmit-
telpreise – das bestreitet niemand
mehr. Aber inzwischen werden im-
mer wieder Argumente vorgebracht,
warum das angeblich so sein muss:
Die hohen Berge, die hohen Löhne,
die hohe Qualität. Ist das wirklich
so? Gibt es nicht ganz andere Ursa-
chen? Auch bei den Spritpreisen und
beim Wohnen zahlen die Arbeitneh-
mer drauf, und auch das liegt nicht
einfach an der Schönheit unseres
Landes.
Die Ursachen müssen also anders-
wo liegen. Experten stellen fest, dass
die Marktkonzentration im Lebens-
mittelbereich in Österreich zu hoch
ist. Außerdem zahlen die Konsu-
menten seit Jahren durch die Preisab-
sprachen, die in der jüngsten Zeit be-
kannt wurden, saftig drauf. Da geht
es vor allem um Gewinn auf Kosten
der Käufer, also auf unsere Kosten.
Energiepreise explodieren.
Nicht anders ist die Situation bei
Benzin, Diesel, Gas und Heizöl.
Laut AK Treibstoffpreismonitor sind
die Preise im letzten Quartal wieder
gestiegen: Im Schnitt um 2,3 Cent
bei Super und um 4,7 Cent bei Die-
sel. Und Tirol ist wieder einmal trau-
riger Spitzenreiter bei den Treibstoff-
preisen.
<<
Nachgerechnet.
Essen, Wohnen, Energie: Das tägliche Leben wird
immer teurer. Wer profitiert hier auf Kosten der Arbeitnehmer?
Hohe Preise
auf unsere Kosten!
Mehr über unsere Forderungen finden Sie auf
WIR SIND ÜBER 3 MILLIONEN
STIMMEN FÜR MEHR
VERTEILUNGSGERECHTIGKEIT.
WIR WOLLEN:
GERECHTIGKEIT MUSS SEIN
Viel zu teuer.
Familie R. stöhnt unter der Preislawine. Das trifft immer mehr
Menschen in Tirol.
O
b Essen, Wohnen, Tanken: Wie überall geht es
um Macht- und Marktkonzentration, um Diktate
oder gar Preisabsprachen. AK Präsident Erwin Zan-
gerl: „Wir brauchen eine strengere und raschere
Preiskontrolle mit Biss im EU-Raum und in den Bun-
desländern. Auch hier sind die Unterschiede durch
nichts zu begründen. Bloß weil in Tirol die Berge höher sind, können nicht
Lebensmittel und Treibstoffe um so viel teurer sein.“
A
uf die Lohnkosten reden sich auch die großen
Lebensmittelketten aus, wenn sie durch AK
Preisvergleiche ins Visier geraten. „Das ist billig und
respektlos gegenüber den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl.
Und es ist sachlich unrichtig: Der Anteil der Arbeits-
kosten am Umsatz liegt in Österreich nur um drei Prozentpunkte höher
als in Deutschland, die Preise aber um durchschnittlich 15 Prozent.
Haushaltsbudget
besser im Griff
W
issen Sie wirklich genau, wo-
für Sie Ihr Geld ausgeben?
Hier ein paar Tipps:
Schriftlich.
Führen Sie ein Haus-
haltsbuch. Tragen Sie Fixkosten und
Einkommen am Monatsanfang ein.
Prüfen.
Oft finden Sie schon bei den
Fixkosten Einsparungsmöglichkeiten.
Sparen.
Planen Sie auch eine mo-
natliche Summe ein, die Sie für unge-
plante Ausgaben, wie Reparaturen,
zur Seite legen.
Regelmäßig.
Mindestens einmal pro
Woche sollten Sie Ihre laufenden
Ausgaben ins Haushaltsbuch über-
tragen (Kassazettel aufbewahren).
Sind Sie über Ihrem Rahmen, kön-
nen Sie dies in der Folgewoche aus-
gleichen.
Bargeld.
Beheben Sie wöchentlich
den Betrag, den Sie ausgeben wol-
len, und zahlen Sie nur mehr bar
statt mit Karte.
Tipp.
Nutzen Sie den AK-Haushalts-
budget-Rechner auf
com
unter Servicerechner. Der Vor-
teil dabei: Eine Analyse zeigt, welche
Ausgaben zu hoch sind, und gibt indi-
viduelle Tipps, wie und wo Sie sparen
können.
AK KAMPAGNE
VERANSTALTUNG
Mehr tun für
Gerechtigkeit
Wohnen als
Armutsfalle
I
n einer Kampagne macht die AK
jetzt darauf aufmerksam, was für
die Arbeitnehmer zählt: Leben und
Wohnen müssen wieder leistbar
sein (siehe unten). Ebenso nötig
sind weniger Steuern auf Arbeit,
mehr auf Vermögen – und gleiche
Bildungschancen für alle. Um diese
Themen geht es jetzt im Interesse
der Arbeitnehmer. Für die AK ist
eine spürbare Entlastung der Ein-
kommen wichtig. Vermögen wird
mit 0,5 % besteuert, bereits ab
1.200 Euro brutto im Monat fallen
36,5 % Lohnsteuer an. Eine Sen-
kung dieses Eingangssteuersatzes
ist ein Gebot der Stunde. Dafür
sprechen auch wirtschaftliche Ar-
gumente: Arbeitnehmer verwenden
ihr Geld überwiegend für den Kon-
sum. Mehr Geld im Börsl kurbelt
Wirtschaft und Beschäftigung an.
L
eistbarer Wohnraum in Tirol ist
Mangelware. Besonders hart trifft
es Menschen mit niedrigen Einkom-
men, die keinen Zugang zu gemein-
nützigen Wohnungen haben und die
auf den privaten, überteuerten Woh-
nungsmarkt angewiesen sind. Dieser
Problematik widmet sich die kosten-
lose Veranstaltung „Armutsfalle Woh-
nen – Möglichkeiten und Grenzen der
Sozialarbeit“ von AK Tirol und dieter-
miten (Plattform Kritische Sozialarbeit
Tirol) am
Do. 14. Nov., 18 Uhr, in der
AK Tirol in Innsbruck
. Es diskutieren
u.a.: Christian Zabernig (Ibk. Ref. Woh-
nungsvergabe), LA Ahmet Demir (Grü-
ne), Wilfried Hörtnagl (Abt. WBF Tirol),
Mag. Karl Ladenhauf (Abt. WBF Vlbg.),
Dr. Waltraud Kreidl (dietermiten) und
ein Dowas Vertreter. Moderation: Dr.
Margret Aull. Anmeldungen unter
Foto:GinaSanders/Fotolia.de
Foto:TomaszTrojanowski/Fotolia.com
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