Tiroler Arbeiterzeitung - page 11

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Nr. 60, Februar 2014
Regionale Produkte.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot, das sollten Konsumenten beim Einkaufen nie vergessen.
Wer auf heimische Lebensmittel setzt, kauft nicht nur Qualität, sondern sichert auch Infrastruktur und Arbeitsplätze.
Gesundes genießen
W
as macht mehr Gusto:
Eine resche Semmel aus
der Bäckerei ums Eck, der
noch ganz traditionell Form und Farbe
verpasst wurden? Oder ein aufgebacke-
ner Tiefkühl-Teigling, der es auf lan-
gen, für Konsumenten gar nicht mehr
nachvollziehbaren Wegen bis in einen
anonymen Back-Shop geschafft hat?
Die meisten werden sich hier wohl
für die regionale Variante entscheiden.
Fürs Brot vom Bäcker, zu dem es viel-
leicht auch noch ein kurzes Gespräch
über die Theke gibt. Und mit dem
man „so nebenbei“ einen Betrieb und
Arbeitsplätze sichert – und ein Stück
immer rarere Infrastruktur.
Kontrolle ist besser.
Auch für
Milch, Fleisch, Fisch, Obst oder Ge-
müse und die vielen Lebensmittel, die
daraus erzeugt werden, gilt: Wer hei-
mische Produkte aus Tirol bzw. Öster-
reich kauft, am besten aus biologischem
Anbau, erhält nicht nur hochwertigere
Qualität, sondern unterstützt auch
die oft noch kleinstrukturierte Land-
wirtschaft und trägt dazu bei, dass die
Wertschöpfung im Land bleibt. Nicht
zu vergessen auf das gute Gefühl, selbst
kontrollieren zu können, wo die Karot-
te gewachsen ist, oder auf welchem Hof
das Frühstücksei gelegt wurde.
Skandale.
Vieles spricht also dafür,
bewusster regionale Produkte – viel-
leicht sogar aus biologischer Erzeugung
– zu kaufen. Umso mehr, als nach je-
dem Skandal der globalisierten Nah-
rungsmittelindustrie postwendend der
nächste auffliegt: Von Analogkäse über
Pferdefleisch-Lasagne bis hin zur Kin-
derarbeit in Kakao-Plantagen. Hinzu
kommt, dass von den Lebensmittelher-
stellern noch nie so viel legal geschum-
melt werden konnte, wie heute, wenn
sie in bunten „Mogelpackungen“ un-
durchsichtige Zusatzstoffe (siehe oben
links) und minderwertige Zutaten zu
stattlichen Preisen vermarkten.
Dennoch fällt es Konsumenten im-
mer schwerer, sich gesund und regional
zu ernähren - trotz überquellender Re-
gale mit schier unbegrenztem Angebot.
Gesunder
Hausverstand.
Dabei müsste man nur ein wenig
in sich hineinhören: Können Erd-
beeren, die mitten im Winter vom
Obststand leuchten, denn wirklich
schmecken und gesund sein? Welche
Qualität kann ich mir von tiefgekühl-
ten Hendl-Keulen aus ausländischen
Mastbetrieben zum Schleuderpreis
erwarten? Und will ich wirklich ein
Fertigprodukt in die Mikrowelle
schieben, bei dem ich nicht einmal
mehr nachvollziehen kann, woher die
Zutaten dafür stammen?
Das beste und zugleich einfachste
Rezept gegen industrialisierten „Ein-
heitsbrei“ auf Basis von Massentier-
haltung und Monokulturen lautet:
Selberkochen mit hochwertigen aro-
matischen heimischen Grundnah-
rungsmitteln. Es gibt viele gesunde
Gerichte, die schnell zuzubereiten
und übrigens meist viel billiger sind,
als vorgefertigtes Convenience-Food
aus Packerl und Tiefkühltruhe! Rech-
nen Sie einfach selbst nach.
Tipps für den Einkauf:
• Wählen Sie Produkte regional und
möglichst auch saisonal. Das spart
lange Transportwege.
• Reduzieren Sie Fleisch- und Wurst-
konsum auf zwei bis drei Mahlzeiten
pro Woche, investieren Sie lieber in
(Bio-)Qualität statt in Quantität.
• Kaufen Sie heimischen Fisch mit
Umweltsiegel statt Produkten aus
überfischten Meeren.
• Nehmen Sie Angaben auf Verpa-
ckung unter die Lupe und achten
Sie auch auf Hersteller, Erzeugungs-
land etc.
Essen mit Genuss.
Und weil
viele Kochen als notwendiges Übel
empfinden: Vielleicht entdecken ja
auch Sie das Zubereiten der Mahl-
zeiten als Erlebnis, das Sie mit Ihrer
Familie zelebrieren, statt industriell
Vorgefertigtes einfach emotionslos
aufzuwärmen. Denn Lebensmittel
sind nicht nur da, um satt zu werden,
sie sind Mittel zum Leben.
<<
K
onsumenten haben es nicht mehr einfach. Kaum
schauen sie sich die Zutatenliste auf einer Lebens-
mittel-Verpackung genau an, sind sie dort garantiert mit
einigen E-Nummern konfrontiert. Mit ihnen werden in der
EU Lebensmittelzusatzstoffe gekennzeichnet. Doch was
verbirgt sich hinter diesen Abkürzungen? Es sind verschie-
dene Zusatzstoffe, die z. B. eine Speise färben oder ihren
Geschmack verstärken, sie verdicken oder länger haltbar
machen. Woraus sie erzeugt werden, ob sie ungefährlich
oder bedenklich sind, lesen Sie in der AK Broschüre „E-Num-
mern“. Einfach kostenlos anfordern unter 0800/22 55 22
– 1832 oder herunterladen auf
W
issen Sie, wie viele Kalorien Sie mit Ihrer Lieblingspiz-
za zu sich nehmen? Oder ob das neue Fastenjoghurt
wirklich wenig Fett enthält? Der AK Ampelrechner im In-
ternet zeigt es Ihnen. Er übersetzt Nährwertangaben auf
Lebensmitteln in die Ampelfarben Rot, Gelb und Grün und
signalisiert so, ob viel, mittelmäßig oder wenig Fett, gesät-
tigte Fette, Zucker oder Salz in einem Produkt enthalten
sind. Grün steht für wenig, Gelb für einen mittleren und Rot
für einen hohen Gehalt. Alter und Geschlecht werden dabei
natürlich berücksichtigt. Den Ampelrechner gibts auf www.
ak-tirol.com unter Service/Rechner oder fürs Handy gratis
im App-Store unter „Arbeiterkammer“.
Was alles in unserem Essen steckt
AK Ampelrechner enttarnt Fettfallen
Weil Großes
im Kleinen beginnt
Unser
Fußabdruck
Umwelt.
Wie jeder mit einfachsten Handgriffen die Welt ein bisschen
lebenswerter machen kann, verrät Biologe Andreas Schlumberger.
Bewusst.
In der Konsumgesellschaft belasten
viele Entwicklungen Menschen und Umwelt.
K
aum zu glauben, dass eine En-
ergiesparlampe mit 11 Watt
Leistung in 10.000 Betriebs-
stunden gegenüber einer herkömm-
lichen Glühbirne 480 Kilowattstunden
und 312 Kilo des Treibhausgases Koh-
lendioxid einspart!
Weil Großes sehr oft im Kleinen
beginnt, hat der Biologe Andreas
Schlumberger in seinem Buch „50 ein-
fache Dinge, die Sie tun können, um
die Welt zu retten, und wie Sie dabei
Geld sparen können“ zusammenge-
fasst.
So gilt etwa der Kühlschrank als ein
Haupt-Stromfresser im Haushalt. Mit
jedem Grad Celsius, um das er seine
Temperatur weniger absenken muss,
spart man 6 % Energie. Optimal wä-
ren 7 bis 8 Grad plus. Umgerechnet auf
eine 15jährige Lebensdauer, kann man
damit Strom für 150 Euro einsparen!
Sehr kritisch geht Schlumberger
auch mit Weichspülern ins Gericht:
Denn sanft machen sie nur die Wä-
sche. Sonst sind sie wahre Umweltsün-
der, die wenigsten Kläranlagen können
Rückstände überhaupt entfernen. Bes-
ser umweltfreundliche Kautschuk-Ku-
geln verwenden, so spart man noch bis
zu 20 Euro pro Jahr.
Außerdem rechnet er vor, mit wie
viel Luftverschmutzung Gärtnern
verbunden sein kann: Eine Stunde
Rasenmähen mit einem Gerät mit
Zwei-Takt-Motor erzeugt mehr als ein
halbes Kilo äußerst lungenschädliche
Schadstoffe, wie Stickoxide oder Koh-
lenmonoxid. Ein einziger Zwei-Takt-
Rasenmäher setzt in dieser Stunde so
viel Kohlenwasserstoffe frei wie 200
Autos mit Katalysator. Bei einem Vier-
Takt-Motor entspricht der Ausstoß
noch immer jenem von 26 Pkw!
Deshalb bei kleinen Flächen besser
den Handmäher verwenden, mit dem
man sich gleichzeitig auch noch sport-
lich betätigen kann. Für große Gärten
gibt es bereits Geräte, die mit Solar­
energie betrieben werden.
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B
edeutete Nachhal-
tigkeit einst, dass
dem Wald nur so
viel Holz entnommen wer-
den soll, wie nachwachsen
kann, ist der Begriff längst
ein Modewort und steht
für einen Lebensstil, der
Umwelt und Menschen
schützt, durch den wir
bewusster leben und Ver-
antwortung für künftige
Generationen tragen.
Dabei hilft das Wissen um den
ökologischen Fußabdruck. Er ist jene
Fläche, die nötig ist, um den Lebens-
standard eines Menschen auf Dauer
zu ermöglichen (unter heutigen Pro-
duktionsbedingungen): Für Nahrung,
Kleidung, Energie und
Müllentsorgung,
aber
auch zum Binden des von
ihm freigesetzten Kohlen-
dioxids. Daraus ergeben
sich „Globale Hektar“ pro
Person und Jahr.
Laut Global Footprint
Network beträgt der öko-
logische Fußabdruck der
Menschheit 18 Mrd. ha
und überschreitet die Ka-
pazitäten um 50 %. So
verbrauchen die USA fünfmal so viel
Platz wie die armen Länder Afrikas.
Österreich liegt mit 44 Mio. globalen
ha weltweit auf Platz 17.
Bestimmen Sie Ihren „Footprint“, z.
B. auf
<<
THEMA:
LEBEN & ESSEN
Bewusst einkaufen.
Aus wenigen aromatischen Lebensmitteln lässt sich im Handumdrehen ein Festmahl zaubern.
Spuren.
Jeder kann zu
nachhaltigerem Leben
beitragen.
Alle Tipps finden Sie im Taschen-
buch „50 einfache Dinge, die Sie tun
können, um die Welt zu retten, und
wie Sie dabei Geld sparen können“
von Andreas Schlumberger, Verlag
Westend.
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Foto:Printemps/Fotolia.com
Foto:Mopic/Fotolia.com
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